
Motorsport: News | 28.10.2011
LMP1-Boliden künftig mit Löchern in Kotflügeln?
Um ein unkontrolliertes Abheben der LMP1-Fahrzeuge zu verhindern, schreibt der ACO künftig Öffnungen in den Kotflügeln vor, erntet dafür aber auch Kritik
Der schwere Testunfall von Peugeot-Pilot Nicolas Minassian im Frühjahr in Le Castellet hat weitere Konsequenzen, was die technischen Regularien der LMP1-Boliden betrifft. Nachdem im Vorfeld des ILMC-Laufs in Silverstone zunächst die Bodenfreiheit der Fahrzeuge von 20 auf 25 Millimeter erhöht wurde, folgt nun der nächste Schritt.
Gemäß einer neuen Verordnung des ACO müssen die Fahrzeuge künftig auf der Oberseite der Kotflügel eine Öffnung der Größe von 20x25 Zentimeter aufweisen, sodass die Räder von oben sichtbar sind. Davon betroffen sind sowohl die vorderen als auch die hinteren Kotflügel der LMP1-Autos.
Sinn und Zweck der Maßnahme soll es sein, ein unkontrolliertes Abheben der Autos wie im Falle von Minassian in Le Castellet zu verhindern. Nick Carpenter von Delta Motorsport, der bereits die Studie zur Einführung der Heckflosse federführend vorangetrieben hatte, erklärt : "Wenn das Auto quer kommt, entsteht zwischen den Rädern und den Kotflügeln eine Zone mit hohem Druck. Zudem wird die Luft über den Kotflügeln beschleunigt, was ein Abheben des Fahrzeugs zusätzlich begünstigt. Aus diesem Grund ist eine Öffnung in diesem Bereich eine gute Lösung."
Von dieser Lösung sind jedoch längst nicht alle Beteiligten überzeugt. Audi-Technikchef Martin Mühlmeier beispielsweise äußert Bedenken dahingehend, dass die Fahrzeuge aufgrund der Öffnungen auf den Geraden instabil werden. "In der Theorie ist der Ansatz gut, aber durch die Öffnungen in den Kotflügeln verlagert sich der Schwerpunkt des Autos nach vorn, weshalb es bei Geradeausfahrt zu instabilerem Fahrverhalten kommen kann."
Auch Oak-Teamchef Francois Sicard ist nicht überzeugt. Der Franzose erwartet stattdessen stetig verändernde Abtriebs- und Luftwiderstandswerte aufgrund der Öffnungen, die das Auto ebenfalls unberechenbar machen würden. Bis zum 1. April 2012 hat der ACO den Teams freigestellt, ob sie die Öffnungen in den Kotflügeln ihrer Fahrzeuge platzieren. Für den Fall, dass sich ein Team dagegen entscheidet, wird dieses jedoch ein noch zu spezifizierendes Zusatzgewicht in Kauf nehmen müssen.