Motorrad-WM: Brno | 14.08.2011
Stoner zieht der Konkurrenz davon
Casey Stoner siegt mit großem Vorsprung in der Tschechischen Republik. Jorge Lorenzo wird nur Vierter, Dani Pedrosa nach Sturz ausgeschieden.
Casey Stoners Vorsprung in der MotoGP-Gesamtwertung wird immer größer. Der Australier feierte beim Grand Prix der Tschechischen Republik einen ungefährdeten Sieg, nachdem sein Honda-Teamkollege Dani Pedrosa in der dritten Runde in Führung liegend ausgerutscht und gestürzt war. Stoner führt die WM nun mit 32 Punkten Vorsprung an, da Weltmeister Jorge Lorenzo als Vierter reichlich an Boden verlor.
Honda feierte trotz Pedrosas Ausfall einen Dreifach-Triumph, da Andrea Dovizioso und Marco Simoncelli die Plätze zwei und drei belegten. Für Simoncelli war es die erste Podiumsplatzierung in der MotoGP. Hinter Lorenzo erreichte Ben Spies als Fünfter das Ziel, Valentino Rossi wurde als bester Ducati-Pilot Sechster.
Als das Rennen um 14 Uhr bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen gestartet wurde, setzte Pedrosa seine Pole Position zunächst in die Führung um. Allerdings rückte Lorenzo nach einem ebenfalls gelungenen Start noch im Laufe der ersten Runde auf Platz eins vor. Dahinter folgten das Werkshonda-Paket mit Pedrosa, Dovizioso und Stoner sowie Ben Spies.
Lorenzos Führung sollte allerdings nicht lange Bestand haben. Im dritten Umlauf wurde der Mallorquiner sowohl von Pedrosa als auch Stoner kassiert. Alles sah nun nach der erwarteten "One Man Show" des Dani Pedrosa aus, war der Spanier doch an diesem Wochenende in jeder trockenen Trainingssitzung der mit Abstand schnellste Fahrer gewesen.
Doch nur zwei Kurven nachdem Pedrosa die Führung zurückerobert hatte, rutschte er in Kurve vier über das Vorderrad seiner Honda RC212V weg und schied aus. Stoner erbte Platz eins und sollte diese Position bis ins Ziel nicht mehr abgeben. Zwei Runden später verlor Lorenzo den zweiten Platz an Dovizioso. Unterdessen stürzte Lokalmatador Karel Abraham, konnte aber dank der Hilfe der Streckenposten zunächst weiterfahren. In Runde 15 folgte aber das endgültige Aus für den Tschechen, als er langsam in die Box rollte.
Pedrosa und Abraham waren nicht die einzigen Fahrer, die nach Stürzen das Ziel nicht erreichten. Cal Crutchlow rutschte in der siebenten Runde in der ersten Rechtskurve nach der langen Start-Ziel-Geraden aus und landete unsanft im Kies. Sechs Runden vor dem Ende verlor Alvaro Bautista im Kampf mit Valentino Rossi um Platz sechs die Kontrolle über seine Suzuki GSV-R. Für sein Team endete der Ausflug in die Tschechische Republik also mit einer enttäuschenden Nullnummer, Wildcard-Pilot John Hopkins musste seinen Rennstart ja nach einem Sturz im freien Training verletzungsbedingt absagen.
Während Stoner an der Spitze einsam seine Runden drehte, kämpften Dovizioso, Lorenzo und Simoncelli um die zweite Position. Im neunten Umlauf ging Lorenzo an Dovizioso vorbei, doch anschließend litt der Weltmeister offensichtlich mit Problemen an seinem Vorderreifen. Der Mallorquiner rutschte immer wieder stark, wodurch ihn die beiden italienischen Honda-Piloten überholen und abhängen konnten.
Der Rest des Rennens war für das Honda-Trio nur noch Formsache. Stoner verwaltete seinen riesigen Vorsprung an der Spitze, während Simoncelli Dovizioso nicht mehr gefährlich werden konnte. Lorenzo rettete Platz vier vor seinem Teamkollegen Spies ins Ziel. LCR-Honda-Pilot Toni Elias feierte einen kleinen Achtungserfolg, indem er immerhin beide Pramac-Ducati-Fahrer hinter sich lassen konnte und Elfter wurde.
Moto2: Iannone gewinnt in Brno
Spannender kann ein Motorradrennen kaum sein: Nach zwanzig heiß umkämpften Runden hat Andrea Iannone den Moto2-Grand-Prix der Tschechischen Republik gewonnen. Der Italiener setzte sich gleich gegen vier Konkurrenten durch, die bis zum Ziel um den Sieg kämpften: Marc Marquez, Stefan Bradl, Alex de Angelis und Tom Lüthi. Für Iannone war es nach seinem Erfolg in Jerez der zweite Saisonsieg.
Stefan Bradl, der das Rennen lange Zeit angeführt hatte, wahrte durch den dritten Platz seine gute Ausgangsposition in der Gesamtwertung. Gegenüber dem zweitplatzierten Marquez verlor er lediglich vier Zähler und führt die Weltmeisterschaft nach zehn von 17 Rennen mit 43 Punkten Vorsprung auf den Spanier weiter an.
Der Deutsche übernahm gleich beim Start die Führung und bog vor Pole-Sitter Marquez in die erste Kurve ein. Beim Anbremsen auf die dritte Kurve wäre der amtierende 125er-Champion beinahe in Bradl hineingerutscht. Beide Fahrer kamen dadurch zu weit nach außen, wodurch der ebenfalls hervorragend gestartete Lüthi auf Platz eins vorrücken konnte. Dahinter folgten Bradl, de Angelis und Marquez.
Dieses Quintett sollte das Geschehen auch in den folgenden 19 Runden bestimmen. Dem Rest des Feldes blieb allenfalls der Kampf um Platz sechs. Aus diesem Rennen verabschiedeten sich Randy Krummenacher, Jules Cluzel, Max Neukirchner und Bradley Smith allerdings relativ schnell – sie alle stürzten bereits in der Anfangsphase und schieden vorzeitig aus.
Nachdem Bradl in der zweiten Runde wieder die Führung übernommen hatte, sah es im fünften Umlauf schon fast so aus, als ob er sich an der Spitze absetzen können würde. Nach einem neuen Rundenrekord betrug sein Abstand auf den zweitplatzierten Iannone bereits 0,6 Sekunden. Doch der Italiener ließ nur eine Runde später einen neuen Rekord folgen und schloss wieder zu Bradl auf.
Fortan wechselten sich Iannone, Marquez und de Angelis bei der Verfolgung Bradls ab, der sich trotzdem nicht entscheidend absetzen konnte. Lüthi schien Mühe zu haben, an den Top 4 dranzubleiben, hielt aber aufgrund der zahlreichen zeitraubenden Positionswechsel der Streithähne vor ihm den Anschluss. Vor allem de Angelis und Marquez berührten sich mehrere Male, da der Sanmarinese besonders aggressiv zu Werke ging und dem Spanier oftmals kaum Platz ließ.
In der 13. Runde übernahm Iannone schließlich die Führung, die er nach einem Konter Bradls in der dritten Kurve auch behaupten konnte. Die Positionskämpfe an der Spitze wurden nun immer hitziger, und Bradl, der zuvor rundenlang in Führung gelegen hatte, schien von der Angriffslust seiner Kontrahenten etwas überrascht zu sein. Dadurch, dass sich de Angelis und Marquez beinahe gegenseitig aus dem Rennen geschossen hätten, fand Bradl aber wieder schnell den Anschluss an Iannone.
Vier Runden vor dem Ziel knöpfte sich der Deutsche Iannone wieder vor und eroberte die Führung zurück. Eine Runde später zog Marquez nach, Iannone war plötzlich nur noch Dritter. Doch zwei Runden vor Schluss holte der Italiener zum entscheidenden Angriff aus: Vor Kurve drei bremste er sich innen an Marquez und Bradl vorbei und war wieder Erster.
Bradl musste einen weiten Bogen fahren, um einer Kollision mit Iannone zu entgehen und reihte sich als Dritter hinter Marquez wieder ein. Diese Reihenfolge sollte bis zum Schluss Bestand haben, auch wenn Marquez ein weiteres Mal Iannone angriff, wogegen sich dieser aber erfolgreich wehren konnte.
125 cm³: Cortese feiert 1. Grand-Prix-Sieg!
Im 109. Versuch hat es für Sandro Cortese endlich geklappt – der 21 Jahre alte Deutsche feierte in Brno seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Cortese setzte sich in einem spannenden Zweikampf gegen den Franzosen Johann Zarco durch, der sich mit Platz zwei begnügen musste und seinerseits weiterhin auf den ersten Sieg bei einem Grand Prix warten muss. WM-Leader Nicolas Terol schied in der neunten Runde mit technischen Problemen aus.
Dabei hatte das Rennen für den Spanier so gut begonnen: Als Pole-Sitter entschied Terol den Start für sich, dahinter schoss sein Teamkollege Hector Faubel aus der zweiten Reihe nach vorne und reihte sich noch vor der ersten Kurve als Zweiter ein. Einen noch besseren Start erwischte Sergio Gadea, der aus der dritten Reihe kam und zunächst Platz drei übernahm. Dahinter folgten Zarco und Cortese. Für Niklas Ajo war das Rennen bereits in der vierten Kurve nach einem Sturz beendet.
Faubel konnte sich aber nicht lange im Spitzenfeld des Rennens halten. Bereits in der zweiten Runde hatten sich Zarco, Terol und Cortese ganz vorne etabliert, während Faubel und Gadea die zweite Gruppe anführten, die jedoch schnell den Anschluss an das Führungstrio verlor. Adrian Martin und Danny Kent stürzten in der zweiten Runde und schieden aus.
In der sechsten Runde hatten sich Terol, Zarco und Cortese bereits deutlich vom Rest des Feldes abgesetzt. Besonders beeindruckend waren dabei Corteses Rundenzeiten: Bereits in der zweiten Runde war der Aprilia-Pilot schneller als im Qualifying. Unterdessen wechselten sich Terol und Zarco an der Spitze ab, während sich Cortese mit Platz drei begnügte.
In der neunten Runde wurde aus dem Dreikampf um den Sieg plötzlich ein Zweikampf. Terol wurde immer langsamer und rollte schließlich am Streckenrand aus. Ein technischer Defekt zwang den an diesem Wochenende so dominanten WM-Leader zur Aufgabe. Terols Ausfall bedeutete auch, dass die riesengroße Verfolgergruppe nun um einen Podiumsplatz kämpfte.
Maverick Vinales, Faubel, Gadea, Alberto Moncayo, Miguel Oliveira und Efren Vazquez balgten sich in teils hitzigen Positionskämpfen von Kurve zu Kurve um die Plätze. Das erste Opfer dieser beinharten Manöver war in der 14. Runde Vazquez, der das Tempo nicht mitgehen konnte und stürzte.
Zwei Runden vor dem Ziel ging an der Spitze Cortese zum ersten Mal an Zarco vorbei. Der Deutsche schien vor allem im hinteren Streckenabschnitt etwas schneller als der Franzose fahren zu können. Zarco blickte sich nach Corteses Überholmanöver nach hinten um, um sich zu vergewissern, wie groß der Abstand auf die Verfolger war. Angesichts einer neun Sekunden großen Lücke war klar: Zarco und Cortese würden den Sieg unter sich ausmachen.
Zu Beginn der letzten Runde bremste sich Zarco am Ende der Start-Ziel-Geraden wieder an Cortese vorbei, doch in der dritten Kurve konterte Cortese und presste sich wiederum am Derbi-Piloten vorbei. Zarco probierte es in den folgenden Kurven immer wieder, sich innen an Cortese vorbeizuschieben, doch der deutsche Pilot war auf der Bremse sehr stark und behielt stets die Führung.
In der letzten Links-Rechts-Kombination vor dem Ziel kam es schließlich zum Showdown. Mit einem verzweifelten Bremsmanöver schob sich Zarco innen neben Cortese. Die beiden Kontrahenten berührten sich, als sie ihre Maschinen für die letzte Rechtskurve umlegten. Nun lag Cortese auf der günstigeren inneren Linie und gab nicht nach. Der Deutsche klappte ein wenig den linken Ellenbogen aus, und Zarco rutschte, ohne Einwirkung seines Gegners, etwas über das Vorderrad.
Somit war der Weg frei für Cortese, Zarco musste sich mit Platz zwei begnügen. Moncayo entschied den Kampf um Platz drei für sich, während Oliveira in der letzten Kurve stürzte. Faubel wurde Vierter vor Gadea und Vinales. Marcel Schrötter sammelte als 14. zwei WM-Punkte, Luca Grünwald kam als 18. ins Ziel.