WTCC: Interview | 09.08.2011
Lotti: Jetzt liegt es an Volvo
In wenigen Wochen fällt die Entscheidung: Steigt Volvo im kommenden Jahr werksseitig in die WTCC ein oder bleibt es bei der Evaluierungssaison 2011?
In der Tourenwagen-WM stehen seit einer Woche die Räder still, doch die Blicke des Fahrerlagers richten sich mit großer Spannung nach Schweden. Dort wird in wenigen Wochen die Entscheidung gefällt, ob Volvo im kommenden Jahr ein Werksteam an den Start bringt oder ob es die Skandinavier bei der Evaluierungssaison 2011 belassen. Letzteres Szenario wird aber immer unwahrscheinlicher.
Dies liegt vor allem an den starken Ergebnissen von Robert Dahlgren, dem Polestar-Rennstall und dem Volvo C30 Drive. Seit dem vierten WM-Event in Ungarn zählen die Schweden nämlich zum Kreis der ständigen Punkteanwärter in der Tourenwagen-WM und erzielten mit Startplatz zwei und Rang vier unlängst ihre bisher besten Resultate in der WTCC – einzig der erste Podestplatz fehlt Volvo noch.
Dahlgren zeigt sich dennoch zufrieden mit den bisherigen Leistungen. "Natürlich willst du immer noch etwas besser abschneiden", sagt der 31jährige gegenüber motorsport-total.com. "Wir haben jetzt aber ein sehr gutes Paket beisammen, das sehr vielversprechend ist." Darauf ließe sich aufbauen – sofern dies von der Konzernleitung gewünscht wird. WM-Promoter Marcello Lotti hofft sehr darauf.
"Volvo hat großes Potenzial", gibt der italienische Serienboss zu Protokoll. "Ich bin mir sicher: Noch vor dem Saisonende sehen wir diese Marke auf dem Treppchen." Angesichts der bevorstehenden Entscheidung über das Rennprogramm ab 2012 sei er ganz zuversichtlich, müsse aber genauso abwarten, wie alle anderen auch. "Ich persönlich rechne damit, dass Volvo 2012 mit dabei sein wird."
"Natürlich wäre ich enttäuscht, wenn sie nicht mitmachen würden. Das ist ganz klar", sagt Lotti am Rande des Deutschland-Events in Oschersleben. "Der Konzern muss allerdings einer gewissen Strategie folgen, und diese können wir nicht beeinflussen. Sie werden ihre Leistung genau analysieren. Sie haben sämtliche Informationen, und jetzt liegt es einfach an ihnen, eine Entscheidung zu treffen."
Die Konkurrenz ist jedenfalls begeistert vom Auftreten der Skandinavier: "Sie leisten tolle Arbeit", meint etwa Tiago Monteiro. "Ab sofort scheinen sie echte Podestkandidaten zu sein. Das ist wirklich beeindruckend." Rob Huff (Chevrolet) pflichtet seinem Seat-Rivalen bei: "Speziell das Chassis scheint sehr gut zu sein. Ihr Fahrzeug ist nun ein Paket, das nur schwer zu schlagen ist."
Dies habe Polestar nicht zuletzt dem neuen 1,6-Liter-Turbomotor zu verdanken, den Dahlgren seit Brünn in seinem Volvo C30 Drive zum Einsatz bringt. "Sie fahren aber auch mit 60 Kilogramm weniger Gewicht als wir. Auf einer normalen Rennstrecke macht das ziemlich viel aus. Das darf man – bei aller Euphorie – nicht vergessen", meint Huff. "Trotzdem: Diese Mannschaft bringt frische Farbe ins Spiel."