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Rallye Dakar 2013

Ferdinand Kreidl im Telefoninterview

Ferdinand Kreidl im motorline.cc-Interview am Dakar-Ruhetag: Über die in der Wüste lauernden Gefahren und den Unterschied zwischen Werks- und Privatteam.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: KLS Rally Raid Team

Ferdinand Kreidl ist der einzige österreichische Starter bei der diesjährigen Rallye Dakar – der 45-jährige Offroad-Biker aus dem KLS Rally Raid Team bestreitet die Kultwüstenrallye heuer zum zweiten Mal, im Vorjahr fiel er auf Platz 90 liegend einem technischen Defekt zum Opfer, diesmal möchte Kreidl die ersehnte Zielflagge sehen. Er pilotiert eine private KTM 450 RR und liegt nach den ersten acht von insgesamt 14 Etappen auf Platz 102, von den 196 gestarteten Bikes sind noch 139 im Rennen.

Auf der siebten Etappe ereignete sich auf der Verbindungsstrecke ein katastrophaler Verkehrsunfall, der 25-jährige Motorradpilot Thomas Bourgin kollidierte mit einem entgegenkommenden Polizeifahrzeug und erlag noch an Ort und Stelle seinen schweren Verletzungen. Am Mittwoch kamen zudem bei einem Unfall eines Begleitfahrzeugs auf der Verbindungsetappe zwei Einheimische ums Leben…

Ferdinand Kreidl versucht, nicht allzu viel über die tragischen Unfälle nachzudenken – im knallharten Alltag der Wüstenrallye hat er ohnehin kaum Zeit zum Grübeln. Bei seinen einsamen Fahrten durch die argentinische respektive die chilenische Wüste sei Denken zudem gefährlich, erklärte Kreidl im Gespräch mit motorline.cc. Am rennfreien Sonntag nahm sich der Salzburger Zeit für ein kurzes Telefoninterview.

Ferdinand, einer deiner Mitbewerber auf dem Motorrad, Thomas Bourgin, kam am siebten Tag bei einem Verkehrsunfall ums Leben – wie gehst du damit um?

Natürlich berührt es einen, wenn einer deiner Kollegen auf so dramatische Art und Weise ums Leben kommt – wir haben im Biwak auch eine Trauerminute gehalten und an ihn gedacht. Es ist einfach traurig…

Kann man so etwas komplett wegblenden beim Fahren in der Wüste?

Es war ja kein Rennunfall, sondern ein Unfall im öffentlichen Verkehr, auf einer Verbindungsetappe. Sicher macht man sich trotzdem Gedanken – aber beim Fahren denkt man nicht daran.

Woran denkt man, wenn man stundenlang ganz alleine auf dem Motorrad durch die Wüste fährt?

Man denkt eigentlich an gar nichts, man konzentriert sich auf die Strecke. Man achtet darauf, dass man keine Felsen oder Dünenkanten übersieht.

Manchmal kommen einem dann schon Gedanken, aber eher ganz normale Gedanken, die man auch daheim in Österreich hat. Aber das sollte eigentlich nicht passieren, denn dann wird es gefährlich, dann kann es passieren, dass einem Fehler unterlaufen.

Welche Fehler meinst du?

Dass man zum Beispiel etwas übersieht, die Kante einer Düne beispielsweise. Ich habe zudem immer wieder eine beschlagene Brille, wenn dann noch die Autos überholen, ist die Sicht gleich null und man fabriziert einen Sturz. So habe ich bereits die dritte Felge kaputt gemacht.

Du liegst nach acht von 14 Tagen auf Platz 102, für einen Privatfahrer mit 45 Jahren eine tolle Leistung – ist der sportliche Wettkampf um Platzierungen von großer Bedeutung für dich oder geht es eher darum, ins Ziel zu kommen?

Ins Ziel kommen möchte ich auf jeden Fall - das ist mir wichtig, denn das ist uns im Vorjahr nicht vergönnt gewesen. Was die Platzierung anbelangt, kämpfen wir alle mit unterschiedlichen Voraussetzungen, ein Werks-Motorrad kannst du überhaupt nicht mit einem Kunden-Bike vergleichen, der Unterschied zwischen Werksfahrer und Privatier ist riesengroß.

Worin besteht dieser Unterschied?

Allein schon beim Fahrwerk hast du Riesenunterschiede. Die Werkspiloten haben ein perfektes Fahrwerk, das spürst du bei jedem Einlenken, es lässt sich viel leichter führen. Das wiederum hat zur Folge, dass die Werksfahrer nicht so schnell müde werden.

Aber nicht nur beim Bike selbst gibt es Unterschiede. Schon bei der Vorbereitung auf die Rallye liegen Welten zwischen den Werksteams und den Privatiers – die Werksfahrer bereiten sich ganz anders, viel intensiver und mit einem vergleichsweise riesigen Aufwand auf den Event vor.

Den freien Tag wiederum brauchen sowohl Werks- als auch Privatfahrer – wie sieht dein freier Tag aus? Hat man wirklich Ruhe am Ruhetag?

Ich nütze den Ruhetag, um mein Motorrad und meine Ausrüstung zu pflegen, außerdem widmet man sich intensiv der Körperpflege.

Viel Zeit zum Nachdenken hat man also auch am Pausentag nicht – besteht dennoch die Gefahr, dass man ins Grübeln kommt oder gar ans Aufgeben denkt? Einfach weil der Alltag der Rallye – aufstehen und wieder in den Sattel setzen – da plötzlich unterbrochen wird?

Nein, also ich zumindest denke überhaupt nicht ans Aufgeben, ich möchte unbedingt ins Ziel kommen. Wir haben jetzt acht von 14 Etappen überstanden, also werden wir auch den Rest bewältigen. Natürlich spürt man es auch körperlich, man braucht den freien Tag einfach zur Regeneration.

Georg Schoeninger von deinem KLS Rally Raid Team erklärte mir, dass du bislang eher dazu angehalten wurdest, nicht zu sehr ans Limit zu gehen - doch für die zweite Hälfte der Rallye Dakar hast du ‚grünes Licht‘ erhalten, darfst attackieren…

Naja, grünes Licht – das ist schon richtig, prinzipiell. Aber was mich anbelangt, fahre ich ohnehin schon des Öfteren an der Grenze und es geht ja auch darum, dass man das Material durchbringen muss. Ich persönlich bin zum Beispiel auf Schotter weitaus schneller als auf Sand, einfach weil wir das mehr gewöhnt sind.

Ferdinand, wir drücken dir für die zweite Hälfte der Rallye Dakar ganz fest die Daumen, dass alles glatt läuft und du vor allem die Zielflagge siehst…

Vielen Dank – ich werde natürlich weiterhin mein Bestes geben, das ist klar.

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