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Evolution statt Revolution

Lotus-Renault hat als erstes Formel 1-Team den neuen Boliden für 2013 vorgestellt: Der E21 ist eine Evolution des Vorgängers, auch die Nase blieb unverändert.

Fotos: Lotus/LAT

Physisch in der Fabrik in Enstone, aber für die Weltöffentlichkeit auf der Internet-Videoplattform YouTube stellte Lotus heute Abend als erstes Team sein neues Auto für die Formel-1-Saison 2012 vor.

Obwohl bereits seit 2010 im Eigentum der Investmentgesellschaft Genii Capital, heißt der Rennstall weiterhin Lotus. Auch das optische Erscheinungsbild ist - von einigen Detailänderungen abgesehen - unverändert, und selbst personell bleibt alles beim Alten: Die Verträge der Fahrer Kimi Räikkönen und Romain Grosjean wurden verlängert.

Gleich beim ersten oberflächlichen Blick sticht einem etwas mehr Rot in der Lackierung ins Auge: einerseits nebst Fahrername auf der Airbox, andererseits auf den Seitenkästen als Genii-Hintergrund.

Ansonsten sind weiterhin die Unilever-Marken Clear und Rexona sowie Motorenlieferant Renault die am prominentesten platzierten Schriftzüge auf dem Lotus. Ein großflächiges Logo von Energydrink-Hersteller Burn sucht man vergeblich - der Red-Bull-Konkurrent ist dafür auf den Frontflügel-Endplatten und im Brustbereich der Fahrer als Overall-Aufnäher präsent.

Für den Erfolg auf der Rennstrecke ist die Lackierung aber ohnehin nicht so entscheidend wie die Technik, die darunter steckt. Auffälligstes Merkmal ist und bleibt die abgestufte Nase, die 2013 eigentlich verschwinden hätte sollen.

Doch Lotus scheint von der durch die FIA erlaubten "Eitelkeits-Blende" ("Modesty-Panel") keinen Gebrauch zu machen: Statt die Stufe freiwillig unter einer eleganteren Abdeckung verschwinden zu lassen, wurde von Technikchef James Allison und Co. nichts unternommen, um diesen ästhetischen Makel zu beheben.

Coanda-Auspuff bleibt wichtiges Element

Ein weiteres Schlüsselelement des Lotus-Renault E21 ist die Radaufhängung, bei der Lotus (im Gegensatz zu Ferrari) wie bisher auf eine Schubstangen-Variante setzt. Hinter einem seitlichen Windabweiser beginnen dann die möglichst schmal gehaltenen Seitenkästen, die im Heckbereich über eine stark ausgeprägte Flaschenform verfügen.

Das lässt den Auspuffgasen im erlaubten Rahmen möglichst viel Spielraum, um im Heck auch aerodynamisch zu wirken - was schon in der vergangenen Saison unter dem Stichwort "Coanda" eines der bestimmenden Themen im Entwicklungsrennen war.

"Die Regeln sind denen von 2012 sehr ähnlich, daher gibt es Ähnlichkeiten", sagt Allison. "Aber der Teufel steckt im Detail, und die Details summieren sich zu einer erheblichen Performance-Steigerung."

Darauf, dass 2014 ein völlig neues Reglement in Kraft tritt, wurde keine Rücksicht genommen: "In der Formel 1 gibt es keine Kompromisse", unterstreicht Teameigentümer Gerard Lopez. Und für Teamchef Eric Boullier steht fest, dass Platz drei bei den Konstrukteuren ins Visier genommen werden muss: "Wir werden es versuchen!"

"Der dritte Platz ist unser Mindestziel. Wir erwarten, das Momentum von 2012 mitzunehmen. Wir werden alles geben, um in den Top 3 zu landen", so Boullier. Räikkönen als erfahrene Nummer 1 im Team weiß also, was von ihm erwartet wird, zeigt sich aber bemüht, die Erwartungen im Zaum zu halten, wenn er sagt: "Es wird nicht einfach werden, das im Vorjahr Gezeigte zu verbessern, aber wir werden es versuchen. Nicht nur für uns Fahrer, sondern auch für das Team. Die Jungs hier in Enstone haben schließlich hart gearbeitet."

Boullier: Vertrauen in Grosjean

"Podestplätze haben wir schon geschafft, jetzt wollen wir mehr", meint auch Teamkollege Grosjean. "Hoffentlich ist es ein gutes Auto. Die Jungs haben hart gearbeitet und das Auto sieht hübsch aus. Das ist ein guter Anfang."

Was vom jungen Franzosen erwartet wird? "Nicht so zu fahren wie 2012", fordert Boullier. "Wir glauben an ihn und trauen ihm zu, dass er Leistung bringt. Er kann gute Qualifyings und Rennen fahren - das hat er auch in der Vergangenheit geschafft. Ich sehe keinen Grund, warum ihm das nicht auch in der Formel 1 gelingen sollte."

Sportliches Ziel des Teams ist, den sportlichen Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fortzusetzen. 2009 landete Renault (trotz Fernando Alonso) nur auf dem achten Rang der Konstrukteurs-WM. Gleichzeitig galt es damals, die unliebsamen Folgen der "Crashgate"-Affäre aufzuarbeiten. Renault zog sich daraufhin werksseitig zurück, entfernte unter anderem Flavio Briatore und Pat Symonds und übergab die Führung des Teams an die luxemburgische Investmentgesellschaft Genii Capital von Gerard Lopez und Eric Lux.

2010 und 2011 belegte Renault jeweils den fünften Platz in der Konstrukteurs-WM. Vor der Saison 2012 konnte der Streit um die Rechte am Namen Lotus endlich beigelegt werden, sodass das Team nun nicht mehr nur in schwarz-goldenen Farben, sondern auch offiziell unter der traditionsreichen Bezeichnung an den Start gehen durfte. Mit mehr als doppelt so vielen Punkten wie Mercedes belegte Lotus im vergangenen Jahr den vierten WM-Platz, nicht zuletzt dank des überraschenden Sieges von Kimi Räikkönen in Abu Dhabi.

Auf wirtschaftlicher Seite muss sich Lotus jedoch ähnlichen Herausforderungen stellen wie die meisten anderen Privatteams in der Formel 1. Stand Dezember 2012 klaffte eine Lücke von rund 30 Millionen Euro im geplanten Etat für diese Saison - und dann ging auch noch der anvisierte Sponsorendeal mit der milliardenschweren Honeywell-Gruppe verloren. Neu an Bord sind dafür der Coca-Cola-Konzern, und zwar mit der erwähnten Energydrink-Marke Burn, sowie der Bekleidungshersteller Henri Lloyd und Alpinestars.

Was das Interesse der Formel-1-Fans angeht, wird Lotus 2013 auf jeden Fall im Rampenlicht stehen, denn Räikkönen gilt als einer der populärsten Fahrer der Königsklasse. Artikel, die sich rund um den 33-jährigen Finnen drehen, werden von den Usern wie wild geklickt, Fachmagazine mit Räikkönen-Cover verkaufen sich besser als die meisten anderen Ausgaben und selbst viele Journalisten werden langsam warm mit dem wortkargen "Iceman", der es inzwischen bestens versteht, sein Image gezielt vermarkten zu lassen...

Die vielleicht wichtigste Neuerung, die heute bekannt gegeben wurde, ist Testfahrer Davide Valsecchi, der als amtierender GP2-Champion neben Jerome D'Ambrosio und Nicolas Prost zumindest auf die Lotus-Ersatzbank in der Königsklasse aufsteigt - obwohl die 2012 von ihm geschlagenen Gegner Esteban Gutierrez (Sauber) und Max Chilton (Marussia) direkt ein Stammcockpit erhielten. Für den 26-jährigen Italiener sind keine Freitagseinsätze geplant. Im Februar soll er aber sehr wohl testen, ebenso wie bei den Young-Driver-Days.

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