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WEC: News

Keine Geschwindigkeitsreduzierung durch die neuen Reifen

Michelin hat intensiv an den neuen Reifen für die LMP1-Autos gearbeitet: Trotz Verkleinerung der Auflagefläche bleiben Performance und Haltbarkeit gleich.

Nicht nur für die Hersteller Audi, Porsche und Toyota gelten 2014 in der LMP1-Klasse ganz neue technische Maßgaben, sondern auch Reifenpartner Michelin musste sich erheblich umstellen. Die Pneus der großen Prototypen, die am Le-Mans-Testtag 2013 erstmals am Audi getestet wurden, haben deutlich kleinere Maße. "Die Breite wurde von 36 Zentimeter an der Front und 37 Zentimeter hinten auf jeweils 31 Zentimeter verringert. Das ist schon eine gewaltige Veränderung", sagt Michelin-Technikchef Nicolas Goubert.

Die Franzosen sind während der Entwicklungsphase fest davon ausgegangen, dass die Performance der neuen Effizienz-Autos geringer ausfallen würde als zuvor. "Als FIA und ACO uns vor zwei Jahren gefragt haben, ob wir auf solch schmale Reifen gehen können, da war eigentlich die Erwartung, dass die Belastung der Pneus allein wegen der geringeren Geschwindigkeiten um etwa 20 Prozent niedriger ausfallen würde. Das war jedenfalls die Annahme damals", erinnert sich Goubert.

"Das sieht jetzt aber ganz anders aus", meint der Techniker. Tatsache ist: Die neuen LMP1-Autos sind keineswegs langsamer, sondern eher sogar noch etwas schneller geworden. "Wir hatten reichlich zu tun. Kann man sich ja wohl vorstellen", lächelt Goubert. Der französische Hersteller musste auf die neuen Performance-Werte von Audi, Porsche und Toyota reagieren. "Unser Ziel war es, den Teams neue Reifen zu bieten, die die gleiche Haltbarkeit haben wie die Vorgänger", so die klare Vorgabe.

"Wir hätten einfach sagen können: 'Okay, wir haben 20 Prozent mehr Last als angenommen und 15 Prozent geringere Reifenbreite, also geht in Le Mans nur noch ein Stint mit einem Satz und nicht mehr vier Stints.' Das wollten wir aber nicht. Wir wollten die gleiche Langlebigkeit", stellt der Reifenspezialist klar. Genau dies ist gelungen. Schon bei den privaten Tests - allein Toyota absolvierte als Spätstarter der drei Werke bislang über 20.000 Testkilometer - stellte sich heraus, dass auch die Generation 2014 in Le Mans locker drei bis vier Stints aushalten wird.

"Da haben wir uns selbst überrascht, ganz ehrlich", freut sich Goubert über die Haltbarkeit seiner Pneus. "Ich bin außerdem überrascht, wie schnell die neuen LMP1-Autos wirklich sind. Das ist immer eine Kombination von Fahrzeug und Reifen. Man stelle sich mal vor, wie schnell diese Autos auf den letztjährigen Reifen wären. Die Reifen würden nicht mehr passen, aber nur mal so als Gedanke." Interessant: Die drei LMP1-Hersteller gehen technisch deutlich unterschiedliche Wege, brauchen aber quasi die gleichen Reifen.

"Wir gehen natürlich auf die individuellen Wünsche von Audi, Porsche und Toyota ein. Es ist aber erstaunlich, dass alle drei bei der Wahl ihrer Varianten gar nicht weit auseinander liegen. Das sind wirklich nur marginale Unterschiede", sagt der Michelin-Verantwortliche. "Mal ein Beispiel: Nimmt man einen Reifen von Audi und baut ihn an den Porsche, oder einen Reifen von Porsche und benutzt ihn am Toyota, dann gehen nicht gleich zwei Sekunden verloren. Das würde höchstens einen Unterschied von drei oder vier Zehntelsekunden ausmachen."

"Bis zu einem gewissen Zeitpunkt der Entwicklung war es möglich, dass beispielsweise Toyota mal eine Reifen-Spezifikation anfordert, die wir nach Audi-Wünschen gefertigt hatten. Das war alles offen. So konnten wir klarstellen, dass wir die drei Konkurrenten absolut fair und gleich behandeln", erklärt Goubert das saubere Zusammenspiel zwischen Reifenhersteller und Teams in der wichtigen Entwicklungsphase der 2014er-Gummis.

Die Entwicklung für den Start in die Saison ist nun abgeschlossen. Die Reifen für die WEC-Rennen in Silverstone und Spa-Francorchamps sind in Produktion, für den Höhepunkt in Le Mans sind noch kleine Anpassungen denkbar. Insgesamt bekommen die LMP1-Teams fünf Reifen zur Auswahl: zwei Sorten Regenpneus, einen Medium-Slick für hohe Temperaturen am Tag sowie zwei Varianten der weichen Slicks - eine für warmes Wetter am Tag und eine für die Fahrt durch die Le-Mans-Nacht.

"Wir sind total glücklich, denn Michelin nutzt die Langstrecke für Erprobungen von Lösungen für Straßenfahrzeuge", freut sich Goubert über die neuen Möglichkeiten in der WEC. "Die jetzigen 31 Zentimeter breiten LMP1-Reifen entsprechen etwa einem 335er- oder 345er-Reifen - und dieses Format haben oftmals die modernen Sportwagen von Ferrari, Porsche und Co., also das sind Pneus, die man normal im Laden kaufen kann. So macht das alles richtig viel Sinn für uns."

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