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Kann die Formel 1 von den 90ern lernen?

Nach einem Test des FW18 von Jacques Villeneuve ist Ex-Formel-1-Pilot Karun Chandhok überzeugt, dass eine Rückbesinnung notwendig ist.

Titelbild: Rick Dikeman/CC-BY-SA 3.0

Die Formel 1 steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Vor diesem Hintergrund glaubt Karun Chandhok, dass man von der Einfachheit der Grand-Prix-Boliden aus den 90er Jahren lernen kann. Der ehemalige Formel-1-Pilot in Diensten von H·R·T und Lotus (mittlerweile Caterham), derzeit in der Formel E und auf der Langstrecke aktiv, hat in den vergangenen Jahren den einen oder anderen historischen Formel-1-Boliden bewegt. Auf Basis dieser Erfahrungen verweist Chandhok darauf, dass die Autos vergangener Epochen weniger komplex und demzufolge billiger waren, gleichzeitig aber genauso ansprechend sind wie die heutigen Boliden.

In der vergangenen Woche fuhr Chandhok jenen Williams-Renault FW18, mit dem Jacques Villeneuve in der Saison 1996 Vizeweltmeister wurde. Teamkollege Damon Hill gewann mit dem gleichen Auto den WM-Titel. "Was einem als Erstes auffällt, ist, wie einfach das Auto in vielerlei Hinsicht ist", so Chandhok. "Man muss sich nur einmal den Frontflügel ansehen und ihn mit den heutigen, lächerlich aussehenden Frontflügeln, vergleichen. Der 1996er-Williams ist ein Auto, das gut aussieht. Ich kenne niemanden, der beim Anblick dieses Autos sagt, es wäre hässlich."

"Man wünscht sich natürlich immer, dass sich der Sport weiterentwickelt. Irgendwann kommt aber der Punkt, an dem man sich fragt, ob man nicht zu viel Geld für Dinge ausgibt, die die Fans ohnehin nicht interessieren", spricht der Inder auf das aktuelle technische Reglement an und gibt zu bedenken: "Die Formel 1 hat vieles richtig gemacht, um die Kosten zu senken. Eines ist aber auch klar: Der 1996er-Williams ist deutlich einfacher gehalten als eines der aktuellen Autos. Trotzdem sieht er spektakulär aus. Daraus kann man lernen."

Hinzu kommt, dass der Weg zurück zu mehr Einfachheit zur Folge hätte, dass die Autos einfacher zu warten wären, wie Chandhok betont: "Das Chassis, das bei meinem Test zum Einsatz kam, wurde 17 Jahre lang nicht bewegt. Die Jungs schraubten einfach Räder dran, ließen den Motor an und schon war ich unterwegs. Zehn Leute für ein Auto, das den WM-Titel gewonnen hat – so einfach geht das. Das zeigt doch, dass die Kosten inzwischen etwas außer Kontrolle geraten sind."

"Frank [Williams, Teamchef; Anm.] erzählte mir, dass man den WM-Titel in jenem Jahr mit einem Budget von 70 Millionen Britischen Pfund gewonnen hat. Das lässt einen schon nachdenken", sagt Chandkok und stellt heraus: "Das ist das Schöne, wenn man historische Autos bewegt. Man kann mit Leuten sprechen, die die Zahlen und Geschichten von damals ganz genau kennen."

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