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Motorsport: News

Eine Wagenlänge Vorsprung

Ryan Hunter-Reay gewinnt das traditionsreichste Rennen Amerikas in einem Fotofinish vor Helio Castroneves und Marco Andretti.

Foto: IndyCar

Dreiviertel der Renndistanz befand sich das 98. Indy 500 auf Kurs zu einer der schnellsten Ausgaben überhaupt. Erst in den letzten 50 Runden überschlugen sich die Ereignisse. Am Ende lieferten sich Ryan Hunter-Reay (Andretti-Honda) und Helio Castroneves (Penske-Chevrolet) ein sagenhaftes Duell um den Sieg, das Hunter-Reay mit einer Wagenlänge Vorsprung für sich entschied. Sechs Hundertstelsekunden machten den Unterschied, es war der zweitengste Zieleinlauf in der langen Geschichte des Indy 500.

"Ein Traum ist wahr geworden", jubelte der 33-jährige Texaner mit Wohnsitz in Florida. Hunter-Reay holte sich 2012 den IndyCar-Titel, knapp zwei Jahre später dann der Premierensieg im größten IndyCar-Rennen überhaupt. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Dieses Team ist einfach fantastisch. Eines steht fest: Ich heute ein stolzer amerikanischer Junge." Und der erste US-amerikanische Indy-Sieger seit Sam Hornish Jr. anno 2006. Damit stand zum dritten Mal nach Dan Wheldon (2005) und Dario Franchitti (2007) ein Andretti-Pilot in der Victory Lane.

Hunter-Reay zeigte in der ersten Trainingswoche konstant gute Leistungen und lies sich auch von einem verpatzten Qualifying nicht aus dem Konzept bringen. "Ich stand zwar nur auf Startplatz 19, aber ich wusste, dass wir ein gutes Auto haben." In der Tat schloss er schnell zur Spitzengruppe auf und biss sich in den Top 3 fest. Dann kam es zum finalen Duell mit Castroneves, in dem die Führung in den letzten sechs Runden mehrfach wechselte - ein Tanz auf der Rasierklinge, teilweise mit haarsträubenden Vollgas-Manövern.

"Es war ein fantastisches Finish mit Helio. Wir sind immer hart, aber fair gefahren. Dieser Sieg ist für mich so viel wert wie eine Meisterschaft", atmete Hunter-Reay auf und auch sein Teamchef Michael Andretti war voll des Lobes: "Ryan fuhr nach der Roten Flagge einfach die perfekten letzten sechs Runden", so Andretti. "Er ist ein toller Kerl. Dass er jetzt dieses Rennen gewonnen hat, ist einfach fantastisch. Er hat es verdient, dass sein Gesicht auf dieser Trophäe erscheint."

Der große Geschlagene war der bärenstarke und ebenbürtige "Spiderman" Castroneves, dem sein vierter Sieg im Indy 500 denkbar knapp durch die Lappen ging. "Erst mal Glückwunsch an Andretti und Hunter-Reay", sagte der Brasilianer, nachdem er die erste Enttäuschung über die Niederlage verdaut hatte. "Sie haben es verdient. Ich bin sehr stolz auf unsere eigene Leistung. Es ist natürlich schade, dass es so knapp nicht gereicht hat. Ich schätze, heute ist der Tag von Hunter-Reay. Es muss ein guter Tag gewesen sein, wenn Platz zwei beschissen schmeckt. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß heute."

Dritter wurde ein ebenfalls starker Marco Andretti, der nur im Finale nichts mehr gegen die beiden Duellanten ganz vorne ausrichten konnte. Weil auch Carlos Munoz und Kurt Busch auf die Plätze vier und sechs kamen, wurde das 98. Indy 500 zu einem kompletten Triumph für Andretti Autosport. NASCAR-Gaststarter Busch verdiente sich dabei Extra-Lorbeeren für ein fehlerloses IndyCar-Debüt, was ihm zudem den Titel "Bester Rookie des Rennens" einbrachte. Nur James Hinchcliffe (28.) gab nach einem Abflug in Runde 175 den Andretti-internen Statistik-Killer.

Dabei riss er auch Pole-Setter Ed Carpenter (Carpenter-Chevrolet; 27.) mit ins Verderben, was diesem gar nicht gefiel. "Wenn es nur Townsend und ich gewesen wären, dann wäre es gut gegangen", sagte Carpenter in Anspielung auf den außen angreifenden Townsend Bell (KV-Chevy; 25.). "Doch dann entschied 'Hinch', dass er sich einmischen müsste. Für drei Autos war da natürlich kein Platz." Hinchcliffe erwiderte: "Aus meiner Sicht hätte das durchaus der letzte Restart sein können. Also griff ich an. Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht damit gerechnet, dass sich Townsend auf der äußeren Spur halten kann. Ich dachte, dass er lupfen muss."

Bell wiederum verabschiedete sich in Runde 190 mit einem harten Abflug aus der Entscheidung, was die Rote Flagge auslöste. Auch das starke Ganassi-Duo Scott Dixon (Unfall; 29.) und Tony Kanaan (Defekt; 26.) war früh aus der Entscheidung hinausgeflogen. Damit blieb einzig Team Penske als Andretti-Konkurrenz übrig, wobei Castroneves die Speerspitze bildete. Juan Pablo Montoya (5.) befand sich im perfekten Spritsparmodus auf dem Weg zu einem wesentlich besseren Ergebnis, bevor er zu schnell in der Boxengasse erwischt wurde. Ähnliches galt für Will Power (8.).

So wurde ein sehr unauffällig agierender Sebastian Bourdais (KV-Chevrolet) auf Rang sieben bester Nicht-Andretti und Nicht-Penske-Pilot. Ein deutliches Ausrufezeichen konnte auch Rookie Sage Karam als starker Neunter setzen. Der 19-Jährige ist ein Ganassi-Entwicklungsfahrer und war für das Indy 500 an das Dreyer/Reinbold-Team von Dennis Reinbold und Davey Hamilton ausgeliehen. J.R. Hildebrand im zweiten Carpenter-Chevy rundete als Zehnter die Top 10 ab.

Durch die vielen späten Ausfälle konnte sich Rückkehrer Jacques Villeneuve (Schmidt-Honda) auf Rang 14 nach vorne arbeiten. Auch von Takuma Sato (Foyt-Honda; 19.) war im gesamten Monat Mai herzlich wenig zu sehen. Die doppelten Punkte und auch die Punkte für die Qualifikationsergebnisse würfelten das Gesamtklassement natürlich erheblich durcheinander. Sieger Hunter-Reay kassierte in Indy insgesamt 126 Zähler und ist damit neuer Gesamtleader mit einem deutlichen Vorsprung von 40 Punkten.

Seine beiden härtesten Verfolger sind nun das Penske-Duo Power und Castroneves. Den größten Sprung nach vorne machte Carlos Munoz (Andretti-Honda) von Platz 19 auf sechs. Auch Juan Pablo Montoya (Penske-Chevrolet) verbesserte sich auf Gesamtplatz sieben. Bereits am kommenden Wochenende geht es bei den IndyCars weiter, wenn der erste Double-Header auf der schönen Belle Isle in Detroit auf dem Programm steht.

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