Motorrad-WM: Interview | 16.10.2014
Márquez' schwierigster Karrieremoment
Nach einem unverschuldeten Moto2-Trainingssturz in Sepang vor drei Jahren drohte Vierfach-Weltmeister Marc Márquez das Karriereende.
Fotos: Bridgestone
Der Grand Prix von Sepang ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des MotoGP-Kalenders. Die 2011er-Ausgabe ging aber als eines der schwärzesten Rennwochenenden in die Geschichte ein. Im MotoGP-Rennen verlor Marco Simoncelli sein Leben, nachdem er mit Colin Edwards und Valentino Rossi kollidiert war, doch bereits im Moto2-Training am Freitag hätte es zu einer großen Tragödie kommen können.
Im ersten freien Training stürzte Marc Márquez, weil Wasser nach einem Rohrbruch über die Strecke lief. Jules Cluzel rutschte wenige Sekunden vor Márquez von der Strecke. Márquez flog per Highsider ab und zog sich dabei eine komplizierte Augenverletzung zu. Der damals 18jährige sah fortan alles doppelt und musste die Rennen in Sepang und Valencia auslassen.
Sein deutscher Konkurrent Stefan Bradl fuhr fortan ohne Gegenwehr zum Moto2-Weltmeistertitel. Márquez musste um seine Karriere zittern. Im Winter unterzog sich der damalige Suter-Pilot in Barcelona einer Augenoperation, bei der Spezialisten das rechte Auge operierten.
Es war lange Zeit ungewiss, ob Márquez wieder richtig sehen kann, die Karriere des Ausnahmekönners war in großer Gefahr. "Es war der schwierigste Moment meiner Karriere, weil es fünf lange Monate waren", erinnert sich der nunmehr vierfache Weltmeister. "Wir haben mit Emilio [Alzamora; Anm.] und der Familie sechs oder sieben verschiedene Ärzte besucht, um zu verstehen, wie schlimm die Verletzung ist."
"Die Ärzte waren sich unsicher, ob es in Zukunft wieder wird oder nicht. Sie konnten nichts garantieren. Ich blieb immer optimistisch", berichtet Márquez, der im Winter 2011/2012 verunsichert war, ob er seine Karriere fortsetzen kann. "Ich erinnere mich, wie ich mit der verschobenen Sicht ein Motocross-Motorrad fahren wollte – das war unmöglich. Nach der Operation wurde es besser."
"Das freute mich sehr. Ich muss diesem Arzt danken. Er hat mir die Chance geboten, zu fahren und mein Hobby zu genießen. Nach diesen fünf Monaten habe ich realisiert, wie wichtig es ist, den Moment zu genießen. Man kann sich nie sicher sein, wie es in Zukunft weitergeht", erklärt der Honda-Werkspilot, der in Motegi seinen zweiten MotoGP-Titel sicherstellen konnte. Obwohl Márquez die Vorsaisontests 2012 verpasste, gewann er das Auftaktrennen in Katar und wurde am Ende der Saison Moto2-Weltmeister.