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Zehn Rennen – neun Sieger

Mirko Bortolotti schaffte es am Sonntag als Erster in der laufenden Saison zweimal zu gewinnen. Die Rennen zuvor zeigten erneut die Ausgeglichenheit der DTM. Am Samstag war Ex-F-1-Pilot Jack Aitken nach einem lupenreinen Start-Sieg-Sieg der neunte Gewinner im neunten Saison-Rennen.

Bernhard Schoke

Lauf Neun war gekennzeichnet von Temperaturen jenseits der 30 Grad Marke – und entsprechend hitzig ging es auch auf der Strecke circa 50 Kilometer nordöstlich von Dresden zu. Bereits in der ersten Kurven-Kombination nach dem Start fand sich der Allgäuer Luca Engstler im Audi R8 LMS GT3 Evo2 im Kiesbett wieder. Im „Getümmel“ war er von Thomas Preining so touchiert worden, dass er sich mit eigener Kraft nicht mehr aus dem Kiesbett herauskam. Demzufolge führte das Safety-Car in den nächsten Runden das Feld der 28 Boliden an. Nach dem Re-Start in Runde fünf behauptete Pole-Setter Aitken seinen Platz vor Bortolotti, der sich zuvor im Qualifying dem Briten knapp geschlagen geben musste. Mercedes-AMG-Werksfahrer Lucas Auer, Kelvin van der Linde im Audi R8 LMS GT3 Evo2 und dessen Bruder Sheldon van der Linde (beide aus Südafrika) im BMW M4 GT3 folgten auf den Plätzen drei bis fünf. Direkt nach Beginn der Boxenstopp-Phase wechselte Aitken als einer der ersten Fahrer die Pirelli-Reifen und blieb auch unbedrängt in Führung. Eine Runde danach kam Bortolotti seinen Pflicht-Boxenstopp. Der kam dann aber richtig Druck von Kelvin van der Linde, der zuvor Auer überholen konnte. Der Wiener schaffte es aber, dem Druck standzuhalten und Position zwei zu halten. Nach 44 Runden sah Aitken mit einem Vorsprung von 2,4 Sekunden vor Bortolotti die schwarz-weiß-karierte Zielflagge. Ein perfekter Tag für den Briten: Erste Pole-Position am Morgen, erster DTM-Sieg bei einer Hitzeschlacht jenseits von 30 Grad Celsius am Mittag – optimale Punkt-Ausbeute für den Engländer und das Frey-Team. Mit dem Ergebnis wurde zudem der DTM-Rekord mit neun verschiedenen Gewinnern in bisher neun Meisterschafts-Rennen ausgebaut.

„Es war richtig heiß im Auto, aber ich wollte unbedingt den ersten DTM-Sieg im neuen Ferrari 296 GT3 holen. Wir hatten einen super Boxenstopp und ich bin ein fehlerfreies Rennen gefahren. Trotzdem schaut man besonders gegen Ende natu?rlich o?fter in den Ru?ckspiegel, um den Abstand zu den Verfolgern im Blick zu haben“, berichtete der 27-Jährige, der auch die schnellste Rennrunde fu?r sich verbuchte.

Kelvin van der Linde holte den verbleibenden Podiumsplatz. Lucas Auer wurde erneut undankbarer Vierter. Titelverteidiger Sheldon van der Linde wurde Fünfter. Demzufolge gingen alle Top 5 Positionen an verschiedene Hersteller. Luca Stolz als Sechster konnte im Mercedes-AMG GT3 drei Positionen – ausgehend vom Startplatz gut machen. Audi-Pilot Ricardo Feller aus der Schweiz auf Rang sieben. Ebenfalls einen Sprung nach vorn gelang René Rast (Bregenz), der bereits dreimal auf dem Lausitzring gewann. Der 36-Jährige steuerte seinen BMW M4 GT3 vom elften auf den achten Rang. Thierry Vermeulen (NL) platzierte den zweiten Ferrari 296 GT3 von Emil Frey Racing als Neunter unter die Top-Ten, Marco Wittmann beendete das Hitzerennen auf dem Lausitzring im BMW M4 GT3 des Project1 Teams als Zehnter.

Ergebnis Samstag (Top 10):

01.

Jack Aitken

Emil Frey Racing

Ferrari 296 GT3

44 Rd./1:02.40,108

02.

Mirko Bortolotti

SSR Performance

Lamborghini Hurácan GT3

+ 2,394 Sek.

03.

Kelvin van der Linde

ABT Sportsline

Audi R8 LMS GT3

+ 5,272 Sek.

04.

Lucas Auer

Team WINWARD

Mercedes-AMG GT3

+ 6,973 Sek.

05.

Sheldon van der Linde

Schubert Motorsport

BMW M4 GT3

+ 7,917 Sek.

06.

Luca Stolz -

Team HRT

Mercedes-AMG GT3

+ 8,899 Sek.

07.

Ricardo Feller

ABT Sportsline

Audi R8 LMS GT3

+ 11.078 Sek.

08.

René Rast

Schubert Motorsport

BMW M4 GT3

+ 12,252 Sek.

09.

Thierry Vermeulen

Emil Frey Racing

Ferrari 296 GT3

+ 12,505 Sek.

10.

Marco Wittmann

Project 1

BMW M4 GT3

+ 14,968 Sek.

 

Weiteres “Ergebnis” des Rennens:

Die BoP – motorline berichtete bereits darüber nach dem Nürburgring-Rennen – wurde erneut angepasst. Die Quintessenz in einem Satz: Ferrari muss nach dem Sieg zuladen, Porsche darf für das Sonntags-Rennen ausladen. Definiert wurde dies von der  SRO, die die BoP-Einstufungen für das DTM festlegt. Dafür sind DTM-Rennstrecken in vier verschiedene Kategorien eingestuft und für jede Streckenkategorie eine eigene BoP festgelegt worden. So will die SRO (Stephane Ratel Organisation/Motorsports Group) die Unterschiede der Rennen auf den verschiedenen Rennstrecken egalisieren. Der Lausitzring findet sich in der D-Kategorie. Es ist die langsamste Kategorie, aber auch jene, die den höchsten Abtrieb benötigt. Die SRO kümmert sich in diesem Jahr erstmals um die Einstufung in der DTM. Der ADAC arbeitet mit ihm bereits seit einigen Jahren zusammen. 2021 und 2022 war dafür die AVL zuständig und musste dafür viel Kritik von Teams, Fahrer und Fans einstecken.

Neue Mindestgewichte

Mit jetzt 1.290 Kilogramm Mindestgewicht ist der Ferraris 296 GT3 nach wie vor das leichteste Fahrzeug im DTM-Starterfeld. Die sechs Porsche 911 GT3 R, die sich in der Lausitz bisher nicht in Szene setzen konnten, wird für das Sonntagsrennen 10 Kilogramm leichter – neues Mindestgewicht 1.305 Kilogramm.

Was gibt es sonst noch zu berichten:

Freunde werden die beiden in diesem Leben wohl nicht mehr. Die Rede ist von Mirko Bortolotti und Kelvin van der Linde. Und dies nicht erst seit dem letztjährigen „Techtelmechtel“ auf dem Nürburgring sind sich die Beiden nicht „grün“. Vor diesem Hintergrund sind die Reaktionen der beiden während und nach dem Samstags-Rennen entsprechend einzuordnen.

Bortolotti im Funk – während des Rennens: "Was zum Teufel? Das darf doch nicht wahr sein"! Auslöser war, dass ihm van der Linde beim Anbremsen von Kurve 11 ins Heck gefahren war. Bortolotti behielt den Lamborghini Huracan GT3 Evo2 nicht nur unter Kontrolle, sondern er schaffte es auch den Südafrikaner hinter sich zu halten.

Nach dem Rennen zu seiner Sicht der Dinge befragt, meinte er: "Ich möchte das nicht kommentieren. Man sieht es auf den Bildern. Ich will nicht darüber reden." Deutlich Auskunfts-freundlicher war Kelvin van der Linde. Und er lästerte deutlich: "Kelvin und Mirko, beste Freunde. Was willst du machen? Es ist immer eng zwischen uns. Wenn er von hinten kommt, müssen andere Platz machen, aber umgekehrt ist er vielleicht ein Warmduscher, keine Ahnung." Passenderweise nahm van der Linde anschließend im Fahrerlager - für jeden sichtbar – noch im Fahreranzug ein Eisbad. In einem weiteren Interview legte er in Bezug auf Bortolotti dann noch einmal nach: "Seine Meinung interessiert mich schon lange nicht mehr. Ich finde, es war tolles Racing. Das wollen die Fans sehen. Es ist langweilig, wenn wir 20 Minuten oder eine ganze Stunde hintereinander fahren. Ich habe immer Bock auf geile Kämpfe."

Thomas Preining im Porsche des Manthey Teams haderte ebenso wie die Verantwortlichen mit der Entscheidung der Rennleitung, die im drei Penalty-Runden für den Engstler Schubser aufgebrummt hatte. Zu harte Strafe für eine eigentlich typische Situation im „Getümmel“ der Startphase war zusammengefasst deren Reaktionen. Für Preining war aber das Wochenende mental und damit auch im Ergebnis „gelaufen“. Nur ein Zähler konnte er verbuchen. Und auch am Sonntag war sein Ziel viele Punkte einzufahren, nicht umzusetzen.

Chaotisches Sonntags-Quali

Das Qualifying am Sonntagmorgen brachte Bortolotti, der die Pole holte, „auf den Punkt“:

"Es war ein sehr chaotisch". Ich glaube das komplette Feld war genau auf dem Reifenpeak, dann kam die Rote Flagge. Deswegen war das sehr nervenaufreibend. Dann hast du nur noch eine oder zwei Runden, vielleicht sogar drei, je nachdem, wie früh du aus der Box rauskommst. Das kann hier den Unterschied machen, denn jede Runde bringt was. Der zweite Startplatz gestern war nicht ideal, aber ich konnte den zweiten Platz dann mit einem guten Start verteidigen. Jetzt stehen wir auf der besseren Seite. Die ist mir lieber."

Das Sonntags-Rennen

Ohne nennenswerte Zwischenfälle verlief diesmal die fahrerisch heiße Startrunde. Und dies, obwohl die Temperaturen nahezu identisch mit jenen des Vortages waren. Den ersten „Zwischenfall“ gab es erst in der dritten Runde. Laurin Heinrich verschätze sich beim anbremsen auf Turn1 und touchierte den vor ihm fahrenden Patric Niederhauser im Tresor Orange 1 Audi. Der letztjährige Porsche Carrera Cup-Meister musste daraufhin das Rennen aufgeben – Niederhauser fiel zurück. Weiteres „Ergebnis“ für Heinrich: Rückversetzung um fünf Plätze beim nächsten Rennen.

Nächstes „Ereignis“ dann unmittelbar zur Öffnung des Boxenstoppfensters: Genau vor dem bis dahin in der Fahrerwertung Führenden Thomas Preining „traf“ Bortolottis Team-Kollege Franck Perera Clemens Schmid im Grasser Lamborghini, der auf einem aussichtsreichen dritten Rang rangierte. Perera mußte den „Lambo“ direkt mit erheblichen Beschädigung abstellen – für Schmid kam das Ende einige Runden später. "Vielleicht sollte er (Perera) sich psychologische Hilfe holen", schimpfte Schmid nach seinem Ausfall, da Perera bereits wiederholt einen Konkurrenten „aus dem Rennen“ schubste.

Vorzeitiges Ende auch für David Schumacher. Er schied nach einer Kollision mit dem gewinner des Vortages, Jack Aitken, nach rund 25 Minuten aus, nachdem er zuvor aussichtsreich in den Punkten lag.

Nach 45 Runden sah dann Bortolotti als Erster die Zielflagge - einen Wimpernschlag vor Feller, der kein legales Mittel fand am Wiener vorbei zu kommen, zumal auch Luca Stolz nur rund 1 Sekunde hinter im in Lauerstellung rangierte und ihm die sicheren Punkte wichtiger waren, als auch sein möglicher zweiter Saisonsieg. Mann des Tages und des Wochenende war aber Bortolotti. Er berichtete: „Das war eines der intensivsten Rennen, das ich je in meiner Karriere gefahren bin. Ricardo Feller hat bis zur letzten Runde Druck gemacht. Ich wusste genau, dass er beim kleinsten Fehler von mir in die Lücke reinsticht. Durch den Sieg reisen wir als Tabellenführer nach Hause. Wir sind auf dem richtigen Weg und müssen genauso weitermachen.“

Bortolotti: „Die Kirsche auf der Torte“

Mit diesen Worten brachte der Wiener – quasi als Fazit – sein Wochenende auf den Punkt – denn mit seinem zweiten Saisonsieg übernahm er auch die Führung in der Fahrermeisterschaft.

Ricardo Feller berichtete: „No Chance an Mirko vorbei zukommen – ich bin aber happy – vor allem mit den hier gewonnenen Punkten für die Meisterschaft.“

Auch die Temperaturen schienen dem Schweizer nichts ausgemacht zu haben. Während Bortolotti einige Minuten brauchte um ein wenig zu regenerieren, war Feller äußerlich kaum die Anstrengung anzumerken. Befragt nach seinem diesbezüglichen Geheimnis, meinte der Schweizer: „Ganz einfach an den Strand gehen und sich an die Temperaturen gewöhnen.“

Das Ergebnis des Sonntags-Rennen (Top10):

01.

Mirko Bortolotti

SSR Performance

Lamborghini Hurácan GT3

 45 Rd/1:02.15,751

02.

Ricardo Feller

ABT Sportsline

Audi R8 LMS GT3

+   0,353 Sek.

03.

Luca Stolz

Team HRT

Mercedes AMG GT 3

+   1,542 Sek.

04.

Thomas Preining

Manthey EMA

Porsche 911 GT3 R

+   4,012 Sek.

05.

Dennis Olsen

Manthey EMA

Porsche 911 GT3 R

+   9,660 Sek.

06.

Lucas Auer

Team Winward

Mercedes AMG GT 3

+ 11,893 Sek.

07.

Jack Aitken

Emil Frey Racing

Ferrari 296 GT3

+ 14,717 Sek.

08.

Kelvin v. d. Linde

Abt Sportsline

Audi R8 LMS GT3

+ 16,372 Sek.

09.

Thierry Vermeulen

Emil Frey Racing

Ferrari 296 GT3

+ 19,594 Sek.

10.

Marco Wittmann

Project1

BMW M4 GT3

+ 22,161 Sek.

 

Der Meisterschaftsstand nach 10 von 18 Rennen:

01.) Mirko Bortolotti

138 Punkte

02.) Thomas Preining

131

03.) Ricardo Feller

119

04.) Sheldon v.d.Linde

103

05.) Lucas Auer

94

06.) Maro Engel

81

07.) Dennis Olsen

78

08.) Rene Rast

67

09.) Kelvin v.d.Linde

67

10.) Franck Perera

66

 

Die nächsten beiden Rennen sind in drei Wochen die Läufe 11 und 12 auf dem Sachsenring.

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