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Dacia Logan bei den 24h Nürburgring Der Dacia Logan bekamt eine ordentliche Spende von den Sportwarten, die sich auch auf dem Fahrzeug verewigten
Ollis Garage Racing

24h Nürburgring: Marschalls spenden Spritgeld für Dacia Logan

Start des Dacia Logan bei den 24h Nürburgring 2023 war unsicher - Sportwarte spendeten für Sprit - Am Ende wäre es nicht nötig gewesen, doch Zukunft ist unklar

Der Dacia Logan gehört mittlerweile zu den beliebtesten Fahrzeugen beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Er ist neben dem Opel Manta und dem Manthey-Porsche "Grello" einer der großen Hingucker auf der Nürburgring-Nordschleife. Dabei war der Start bei der 51. Auflage zunächst ungewiss. Zeitplan 24h Nürburgring 2023

Ein Großsponsor sprang ab, die Finanzierung war nicht gesichert. Daraufhin beschlossen die Marschalls (im Volksmund: Streckenposten), einen Teil ihrer Aufwandsentschädigung an das Team Ollis Garage Racing zu spenden, das den Logan einsetzt. Das Geld wurde in einer Parkuhr gesammelt, als Gegenleistung gab es eine Unterschrift auf dem Fahrzeug.

"Das war emotional einfach unbeschreiblich", sagte Teamchef Oliver Kriese gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Letztlich wäre die ganze Aktion gar nicht möglich gewesen, da das Team die Finanzierungslücke zwischenzeitlich mit einem anderen Sponsor schließen konnte. Die Sportwarte wollten aber an ihrer Spende für das Team festhalten.

Der "Logini", wie ihn das Team gerne nennt, wird in diesem Jahr erstmals die komplette Saison auf der Nürburgring-Nordschleife bestreiten. In den vergangenen Jahren waren es neben dem 24-Stunden-Rennen ausgewählte Rennen.

Motorensorgen bei Ollis Garage Racing

Doch die Zukunft des Autos ist derzeit ungewiss: "Wenn der Motor kaputt geht, wird es problematisch. Wir haben nur noch einen. Wenn man dann nichts mehr hat, wird es schwierig. Was wir dann machen, weiß ich noch nicht", macht sich Kriese Sorgen.

Im Logan steckt derzeit ein 2-Liter-Saugmotor aus dem Renault Clio RS III mit 200 PS. "Wir haben die gesamte Technik des Clio in den Dacia verpflanzt. Es ist der erste Dacia mit elektrischer Lenkung." Über den Winter wurden noch einige Wellen verstärkt, sodass das Fahrzeug gut gerüstet sein sollte.

Langfristig müsse man aber umplanen, wenn sich keine weiteren Clio-Motoren finden lassen: "Wir strecken schon die Füße aus. Vielleicht müssen wir ein ganz anderes Auto nehmen, aber das will ich eigentlich nicht".

Und die Fans auch nicht. Als das Team Anfang des Jahres mit einem Renault Megane III in der Rundstrecken-Challenge-Nürburgring (RCN) startete und eine Umfrage startete, sprach sich die Fangemeinde fast einstimmig für weitere Einsätze mit dem Dacia aus.

Die Herausforderung ist also groß, aber für Oliver Kriese und sein Team nichts Neues. Nach der Saison 2022 wird Jürgen Bussmann, der unter dem Pseudonym "DOOM" fuhr und das Projekt mit leitete, das Projekt auf eigenen Wunsch verlassen. "Der Gedanke ans Aufhören kam kurz auf, aber wir haben ihn schnell wieder verworfen."

Die 2023er-Ausgabe bestreitet die Mannschaft mit Kriese, Maximilian Weissermel, Thomas Geilen und Michael Lachmayer. Das Team besteht aus einer Kernmannschaft von neun bis 13 Leuten, mit allen Helfern beim Rennen sind es 18 bis 19 Mann. Ein Aufwand, mit dem man noch in den 1990er-Jahren zu den Topteams auf der Nürburgring-Nordschleife gezählt hätte.

Kultstatus in kürzester Zeit erlangt

Schließlich sei man den Fans etwas schuldig. "Für sie machen wir das alles. Damit haben wir nicht gerechnet, als wir vor drei Jahren angefangen haben." Eigentlich war nur eine einmalige Geschichte geplant. Mittlerweile geht das Projekt ins vierte Jahr.

"Wir finden das megageil", sagt Kriese über den Status, den der Logan inzwischen genießt. "Als wir das erste Mal hier waren, haben die Leute noch gesagt: 'Ihr seid hier falsch, die RCN-GLP [Gleichmäßigkeitsprüfung] ist da drüben!' Mittlerweile klappt alles super mit den anderen Teams. Und der Zuspruch der Fans macht uns unglaublich stolz."

Den hatte das Team anfangs gar nicht so mitbekommen, denn das 24-Stunden-Rennen fand 2020 und 2021 fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Erst 2022 gab es das große Fan-Spektakel und Oliver Kriese konnte die Begeisterung der Zuschauer am eigenen Leib spüren.

"Als ich im vergangenen Jahr über die Ziellinie gefahren bin und so viel Applaus bekommen habe wie der Erste, mit Standing Ovations und allem... Wenn ich heute daran denke, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut. Ohne die Fans würde es nicht funktionieren."

Zumindest für die Finanzierung 2023 sieht es gut aus: "Für diese Saison sind wir ganz gut aufgestellt. Über ein, zwei kleine Sponsoren wären wir nicht böse. Ein bisschen Eigenkapital muss noch rein, aber nicht mehr so viel wie früher. Aber die Rennen sind bezahlt. Unser einziges Problem ist, wenn wir einen Totalschaden haben." Diese Sorge hat bekanntlich jedes Privatteam.

Der Kultstatus des Wagens ist mittlerweile unbestritten. So sehr, dass es sogar eine Sonderveranstaltung mit dem Manthey-Porsche "Grello" gab, die auf dem generell sehr unterhaltsam gestrickten Instagram-Kanal des Teams mit den Worten "Der Grello hatte keine Chance!" auf die Schippe genommen wurde.

Dem nächsten Auftritt des Autos steht also nichts im Wege. Was die Zukunft dann bringt, wird sich zeigen.

Motorsport-Total.com

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