Le Mans 2025 – Tag 10 | 15.06.2025
Renn-Sonntag: Was für ein Ergebnis!
Konnten anfangs Cadillac, Peugeot und Porsche im Kampf um die Spitze noch mithalten, wurde im Verlauf des Rennens eines immer mehr deutlich: Ferrari hatte sich zuvor nicht zu weit in die Karten schauen lassen – stattdessen haben die Italiener ganz einfach „ihr Ding“ durchgezogen, um den dritten Erfolg in einer Reihe einzufahren. Richard Lietz mit GT3-Sieg!
Bernhard Schoke
Bereits am Samstagabend und in der Nacht wurde deutlich, dass Ferrari die Pace bestimmt. Aus den Kurven und Schikanen hinaus fuhren sie auf den langen Geraden den Wettbewerbern soweit davon, dass es zu keinen Windschatten-Duellen mehr kommen konnte.
Am Sonntagmittag waren im Wechsel der Boxenstopps entweder die beiden roten Ferrari mit den Startnummern 50 und 51 vorn oder der gelbe, von Orlen (polnisches Mineralölunternehmen) gesponserte Bolide mit der Startnummer 83 mit Robert Kubica am Steuer. Zwanzig bis dreißig Sekunden lagen zwischen den drei Erstplatzierten, gefolgt vom Porsche mit der Startnummer 6 und dem „Achter“-Toyota. Cadillac – Startnummer 12 – und der BMW mit der 15 folgten mit weiterem deutlichen Respekt-Abstand.
Demzufolge war vor dem anstehenden Finale für die meisten langjährigen Beobachter eines klar:
Wenn die Ferrari durchhalten und es bei den Überhol-Manövern zu keinen größeren Problemen oder Durchfahrt-Strafen kommt, ist ihnen der Sieg eigentlich nicht mehr zu nehmen. Eine Einschätzung, die man vor allem bei Porsche, Toyota, Cadillac und BMW natürlich nicht teilte.
Vielmehr setzte man alles daran, noch diese rote beziehungsweise gelbe Überlegenheit „erträglicher“ zu gestalten.
Insbesondere Porsche zeigte, dass man sich damit nicht abfinden wollte. Rund zwei Stunden zog man aus dem Windschatten auf der Hunandiere am Ferrari mit der Nr. 51 vorbei auf Rang drei. Hinzu kam, dass sich Peugeot nur in der Anfangs-Phase zeigen konnte und Sonntag-Mittag Toyota Pech hatte – eine Radmutter war nicht angezogen – , und man als Folge erst das Vorderrad verlor und dann die Startnummer 8, die rückwärts zur Reparatur in die Box geschoben wurde, über einen längeren Zeitraum reparierte, bevor sie sportlich fair, zurück ins Rennen ging. Am Ende lagen dann die Startnummer 83 lag im Ziel rund 14 Sekunden vor dem Porsche und den beiden Schwester-(Werks)Autos, die im Verlauf des Rennens einige Durchfahrtstrafen kassierten und so den Weg quasi selbst freimachten für den privat eingesetzten gelben Ferrari.
In der LMP2 kämpften am Ende die erfahrenen Teams von InterEuropol, PanisVDS, AO by TF, IDEC und Iron Lynx-Proton um die Plätze an der Sonne, sprich auf dem bekannten grün gesponserten „Stockerl“ – mit der Platzierung der drei Erstgenannten.
In der GT3 war mehr Markenvielfalt an der Spitze zu beobachten: Porsche, Ferrari, Aston Martin, die Corvette und Lexus rangierten an der Spitze „ihrer“ eigenen Klasse. Das bessere Ende hatte am Ende der Manthey-Porsche 911 GT3 mit dem Österreicher Richard Lietz am Steuer. Es war sein sechster Klassensieg bei seinem 19. Start. Dahinter der Ferrari 296 von AF Corse und dem Aston Martin von TF Sport.
Aber ihr Rennen, ebenso wie das der LMP2 stand im Zeichen der roten Übermacht an der Spitze der HyperCars. Aufgrund deren Marken-Vielfalt und der daraus resultierenden Competition ausgesprochen schade, aber die Situation an der Spitze beherrschte die Szenerie vor Ort. Ob eine solche Überlegenheit bei der erreichten Markenvielfalt zielführend ist, die große Frage, die man sich an der Strecke stellte. Gerüchte über Abwanderungen von bekannten Wettbewerbern machten bereits in vielen Hintergrundgesprächen „die Runde“. Wenn es so käme, wäre es für viele nicht verwunderlich, bei dem Ablauf des diesjährigen Rennens.
Was war sonst noch wichtig?
Es gab relativ wenig vorzeitige Ausfälle – Insidern zufolge wohl hauptsächlich den ausgesprochen homogenen Wetterbedingungen geschuldet. Kein Regen – ausschließlich der Wechsel zwischen Wolken und zeitweise der dazwischen hervorschauenden Sonne – reduzierten die Ausfälle im Vergleich zu den Vorjahren deutlich.
Mercedes AMG zeigte ein grundsolides Rennen bei ihrem ersten Auftritt seinen vielen Jahren, wobei man sich einige Male richtig in Szene setzen konnte und sich am Ende im Feld der seit Jahren erfahrenen Teams platzierte.
Insgesamt ein Resultat, dass mehr als nur einige Fragen für die dafür Verantwortlichen aufwirft und deren Aufarbeitung die jeweiligen Gremien mehr als nur erheblich „beschäftigen“ wird - wohl mit Ergebnissen die Einigen nicht gefallen werden.
Noch einmal in der Übersicht:
Die Reihenfolge: Ferrari Nr.83 vor dem Porsche Nr. 6 und dem Ferrari mit der Startnummer 51
In der LMP2 gewann das Team von InterEuropol (#43) vor VDSPanis (#48) und AO by TF (#199)
Bei den GT3 war Porsche und Richard Lietz ganz oben auf dem Podium.