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Auch das sind die 24h von Le Mans

Das bekannteste Langstrecken-Rennen der Welt hat gerade in den letzten Jahrzehnten neue Dimensionen erreicht. Mit 230.000 bis 250.000 Zuschauern sind Größenordnungen erreicht, die die Organisation vor neue Herausforderungen stellen. Digitalisierung ist dann ein Wort, dass gern gebraucht wird – dann folgt ein großes ABER.

Bernhard Schoke

Das Handling dieser Massen ist dabei nur ein Faktor. Wesentlich ist, dass die Voraussetzungen, sprich die Infrastruktur – auch die Temporäre – dafür bereit ist. Dies betrifft die eigentlichen Bereiche im Fahrerlager und die für die Hospitality vorgesehenen Abschnitte und die Zuschauerführung einschließlich Parkflächen gleichermaßen.

Erstere nehmen hier Ausmaße an, die ganz einfach als gigantisch zu bezeichnen sind. Wenn man denkt, eine Steigerung – auch wenn den beliebten Dachterrassen auf den schon zweistöckigen „Gebäuden“ ein Riegel vorgeschoben wurde – ist nicht mehr möglich, wird immer wieder eines Besseren belehrt. Die Galerie ermöglicht dazu einen guten Eindruck.

Der zweite Bereich – das Management der Zuschauer und Fans – stellt dabei die jeweils Verantwortlichen vor Herausforderungen, die man nicht mal so nebenbei erledigt. Dieses Zusammenspiel der Faktoren Mensch mit ihren Fahrzeugen oder deren Transport ist in Le Mans enorm wichtige Aspekte. Der Teilbereich der „Öffis“ ist in der Sarthe Metropole mit einer Straßenbahn gelöst worden. Auch wenn er in der Anfangs-, sprich Bauphase ein ziemliches Chaos verursacht. In diesem Jahr mal wieder …. die Erweiterung trifft allerdings die Hauptzufahrtstrecke von der Rennstrecke zur Innenstadt. Gebaut wird nämlich die Parallel-Strecke zu der, die die Multifunktions-Arena neben der Rennstrecke anbindet.

Denn: Die Stadt und die Rennstrecke werden vielfach synonym – quasi als eineiige Zwillinge oder wie Tempo und Papiertaschentuch „verwendet“. Man kann nicht ohne den anderen. Auch wenn es Probleme gibt, wie jetzt mit der Baustellen-Situation, die „so hört man“ auch später, nach dem Rennen des Jahres hätte begonnen werden können, aber dann wäre man nicht rechtzeitig zum anstehenden französischen Pendant der Kommunalwahlen fertig gewesen ……
Zwar ist der ACO, der Automobil Club de Ouest, der das Management der Rennstrecke innehat, auch wirtschaftlich ein ganz wesentlicher Faktor in der Stadt. Zu den eigentlichen ständigen Mitarbeitern kommen nämlich nicht nur die temporären hinzu, sondern eine Vielzahl von Dienstleistern. Denn das 24h Rennen hat Geschwister – jene für Klassiker, Motorräder und Trucks. Die 24h von Le Mans sind eine Marke und als solche auch entsprechend potent. Von ihnen leben sehr viele Firmen im gesamten Einzugsbereich. Zelt- und Gerüstbauer, die Lieferanten von Absperrgittern und Modulbauten/Containern, Stromaggregaten mobilen Kränen/Gabelstaplern und weiterer Veranstaltungstechnik, sprich „Hardware“ sind einige von ihnen. Ohne sie und weitere sind solche Großveranstaltungen nicht zu „stemmen“. Diese sind trotz Jahrzehnte-langer Erfahrung viele Wochen und Monate im Voraus mit der eigentlichen Abwicklung beschäftigt. Denn Bürokratie und die damit einhergehenden „ach so beliebten Auflagen“, die es zu erfüllen gilt – das können französische sprechende Behörden „genauso gut“ wie die Deutsch-sprachigen Kollegen. Auch wenn davon die gesamte Region große Teile ihrer Umsätze und Gewinne generiert. Hotellerie, Gasthöfe, Restaurants, Caterer, Lebensmittel-Groß- und Einzelhändler können auf die 24h ebenso wenig verzichten, wie die Auto- oder Roller-Vermieter. Und ohne Letztere geht nicht besonders viel, wenn man nicht im Stau stehen will, auch wenn dafür Preise aufgerufen (und man diese wegen der beschriebenen Gründe Zähne-knirschend akzeptiert) werden, die jenseits von Gut und Böse sind. Vor allem wenn man bedenkt, dass sich diese mit verhältnismäßig wenigen Kilometern als Gebrauchte gut verkaufen lassen – auch ein „beliebtes“ Business-Modell.

Darüber hinaus werden von Seiten der Veranstalter neue Zielgruppen angesprochen. Familien und junge Menschen, die eigentlich mit Motorsport „nicht viel am Hut haben“, werden am Rennwochenende mit attraktiven Konzerten gelockt – im Eintrittspreis jeweils enthalten. So soll die Fan-Basis weiter verbreitet werden. Ausstellungen – meist just in time fertig werdend – und das ständige Motorsport-Museum direkt am Haupteingang sind weitere Eckpunkte dieses Konzepts „mehr“ zu bieten. Ob dabei die Grenzen des Wachstums erreicht sind bleibt offen- vielleicht dadurch begrenzt, dass gerade die digitale Infrastruktur – auch wenn sie in Frankreich deutlich besser ist als jene in Deutschland – trotz temporärer zusätzlicher Funkmasten „aussteigt“ und so de facto Limits setzt, weil „einigen“ die digitalen Kanäle wichtiger erscheinen, als das eigentliche Live-Erlebnis – zumal man ja eigentlich vor Ort live dabei ist. Demzufolge könnte sich der von vielen präferierte digitale Weg die Zuschauer und Fans an die Strecke zu holen und dort zu binden, als Sackgasse erweisen…

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