
GP von Belgien: Sprint | 26.07.2025
Runde 1 perfekt getimt: Verstappen gewinnt F1-Sprint in Spa vor Piastri!
McLaren war schneller, aber Red Bull cleverer: Max Verstappen gewinnt den Spa-Sprint - mit einem flachen Flügel und einer perfekt exekutierten ersten Runde
Max Verstappen (Red Bull) hatte im F1-Sprint in Spa-Francorchamps wahrscheinlich nicht das schnellste Auto. Aber dank des besseren Topspeeds und eines gelungenen Überholmanövers in Runde 1 sicherte er sich am Samstag zu Mittag trotzdem den Sieg und acht Punkte für die Formel-1-WM 2025.
Verstappen ging in der ersten Runde aus dem Windschatten heraus an Oscar Piastri (McLaren) vorbei, stand danach permanent unter Druck, konnte die Führung aber bis zur Zielflagge verteidigen. Piastri wurde Zweiter und behauptete damit Platz 1 in der Fahrerwertung, Dritter wurde der zweite McLaren-Fahrer Lando Norris.
"Das war ein Sprint, in dem abgesehen von der Situation in der ersten Runde nicht allzu viel passiert ist. Was in Spa eigentlich ziemlich typisch ist", sagt McLaren-Teamchef Andrea Stella. "Es ist nicht unbedingt ideal, als Erster aus Kurve 1 zu kommen und dann 17 Sekunden lang Vollgas fahren zu müssen. Da ist man dem Auto dahinter ziemlich ausgeliefert. Diese Besonderheit haben wir heute gesehen."
Norris war am Start zunächst auf Platz 4 zurückgefallen, hinter Charles Leclerc, konnte den Ferrari-Piloten aber ein paar Runden später zurücküberholen und gab danach das Podium nicht mehr aus der Hand. Leclerc wurde Vierter, vor Esteban Ocon (Haas), Carlos Sainz (Williams), Oliver Bearman (Haas) und Isack Hadjar (Racing Bulls).
"Es gibt sicher etwas, was wir aus diesem Rennen lernen können", sagt Leclerc. "Aber es kommt mir nicht so vor, als seien wir vom Maximum des Autos mit dem Set-up meilenweit weg. Und ich befürchte leider auch: Es sieht nicht danach aus, dass wir es aus eigener Kraft mit Red Bull oder McLaren aufnehmen können."
George Russell (Mercedes) wurde Zwölfter, Fernando Alonso (Aston Martin) 14., Lewis Hamilton (Ferrari) 15., Andrea Kimi Antonelli (Mercedes) 17. und Nico Hülkenberg (Sauber) 18. "Das Gute ist: Ich habe mich nicht gedreht", sagt Hamilton mit einem Schuss Galgenhumor, in Anspielung auf sein Malheur am Freitag. "Ich kam ein bisschen nach vorne, aber das war im DRS-Zug nicht so einfach."
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Einstand nach Maß: Wie war Mekies' erste Reaktion?
Einer der ersten Gratulanten am Verstappen-Boxenfunk war der neue Teamchef Laurent Mekies: "Gut gemacht, Max. Sehr, sehr beeindruckend verteidigt. Sehr, sehr gut kontrolliert. Du hast ihnen nicht den Hauch einer Chance gegeben. Gut gemacht." Verstappen bedankte sich artig: "Danke, Laurent. Das war ein guter Start. Hat Spaß gemacht!"
Ein "Einstand nach Maß", wie es Helmut Marko im ORF formuliert, mit einem Sieg für Red Bull im ersten (Sprint-)Rennen nach der Ära Christian Horner, die nach Silverstone zu Ende gegangen ist. "Wie ein Märchen", sagt Marko. "Aber man muss sagen: Er hat ein funktionierendes Team übernommen. all die Updates sind vor seiner Zeit beschlossen worden. Auch die Strategie, wie wir in dieses Rennen gehen. Aber natürlich: Besser kann es nicht losgehen."
Dabei hatte Red Bull laut Mekies "wahrscheinlich nicht das schnellste Auto. Aber am Ende ist es uns gelungen, die Position zu halten, die Reifen zu managen und McLaren unter Kontrolle zu behalten. Wirklich eine beeindruckende Leistung des gesamten Teams. Max stand über die gesamten 15 Runden unter enormem Druck und hat nicht einen einzigen Fehler gemacht. Er und das Team haben wirklich alles aus dem Auto herausgeholt."
Warum stand kein einziger Alpine in der Startaufstellung?
Pierre Gasly hatte am Freitag im Sprint-Qualifying den achten, Franco Colapinto den 19. Platz belegt. Aber keiner der beiden stand beim F1-Sprint in der Startaufstellung. Zuerst gab Alpine bekannt, dass Colapinto aus der Boxengasse starten würde. Man hatte sein Auto über Nacht umgebaut und damit gegen die Parc-ferme-Regeln verstoßen. Und bei Gasly trat in der Vorstartphase ein Wasserleck auf.
Er konnte zuerst gar nicht fahren - nahm das Rennen aber mit zwei Runden Verspätung doch noch auf, an 20. und letzter Position. Vermutlich eher nicht, weil Alpine noch an WM-Punkte glaubte. Sondern um Daten und Erfahrungen für das Qualifying am Nachmittag und das Rennen am Sonntag zu sammeln. Ein reiner Test, sozusagen.
Wie ging Verstappen in Runde 1 in Führung?
Es kam, wie es kommen musste: Verstappen reihte sich am Start zwar zunächst hinter Polesetter Piastri ein, und hatte nach hinten zu Norris weniger Abstand als nach vorne zu Piastri. Aber ab Eau Rouge zog der Windschatten-Effekt, und bei der Bremszone von Les Combes hatte Verstappen die Nase schon vor dem McLaren.
Es war ein perfekt getimtes Manöver, das Piastri schon am Freitagabend befürchtet hatte. Und Verstappen war nicht der einzige Fahrer, der den Windschatten für sich nutzen konnte. Auch dahinter schob sich Leclerc auf die gleiche Art und Weise an Norris vorbei. McLaren hat mit den steileren Flügeln im Infield Vorteile. Aber auf den langen Geraden waren andere schneller.
"Das war die einzige Chance, die ich gegen ihn bekommen würde, und wir haben sie in Kurve 5 genutzt", sagt Verstappen. "Danach wusste ich, dass es sehr schwer wird, ihn hinter mir zu halten. Ich habe im Prinzip Katz und Maus mit DRS und der Batterie gespielt, und das ganze Rennen über war der Abstand bei unter sieben Zehnteln. Ich durfte mir also keinen großen Fehler leisten."
Piastri steckte jetzt in einem Dilemma, denn in den ersten paar Runden nach dem Führungsverlust zeigte sich, dass er trotz DRS-Vorteil nicht so leicht an Verstappen vorbeikommen würde. Alexander Wurz im Live-Kommentar des ORF: "Wenn du lange zu knapp dran bist und nicht vorbeikommst, kommst du in den Reifenverschleiß hinein."
Piastri nickt: "Ich habe in Runde 1 mein Bestes versucht, auf der Geraden ein bisschen hin und her zu fahren, um nicht zu viel Windschatten zu geben. Aber ich hatte einfach nicht genug Topspeed. Und dann hatte ich natürlich auch in den nächsten 15 Runden nicht genug Topspeed."
Immerhin schaffte ein McLaren ein Manöver: In der vierten Runde schnappte sich Norris bei Kemmel den Leclerc-Ferrari. Es führte jetzt Verstappen 0,7 Sekunden vor Piastri, 2,6 vor Norris, 3,7 vor Leclerc und 5,1 vor Ocon.
Wie konnte sich Verstappen dann verteidigen?
Nach der Startphase sortierte sich das Feld ziemlich schnell, und die Positionen schienen bezogen. Kein Wunder: Im F1-Sprint gibt's nur acht Punkte für den Sieg, einen Crash will so kurz vor dem Qualifying keiner riskieren, und Spa mag zwar eine herausragende Strecke sein, was die fahrerische Herausforderung betrifft - aber eine Strecke, auf der das Überholen mit modernen Formel-1-Autos schwierig ist, wenn der Vordermann den besseren Topspeed hat.
Gegen Halbzeit (Renndistanz: 15 Runden) war Hamilton der Erste, der Probleme mit abbauenden Hinterreifen meldete. Der Ferrari-Star lag zu dem Zeitpunkt an 16. Position, 19,1 Sekunden hinter Spitzenreiter Verstappen. Piastri ging immer noch in Verstappens DRS-Sekunde, und Norris hatte langsam Anschluss zu den beiden Führenden gefunden.
Ende Runde 10 passierte Verstappen bei der Bus-Stop-Schikane ein kleiner Fahrfehler. "Ich kann nicht mehr richtig bremsen, mit dem Peak", meldete Verstappen. Wurz analysiert: "Das ist der Reifenverschleiß." Tatsächlich war Piastri bei Les Combes in Runde 11 näher dran als in den Runden davor. Zum Manöver reichte es aber wieder nicht. Wurz: "McLarens Set-up ist vielleicht mega für die Rundenzeit. Aber zum Kämpfen fehlt's ein bisschen."
Es sollte eine der wenigen wirklich brenzligen Situationen für Verstappen bleiben: "Die einzige Sorge, die ich hatte, war einmal das Bremsen in die letzte Schikane. Aber das ist auch so eine Sache: Man fährt ein bisschen über das eigene Management hinaus, und da ist es leicht, die Reifen etwas zu überhitzen."
Piastri sagt: "Ich habe es definitiv versucht. Es ist schwierig, weil man an manchen Stellen Batterie sparen will, an anderen sie nutzen will. Aber gleichzeitig darf man auch nicht zu weit zurückfallen, sonst wird der Abstand zu groß, um ihn wieder zu schließen. Es war nicht so einfach, nur ins DRS-Fenster zu kommen und den Rest vom DRS erledigen zu lassen. Man musste näher dran sein. Das war knifflig, aber ich habe in diesen 15 Runden wirklich alles versucht. Nur leider ohne Erfolg."
Norris hatte inzwischen vollständig zu Verstappen und Piastri aufgeschlossen, aus dem Zweikampf wurde für das letzte Renndrittel ein Dreikampf. In der allerletzten Runde war Piastri nochmal knapp dran. Eine ernsthafte Attacke konnte er aber nicht mehr reiten.
Teamchef Andrea Stella sagt: "Ehrlich gesagt war es schwierig, die Position wieder zurückzuholen. Nicht nur wegen der Topspeed-Unterschiede, sondern auch, weil wir im zweiten Sektor nicht nah genug dranbleiben konnten. Das ist wiederum eine Eigenheit der aerodynamischen Reife, die diese Autos inzwischen erreicht haben. Der Windschatten-Effekt beginnt wieder eine größere Rolle zu spielen."
Norris hat immerhin "ein bisschen Spaß gemacht, Charles zu überholen. Vielleicht hätte ich mich etwas besser positionieren können. Aber es war dann einfach zu schwer, an Max vorbeizukommen. Max hat ein starkes Rennen gefahren. Ich hätte nur eine Chance gehabt, wenn Oscar an ihm vorbeigekommen wäre. Da war nicht viel zu machen. Ich hatte auf ein bisschen mehr Racing gehofft, aber der Red Bull war geradeaus einfach zu schnell."
Was sagt Red Bull nach dem F1-Sprint?
Bei Red Bull habe man "bewusst auf weniger Downforce gesetzt", erzählt Marko im Interview mit Sky, "und die Überlegung war, wenn wir nach Eau Rouge hinter Piastri sind, dass wir mit dem Topspeed-Überschuss überholen können und dann eigentlich vorne bleiben. Max hatte zweimal einen kleinen Schlenker, da ist er auf vier Zehntel herangekommen. Aber sonst souverän gefahren, Reifen geschont. Da ist er absolut der Meister."
Die große Frage ist nun: Bleiben McLaren (steile Flügel) und Red Bull (flache) für Qualifying und Rennen bei ihren Set-ups? Oder korrigiert besonders Red Bull nach, um in einem etwaigen Regenrennen am Sonntag mehr Anpressdruck zu haben? "In Silverstone haben wir gelernt: Mit einem flachen Flügel gewinnst du nichts im Regen", grinst Marko. "Also wir werden eher, glaube ich, auf mehr Downforce gehen."
Wissend, dass das für das Qualifying am Samstagnachmittag einen Kompromiss erfordern könnte: Man werde steilere Flügel in Betracht ziehen, "selbst wenn uns das in der Startaufstellung Plätze kosten sollte. Aber wenn es wirklich nass ist, brauchst du entsprechenden Grip. Und dann kannst du auch überholen", glaubt Red Bulls Motorsportkonsulent.
Wo kann man den Grand Prix von Belgien live sehen?
Ganz klar: Am spannendsten ist die Formel 1 immer noch live. Aber seit Ende 2020 gibt es in Deutschland kein Free-TV-Angebot mehr, das alle Qualifyings und Rennen live zeigt. Als Versuch eines Ersatzangebots gibt's auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de seither täglich Livestreams - immer von Donnerstag bis Sonntag, jeweils am Abend, mit einer Zusammenfassung und Analyse der Ereignisse an der Rennstrecke.
Am Samstagabend steht dabei, live ab 22 Uhr, die Analyse des F1-Sprintrennens und des Qualifyings im Vordergrund. Wie gewohnt führen dabei Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll durch die Show.
Spa ist einer von sieben Grands Prix der Saison 2025, die von RTL im Free-TV übertragen werden. RTL zeigt das Rennen am Sonntag live ab 14:00 Uhr. Der Pay-TV-Sender Sky zeigt wie immer alle Sessions live. In Österreich ist diesmal der ORF dran, und in der Schweiz wie immer das SRF.