Formel 1: News | 08.07.2003
Das schwarze Gold
Die Rolle der Reifen wird in der Formel 1 immer wichtiger, heuer geht es sogar soweit, dass dadurch die WM entschieden werden könnte.
Selbst in den vergangenen Jahren in denen die Reifen im Zuge des Reifenkrieges zwischen den jeweiligen Herstellern Goodyear und Bridgestone sowie nun Michelin und Bridgestone immer wichtiger wurden, spielten die Pneus keine so große Rolle wie in diesem Jahr.
Entsprechend großen Einfluss nehmen die Gummiprodukte auch auf den WM-Kampf zwischen der Scuderia Ferrari, dem einzigen Top-Team der Japaner von Bridgestone, sowie BMW-Williams und McLaren Mercedes, den beiden Speerspitzen der Franzosen von Michelin.
Das Fazit von Bridgestone-Entwicklungschef Hirohide Hamashima fällt dabei nach zehn Saisonrennen zweigeteilt aus: „Wir führen immer noch die Weltmeisterschaft an,“ gibt der Japaner zu bedenken, bevor er hinzufügt: „Trotzdem muss ich zugeben, dass wir in Monte Carlo, am Nürburgring und in Magny-Cours die falschen Reifen dabei hatten. Wir experimentieren im Augenblick viel herum. Da kann man schon mal daneben liegen.“
Dabei sind die Auswahlprozeduren für die Reifen, wie Hamashima im Interview mit unseren Kollegen der auto motor sport erklärte, auch in dieser Saison die gleichen wie im letzten Jahr. Mit dem Unterschied: „Da hat es funktioniert.“ Doch dies reicht mittlerweile „offenbar nicht mehr aus“. Den Grund hierfür sieht der Bridgestone-Mann hierbei in den im Vergleich zum Vorjahr teils veränderten Strecken. „Andere Layouts oder neuer Belag wie in Monaco. Michelin kommt damit besser zurecht.“
Damit dies nach den Rennen in Monaco, am Nürburgring sowie in Magny Cours nicht auch beim nächsten Rennen in Silverstone genauso sein wird, testen die Japaner in dieser Woche nicht nur mit vier Teams in Barcelona, sondern auch noch parallel dazu mit der Scuderia Ferrari in Fiorano und Mugello. „Wir glauben, dass wir in Silverstone gut gerüstet sind,“ freut er sich auf eine neue Reifenmischung beim Großbritannien Grand Prix. „Wenn nicht, müssen wir im Labor weiterforschen. Das wären aber Lösungen für die Zukunft. Wegen der Testpause sind uns bis Monza die Hände gebunden.“
Erstmals spricht hierbei jedoch ein Vertreter der Japaner davon, dass die Konkurrenz aus Clermont-Ferrand mit ihrer Belieferung von drei Top-Teams, nämlich Williams, McLaren und Renault, einen Vorteil gegenüber den Japanern habe: „Sie bekommen drei Mal so viele Informationen. Das beschleunigt die Entwicklungsarbeit. Wir kennen das aus der Zeit, als wir Ferrari und McLaren gleichzeitig bedienten.“
Die weiteren kleineren Partner-Teams neben Ferrari möchte Hamashima allerdings nicht unbedingt als „Klotz am Bein“ bezeichnen. „B·A·R betreibt ja auch eine eigene Reifenentwicklung. Für kleine Teams wie Sauber, Jordan und Minardi ist die neue Reifenregel aber ein Nachteil. Sie müssen eigene Reifen entwickeln, können das aber nicht in dem Umfang wie Ferrari, weil ihnen die Mittel fehlen. Ferrari vergleicht manchmal zwei verschiedene Reifentypen bis zu fünf Mal. Da hat ein kleines Team gar nicht die Zeit dazu. Also bekommen sie unter dem Strich einen schlechteren Reifen als zu der Zeit, als sie die Reifen übernommen haben, die Ferrari entwickelt hat...“