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Die Formel 1 im Reformwahnsinn?

Die Regeländerungen – zum Teil erfrischend, leider aber auch absurd und in gewisser Weise noch dazu gefährlich...

Michael Noir Trawniczek

Die guten Regeländerungen...


- Die neue Punktevergabe, die nun für die ersten Acht eines GP WM-Zähler bringen.

- Das neue Qualifying in Form eines Einzelzeitfahrens mit nur einer einzigen gezeiteten Runde.

- Die am Freitag abgehaltene Vorqualifikation, in der die Startreihenfolge für den Samstag ermittelt wird.

- Das Verbot aller elektronischer Fahrhilfen ab Mitte der Saison 2003.

Die hier angeführten doch sehr radikalen Regeländerungen haben zwar auch manchen Schönheitsfehler - wie die Tatsache, dass ein Sieg jetzt weniger wert sein wird, weil der Unterschied zwischen Platz 1 und Platz 2 nur mehr zwei Punkte ausmacht oder weil man erst unlängst die elektronischen Fahrhilfen wieder erlaubt hat, einfach weil die FIA über keine ausreichende Kontrollmöglichkeit verfügte – sind aber im Großen und Ganzen sehr willkommen, weil dem Sport zuträglich bzw. die Kunst des Rennfahrens wieder ein wenig mehr im Vordergrund steht...

Die absurden Regeländerungen...

- In seinem ersten Entwurf wollte FIA-Präsident Max Mosley nicht nur die bidirektionale Telemetrie abschaffen, sondern auch den Boxenfunk. Was sofort roten Alarm bei den Sportlern, den Piloten, auslöste – immerhin kann eine Warnung via Funk – zB. über ein gestrandetes Auto – lebensrettend sein. Jetzt ist der Boxenfunk wieder erlaubt, wird jedoch öffentlich abgehört. Immer noch ist unklar, ob es zwei Sprechsysteme geben wird – eines für die Piloten auf der Strecke, eines für jene in der Box. Denn die Konkurrenz wird mithören, und bei der Abstimmungsarbeit und der Boxenstrategie lässt man sich nicht gern in die Karten sehen. Die Konsequenz, wie Ferrari-Technikchef Ross Brawn andeutete: Das Abnehmen des Helms, um mit den Technikern Face-To-Face die Abstimmungsarbeit zu besprechen – was bei dem herrschenden Motorenlärm lustig werden dürfte. Kodierte Sprechfunkanweisungen während der Rennen – FBI-Slang in der Königsklasse?

- Die Parc Ferme-Regel: Die Autos werden nach dem Qualifying unter Verschluss gehalten – lediglich bei Problemen darf unter der Aufsicht eines FIA-Kontrollors an den Problem-Komponenten gearbeitet werden. Nur – wann ist ein Problem bearbeitungswürdig? Reicht zB. ein vom Piloten beobachtetes seltsames Nickverhalten beim Bremsen? Was passiert, wenn es am Samstag trocken ist und am Sonntag regnet? Können die ja immer noch in höchstem Maße heiklen Boliden so überhaupt ausreichend für das Rennen vorbereitet werden? Denn die immer wieder geäußerte Kritik der Piloten, dass nämlich die heutigen Autos aufgrund der ausgefeilten Aerodynamik im Windschatten ein gefährlich instabiles Fahrzeugverhalten an den Tag legen, wurde nicht wirklich beachtet. Mosley traf sich mit den Herstellern, nicht aber mit den aktiven Sportlern...

- Das Tankverbot nach dem Qualifying, welches Mosley letzten Donnerstag hinzufügte, setzte dem neuen Reglement noch ein Sahnehäubchen des Absurden auf. Erstmals werden im Qualifying die Autos nicht mit leeren Tanks fahren, sondern bereits für das Rennen aufgetankt sein. Das Qualifying hat also keine Aussagekraft mehr über den Speed der Piloten, wer vom Teamchef viel Sprit aufgeladen bekommt, steht in der Startaufstellung weiter hinten. Teams wie Minardi könnten nun ihren Sponsoren zuliebe auf eine kurze aber prägnante Show setzen. Mit einem fast leeren Tank könnte zB. Jos Verstappen auf Pole stehen, um dann im Rennen nach nur einer Runde die Boxen aufzusuchen....

Droht 2003 das gefährlichste Jahr seit 1994?

Alles in allem ist zu befürchten, dass die gut gemeinten und zu einem Teil ja auch für mehr Spannung sorgenden Änderungen ein höchst gefährlicher Giftcocktail sein könnten. Die aufgrund von Fahrfehlern und Tankstrategie bunt gewürfelte Startaufstellung beinhaltet nämlich auch ein Gefahrenmoment. Dann nämlich, wenn es zu Gewaltdurchmärschen mit den im Windschatten instabilen Fahrzeugen kommt.

Slicks, Diffusorverbot und Flügelbeschnitt wünschen die Piloten – denn nur in einem stabilen Auto kann man um Positionen kämpfen – dann würde man vielleicht sogar das mittlerweile nicht mehr gebrauchte Wort „Windschattenschlachten“ wieder aus dem Archiv holen können. So wie es derzeit aussieht, könnte die Formel 1 sehr unsanft aus ihrem Reformwahnsinn erwachen – denn auch die heutigen Kohlefaser-Cockpits versprechen noch lange nicht die Unsterblichkeit...

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