Formel 1: News | 18.01.2003
Ecclestone und Mosley gehen voll auf Konfrontationskurs
Mit ihren Aussagen gehen F1-Boss Ecclestone und FIA-Präsident Mosley voll auf Konfrontationskurs mit den Automobilherstellern.
Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, FIA-Präsident Max Mosley und die fünf der Grand Prix World Championship Holdings B.V. (GPWC) angehörigen Automobilhersteller gehen scheinbar voll auf Konfrontationskurs. DaimlerChrysler, BMW, Renault, Ferrari (Fiat) und Ford wollen einem Bericht der 'Wirtschaftswoche' zu Folge Ecclestone ihre Vorstellung eines Vertrages vorlegen, der ein größeres Mitspracherecht und eine bessere Verteilung der Gelder zu Gunsten der Teams vorsieht. Ab der Saison 2008, wenn das Concorde Agreement ausläuft, will man eine eigene Konkurrenzserie ins Leben rufen, sollte man mit Ecclestone keine Einigung erzielen.
Angeblich gibt es nun auch einen Geheimplan, der vorsieht, dass die GPWC selbst eine Formel-1-Holidng ins Leben ruft, an der sich Ecclestone und seine SLEC beteiligen könnten, wenn sie denn wollen: "Wir hätten gerne, dass er weitermacht. Aber es gibt eine klare Option für eine Formel 1 ohne Bernie", so ein Manager der GPWC. Bei den Automobilhersteller scheint man sich auf eine lange "Schlacht" gegen Ecclestone und Mosley einzurichten: "Beide Seiten sind stur und haben genügend Pulver, um die ganze Sache in die Luft fliegen zu lassen", so der Motorsportchef eines großen Autoherstellers.
Bernie Ecclestone selbst sieht das ähnlich und will seinen Posten als "Diktator" der Königsklasse des Motorsports auf keinen Fall aufgeben, mehr Mitspracherechte scheint er niemandem einräumen zu wollen: "Das Problem der Formel 1 ist, dass sie schon viel zu demokratisch ist. Man kann schon heute die Regeln nicht verändern, ohne dass jeder damit einverstanden ist. Das ist idiotisch. Kein anderer kann das so gut wie ich."
Mehrere Vertreter an die Spitze der Formel 1 zu setzen, wie das die Automobilhersteller vorhaben, ist in den Augen des 72-Jährigen der falsche Weg: "Es ist wie im Krieg. Wenn Sie der Kommandant sind und vor jeder Entscheidung sagen: Moment, ich muss erst noch mit meinem Verwaltungsrat diskutieren, ob wir die Kanone jetzt laden oder nicht und ob wir sie dann abfeuern oder nicht - wenn Sie das tun, sind Sie tot, bevor der Kampf überhaupt losgegangen ist."
Auch FIA-Präsident Max Mosley stimmt wieder wenig versöhnliche Worte an, gerade im Hintergrund der bevorstehenden Änderungen am Reglement, die sein Verband den Teams aufzwingen möchte: "Wenn einem großen Hersteller das nicht gefällt, so ist das bedauerlich", wird der Brite vom 'Guardian' zitiert. "Wenn sich ein großer Hersteller aus diesem Grund aus dem Sport zurückzieht, so ist das ebenfalls bedauerlich. Aber wir werden von diesen Änderungen am Reglement bei weitem größere Vorteile ziehen können als wir durch ihre Abwesenheit verlieren würden."
Max Mosley hofft auf die Vernunft der Hersteller, dass sie die Abschaffung der elektronischen Fahrhilfen akzeptieren werden: "Viele von ihnen werden dagegen sein, ganz einfach deshalb, weil sie daran über den Winter hinweg so hart gearbeitete haben, sie sehen nun so viele Dinge, die blockiert werden", so der Brite gegenüber der 'Gazzetta dello Sport'. "Aber wenn sie es sich in Ruhe ansehen, so werden sie erkennen, dass es der einzige Weg war, um die Formel 1 zu neuem Leben zu erwecken. Ich erwarte, dass sie versuchen werden, die Abschaffung der Launch-control, der Traktionskontrolle und der Automatikgetriebe so lange wie möglich hinauszuzögern."
Besonders erbost über die Reglementsänderungen soll McLaren-Boss Ron Dennis sein, der nach der Sitzung am Mittwoch nicht bereit war, den Journalisten eine Stellungnahme abzugeben: "McLaren hält die Position inne, die mich an jene Amerikas während des kalten Krieges erinnert, wo sie so viel Geld ausgaben, um diesen Konflikt zu gewinnen und niemand aus wirtschaftlichen Gründen mithalten konnte", so Mosley weiter. Der neue MP4-18 soll bekanntlich eine revolutionäre Elektronik erhalten, die könnte Dennis nun in den Mülleimer werfen.
Mosley befürchtet auf jeden Fall das Schlimmste: "Ich habe gelesen, dass Mercedes für fünf Jahre ein Vermögen ausgeben will um fünf Saisons in Folge zu gewinnen. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Wenn sie das tun, dann kann sowieso keiner mehr mit ihnen mithalten. In England sagen die Leute, dass Ferrari diejenigen sind, die am meisten ausgeben. Nachdem ich alle Teams gesehen habe, kann ich sagen, dass das nicht stimmt. Es gibt ein paar, die mehr ausgeben."