Formel 1: News | 21.07.2003
Glück im Unglück
Den Zuschauern stockte der Atem, plötzlich lief ein Mann die Hangar Straight hinunter - wir bringen Ihnen die Reaktionen zum Zwischenfall.
Die Motorsportwelt ist nur knapp einer Katastrophe entgangen als ein Mann im Schottenrock auf die Hangar Straight stürmte und neben den 300 km/h schnellen Boliden entlanglief. Der Verrückte wurde - nachdem ihn ein Streckenposten eingefangen hatte - von der Polizei festgenommen.
Für den stark umstrittenen und bei Bernie Ecclestone schon lange in Ungnade gefallenen Rennkurs in Silverstone dürfte dieser Vorfall hierbei keine gute Werbung gewesen sein. „Es war nicht notwendig – es war auch ohne dies ein genügend spannendes Rennen. Aber die Sicherheit war nicht gut genug,“ kommentierte der F1-Zampano die Aktion. „Die Sicherheitsleute werden sich die Sache ansehen, man kann es aber nicht verhindern, wenn jemand so etwas machen möchte.“
McLaren-Teamboss Ron Dennis nahm die Streckenbetreiber dabei in Schutz und unterstützte Ecclestone in seiner Meinung, dass man solche Fanatiker nicht aufhalten könne. „Zwangsläufig wird es Kritik aufgrund dieser fanatischen Aktion geben, doch solche Dinge sind zuvor in anderen Ländern und in anderen Sportarten passiert.“
Beispielsweise vor knapp drei Jahren als am 30 Juli des Jahres 2000 beim Großen Preis von Deutschland in Hockenheim ein Mann über die Waldgeraden des alten Hockenheimrings ging, um damit gegen seine Entlassung in einem französischen Mercedes-Werk zu protestieren.
Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug versteht dabei in diesem Zusammenhang korrekterweise keinen Spaß: „Mir hat eines heute nicht Spaß gemacht. Das war dieser Mann, wenn man ihn so nennen kann, der auf die Strecke lief. Das war sehr gefährlich und hat den Rennausgang für uns negativ beeinflusst. So einen Anschlag muss man in Zukunft verhindern. Da muss man drastisch durchgreifen und ein Zeichen setzen,“ so der Schwabe. „Das ist kein Kavaliersdelikt. Der Mann kann sich nicht vorstellen, wie gefährlich das ist. Nicht nur für ihn, sondern vor allem auch für die Fahrer.“
Für den „F1-Experten“ Hans-Joachim Stuck hätte dieser Zustand, der Toyota eine Doppelführung einbrachte, vielleicht sogar zu einem Rennabbruch führen müssen. „Durch unseren guten Mann auf der Strecke wurde das Rennen natürlich durcheinander gewürfelt. Ich habe Gänsehaut bekommen, als der Verrückte auf der Bahn war. Wenn der überfahren wird, liegt er in zehn Teilen verstreut auf dem Boden,“ so der Ex-F1-Pilot und Premiere-Experte. „Der Fairness halber wäre es allerdings richtig gewesen, das Rennen abzubrechen und neu zu starten. Das hat Michael einen besseren Platz gekostet.“