Formel 1: News | 02.07.2004
„Nach meinem Unfall war ich weniger risikobereit...“
In einem Interview mit dem Kurier hat Gerhard Berger über seinen Imola-Unfall und jene von Ralf Schumacher in Indianapolis nachgedacht...
Der Schock über die erst jetzt entdeckten Wirbelbrüche bei Ralf Schumacher sitzt immer noch tief. Auch die deutschen Medien haben sich noch nicht erholt – man könnte meinen: Je größer das Format, desto größer die Übertreibung. Eines dieser Großformate brachte neben der Frage „Nie wieder Formel 1?“ auch die These ins Spiel, wonach ein Pilot nach einem solch schweren Unfall an Performance und Risikobereitschaft einbüßt.
Hat Ralf Schumacher bei diesem Unfall wirklich einen Teil seines Speeds verloren? Gerhard Berger hat im österreichischen Kurier zu diesem Thema Stellung genommen. Der Tiroler hatte vor rund 15 Jahren einen schweren Unfall – bei Tempo 270 krachte er in Imola mit seinem Ferrari in die Mauer. Der Wagen fing Feuer, Berger überlebte mit Verbrennungen an seinen Händen.
Berger sagt: „Bei mir hat damals mein Geist realisiert, dass du bei einem technischen Gebrechen nur noch Passagier bist. Und das ist bei mir hängen geblieben. Es hat dazu geführt, dass ich nach dem Unfall mit Sicherheit nicht mehr so risikofreudig war wie vorher.“
“Ralf wird der Alte bleiben!“
Der ehemalige BMW-Motorsportdirektor sagt aber auch dazu: „Ob jetzt auch für Ralf gilt, kann ich aber nicht sagen. Menschen und ihre Unfälle sind nicht vergleichbar.“ Berger betonte, dass es einen Unterschied ausmache, ob es sich um einen Fahrfehler oder um ein technisches Gebrechen handelt: „Bei einem technischen Gebrechen weißt du – das kommt wieder, Du weißt nur nicht, wann. Mit diesem Gedanken wirst du viel schwieriger fertig als mit einem Fahrfehler.“
Ob er nach dem Unfall psychologische Betreuung gebraucht hätte, wird Berger gefragt. Er sagt: „Ich habe diese Sachen immer mit mir selber ausgemacht. Es hat höchstens meine Frau einen Psychiater gebraucht – auf Grund meiner Aktionen.“
Berger sagt auch, dass er immer versucht habe, nach einem schweren Unfall möglichst schnell wieder ins Auto zu gelangen. Zugleich sei es aber auch nötig, die Verletzungen vollständig auszukurieren, denn man müsse sich im Auto wohl fühlen.
Fazit von Gerhard Berger: „Ralf wird der Alte bleiben, wenn er seine Verletzungen auskuriert hat. Ich glaube nicht, dass die Verletzungen so nachhaltig sind, dass er nicht mehr so schnell ist wie vorher. Ich gehe davon aus, dass er für nächstes Jahr seinen Vertrag bei Toyota in der Tasche hat.“