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Das alte Lied vom Weltmeister

David Coulthard glaubt fest daran, 2004 den Titel zu holen. Er erwägt kurz einen Rücktritt als amtierender Champion, doch dann siegt doch die Liebe zur Formel 1.

Schwierige Zeiten für David Coulthard. 2005 wird er mit höchster Wahrscheinlichkeit sein Cockpit bei McLaren-Mercedes räumen müssen. Seine Leistungen waren einfach zu mittelmäßig, er stand immer im Schatten seiner Teamkollegen – Coulthard leidet unter einer Finnenphobie, könnte man böse scherzen. Auch Coulthard selbst denkt darüber nach, warum es überhaupt so weit kommen konnte. In einem Gespräch mit dem Scotsman hat der Schotte über die positiven und negativen Aspekte seiner Karriere und selbstverständlich auch den Weltmeistertitel sinniert.

Ein Schwachpunkt sei seine schwankende Form, räumt Coulthard ein: „Es gibt Tage, an denen meine Performance nicht wirklich gut ist, es gab im letzten Jahr einige Beispiele dafür. Ich habe den Grund dafür nicht gefunden. Es ist nicht einfach. Aber es hatten auch andere Leute Formschwankungen in ihrer Karriere. Ob das jetzt Michael Schumacher ist, der in Japan, als er die WM gewonnen hatte, sehr durchschnittlich gefahren ist, oder auch ein Tiger Woods hatte Schwankungen in seiner Form. Das passiert in allen Königsdisziplinen des Sports, man versucht halt, diese Schwankungen zu minimieren.“

„Ich bin sehr kritisch mir selbst gegenüber und ich muss sagen, dass ich bezüglich der Formschwankungen es nicht geschafft habe, dies so in den Griff zu bekommen, wie ich das gerne getan hätte. Aber das bedeutet nicht, dass ich das nicht im kommenden Jahr schaffen kann. Das ist meine Motivation. Dabei als Sieger raus kommen. Es gibt keine Zweifel: Ich habe den Speed und ich habe die Fähigkeit, mich in der Saison 2004 Rad an Rad mit den anderen Konkurrenten zu messen. Und es ist völlig klar: Ich kann den Weltmeistertitel gewinnen.“ Diese altbekannte Phrase kommentiert sogar der schottische Landsmann vom Scotsman mit den Worten: „Nice words, and well meant.“

Der Kollege vernimmt einen tiefen Coulthard-Seufzer, als er Juan Pablo Montoya erwähnt, der 2005 definitiv bei McLaren fahren wird. Coulthard moniert: „Da ist alles dazu gesagt worden. Ich werde dazu nichts mehr sagen und dieses Thema lenkt mich nur ab. Spekulationen sind Teil des Sports und wir müssen alle damit umgehen, aber das ist eine derartige Ablenkung für mich. All die Zeit, die ich darüber nachdenke, welche unverfänglichen Antworten ich auf die Fragen bezüglich Montoya geben könnte, verbraucht Zeit, die ich dafür nützen könnte, mein Auto schneller zu machen. Ich muss mit diesem Thema umgehen, und ich versuche das auch, aber es hängt auch von meiner jeweiligen Tageslaune ab.“

Der schottische Kollege erwähnt das kleine Coulthard-Museum, welches in seiner Heimatstadt Twynholm errichtet wurde und das kleine Restaurant, in dem Coulthard’s Freunde voller Stolz über ihren berühmten Freund sprechen. Coulthard sagt: „Ich suche keine Beweihräucherung und es macht mich nicht krank, wenn ich keine erhalte. Was mich irritiert, ist unnötige Kritik. Oder wenn Leute in mir etwas suchen, das ich einfach nicht bin. Wenn ich siege, mache ich am Podest eben nicht diesen kleinen Sprung, den Michael Schumacher immer macht. Ich würde dann lieber mit jenen Freunden feiern, die mir dabei geholfen haben, dass dieser Sieg möglich wurde.“

Coulthard fügt hinzu: „Es ist leicht, auf jemanden einzuschlagen, wenn er bereits auf dem Boden liegt. Aber wenn ich diese Saison gut beginne, werden die britischen Medien wieder hinter mir stehen, denn dann verkaufe ich ja Schlagzeilen. Ich achte nicht darauf, Publicity zu erhalten, ich brauche das nicht unbedingt. Ich hatte schon viele dieser ‚Kiss And Tell’-Storys, das ist sicher lustig für die Leute in den Pubs, aber ich mag das nicht. Da geht’s doch nur darum, ob irgendjemand seine Freundin gewechselt hat...“

Den Titel hätte er vor einigen Jahren bereits gewinnen können, doch damals war das Auto schuld, sagt Coulthard. „Vor ein paar Jahren hätte ich den Titel gewonnen, aber das Auto war nicht zuverlässig. Ich hatte Pole in Monaco, aber wegen eines technischen Problems musste ich hinten starten. Schau, ich hege keine Zweifel an Michael’s Talent, aber er hatte auch einen unglaublichen Lauf, was die Standfestigkeit betrifft. Wenn du dir meine Karriere ansiehst, die Statistiken, wirst du sehen, dass ich 8 Prozent meiner Rennen gewonnen habe. Und nur ganz, ganz wenige, wirklich nur ganz, ganz wenige habe ich wegen eines Fahrfehlers beenden müssen. Meistens war es das Auto, welches nicht funktioniert hat.“

„Gut, ich hatte eine sehr mittelmäßige Saison, aber ich denke nicht, dass für mich die Zeit gekommen ist, den Helm an den Nagel zu hängen. Ich weiß, dass der Speed da ist und auch die Fähigkeit. Ich liebe den Rennsport immer noch in jenem Maße, wie ich das als Kind getan habe. Auch wenn ich manche Dinge in diesem Sport jetzt mit ein wenig mehr Zynismus betrachte. Das Schönste ist es immer noch, wenn mich alle alleine lassen und es gibt nur noch mich und das Fahrzeug.“

„Sollte ich in diesem Jahr Weltmeister werden – wer kann dann wissen, welche Möglichkeiten sich mir dann offenbaren werden? Vielleicht wäre es dann auch ein guter Zeitpunkt, um zu sagen: ‚Danke vielmals und gute Nacht’. Aber ich kann mir das nicht vorstellen, denn ich liebe meinen Job.“

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