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Die F1-Szene verträgt keine Kritik

Fernando Alonso übte in der Pressekonferenz nach seinem dritten Platz in Ungarn Kritik an Michelin, damit hat er in ein Wespennest gestochen...

Böser Fernando Alonso. Nachdem der Vorjahrssieger am Sonntag auf dem Hungaroring satte 45 Sekunden nach den Ferrari-Assen Michael Schumacher und Rubens Barrichello als Dritter die Ziellinie überquerte, saß er in der anschließenden Pressekonferenz und antwortete auf die Frage, ob er und sein neuer Teamkollege Giancarlo Fisichella im nächsten Jahr den WM-Titel für Renault erkämpfen könnten, mit den Worten:

„Das Team arbeitet so hart. Und die Motorenseite wird zu hundert Prozent passen, denn wir haben in diesem Jahr einen komplett neuen Motor. Und auch das Chassis wird passen. Um eine Chance zu haben, Ferrari zu schlagen, werden wir ein wenig Hilfe von Michelin benötigen.“

Und dann fügte Fernando Alonso noch hinzu: „Ich bin mir sicher, dass wir uns in diesem Jahr stark verbessert haben. Wir liegen auf Platz 2 der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Aber von der Reifenseite her sind wir ein bisschen zu weit weg. In den meisten Rennen waren wir da ein wenig im Rückstand.“

Mehr hat Alonso nicht gebraucht. Mit dieser vorsichtigen Anspielung auf die zumindest in Budapest unübersehbare Unterlegenheit des französischen Gummigiganten gegenüber Erzrivale Bridgestone zog sich Fernando Alonso den Zorn des Michelin-Motorsportdirektors Pierre Dupasquier zu.

Laut unseren Kollegen von Autosport soll der kleine Michelin-Napoleon mit dem charismatischen Gesicht derart verärgert gewesen sein, dass er Alonso, als er sich am Abend von Dupasquier verabschieden wollte, den Weg in Richtung Bridgestone-Truck gezeigt haben soll...

Pech für Pierre Dupasquier, dass sein Lob für Fernando Alonso bereits per Presseaussendung in die Welt geschickt wurde: „Gegen die Erwartungen gab es heute in punkto Taktik keine Überraschungen. Aber Fernando Alonso bot eine beseelte Performance, so wie er das bei seinem Sieg im Vorjahr tat. Verglichen mit unserer Dominanz im Vorjahr ist das heutige Resultat so etwas wie eine Enttäuschung...“

Sogar eine große Enttäuschung – was Fernando Alonso sagte, denken wohl viele Michelin-Kunden im Paddock. In den Köpfen der Michelin-Partner schrillen wohl die Alarmglocken. Bridgestone brachte einen neuen Reifen nach Ungarn - er wurde für die Hitzerennen in Budapest und Spa konstruiert und vor der Sommertestpause in Jerez getestet.

Bislang galt der Michelin-Reifen immerhin als Vorteil in der Single-Lap-Performance – doch am Samstag demonstrierte Michael Schumacher auf eindrucksvolle Weise, dass der neue Pneu der Japaner auch hier mächtig zugelegt hat. Schumacher stellte seinen Ferrari mit der harten Reifenmischung auf die Pole-Position.

Im Rennen hatten die Michelin-Teams nicht die geringste Chance. Dabei liegt der Hungaroring dem Renault an und für sich besonders gut. Renault konnte bei den Rundenzeiten im Rennen im Vergleich zum Vorjahr rund zwei Sekunden zulegen. Ferrari hingegen war um rund vier Sekunden schneller als im Vorjahr, auch die Bridgestone-bereiften Nachzüglerteams wie Jordan konnten beispielsweise eine Steigerung von über drei Sekunden erzielen.

Der neue Bridgestone-Reifen hat die Dominanz der Scuderia Ferrari verstärkt, die Rundenzeiten unterstreichen dies. Für Pierre Dupasquier sieht die Lage anders aus – seiner Meinung nach ist der Unterschied eher an Ferrari und Michael Schumacher auszumachen. Und in den meisten Rennen sei Michelin natürlich konkurrenzfähig gewesen.

Wie dem auch sei - die von den britischen Kollegen ans Tageslicht gebrachte verärgerte Reaktion des Michelin-Direktors auf die harmlose Aussage seines Piloten Fernando Alonso ist ein weiteres Armutszeugnis für die Medienpolitik der Formel 1.

Die firmenpolitische Sprachkontrolle sorgt dafür, dass die Piloten aus Angst etwas Falsches zu sagen nur noch unverfängliche Worthülsen von sich geben. Konkrete Aussagen zur Formel 1-Technik sind ohnehin längst schon tabu. Die Konkurrenzfähigkeit des eigenen Teams oder Reifenherstellers muss stets hochgelobt werden. Die Motoren müssen beispielweise erst reihenweise explodieren, um so etwas wie Verbesserungspotential andeuten zu dürfen.

Aus diesem Blickwinkel heraus müsste man Fernando Alonso für seine ohnehin sehr vorsichtig und eigentlich loyal formulierte und zudem berechtigte Sorge um die Konkurrenzfähigkeit seines Reifenherstellers einen Preis verleihen. Die „Goldene ehrliche Haut“ vielleicht? Oder – ein wenig seriöser klingend – die „Silberne Anstecknadel für Autentität“...

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