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Der „Hammerhai“ hat ausgedient...

Williams-BMW gab bekannt, dass der FW26 ab dem Grand Prix von Ungarn mit einer konventionellen Frontpartie ausgestattet sein wird.

Am 5. Januar war bei Williams noch kein einziges dunkles Wölkchen am weiß-blauen Himmel über dem Circuit Ricardo Tormo auszumachen. Denn dort präsentierte die britisch-bayrische Allianz ihren neuen Boliden für die Saison 2004 – mit dem Ziel damit um den WM-Titel fahren zu können.

Und wenn es eine Weltmeisterschaft der einfallsreichsten Komponentenbezeichnungen geben würde, dann hätten die Weiß-Blauen tatsächlich eine Chance auf den Titel gehabt: Schließlich reichten die Bezeichnungen der Journalisten für die Frontpartie des FW26 von Bulldoggenschnauze und Nasenbär über Rochennase und Breitmaulfrosch bis hin zu Ralf Schumachers Hammerhai.

Chefdesigner Gavin Fisher und sein Williams-Team sprachen hingegen lieber von „umgekehrten Stoßzähnen“ an der Front des Autos. Der Trick an dieser neuartigen Frontpartie des FW26 lag dabei laut dem Renault-Chefingenieur Pat Symonds darin den Frontflügel „freizustellen“: „Die Williams-Idee scheint zu sein, Gewicht vom Frontflügel zu nehmen und es an das Monocoque weiterzuleiten und so die Luftverwirbelungen durch den Frontflügel zu kontrollieren.“

Doch nicht alle Experten zeigten sich von dieser Design-Idee angetan. „Im Bezug auf den Williams ist zu sagen, dass er vielleicht revolutionär aussieht, aber wenn man darüber nachdenkt, dann ist es nicht so sehr anders als das, was alle anderen haben“, nahm Jordan-Chefdesigner John McQuilliam dem neuen Design direkt nach dessen Launch den Nimbus des Revolutionären. „Wenn es einen Vorteil gibt, dann ist dieser nicht 50, 60 oder 70 Prozent – es wird kein Unterschied wie Tag und Nacht sein.“

Eine Meinung welche auch die Scuderia Ferrari teilte, deren neuer F2004 zu Jahresbeginn als „langweilige Vorjahreskopie“ abgestempelt und kritisiert wurde. „Wir haben vor einigen Jahren ein ähnliches Konzept ausprobiert“, verkündeten die Italiener, „nur schien es uns zu dieser Zeit keinen Vorteil zu bringen.“

Ähnliche Worte waren auch von B·A·R-Technikchef und Ex-Williams-Designer Geoff Willis zu hören: „Wir hatten diese Idee vor einigen Jahren, aber wir glaubten nicht, dass es sich lohnen würde, weil die Vorteile eines solchen Designs sehr gering sind. Im letzten Jahr hörte ich, dass sich Williams diese Lösung ansieht – vielleicht haben sie etwas gefunden, denn sie haben dort natürlich hochmoderne Anlagen.“

Langer Rede kurzer Sinn: Genützt haben diese hochmodernen Anlagen wohl nicht so viel wie man sich das bei Williams erhofft hatte. Denn die Titelhoffnungen mussten schnell begraben werden, weswegen die Diskussionen um die Ästhetik der neuen Nase schnell durch Kritik an der mangelnden Performance ersetzt wurden.

Ab dem anstehenden Großen Preis von Ungarn, dem dreizehnten Saisonrennen, hat diese gewagte Konstruktion nun ausgedient: Die offene Frontpartie, welche schon lange auf den Abschusslisten der Weltpresse stand, wird durch eine „traditionell geformte Fahrzeugnase“ ersetzt werden.

„Das Team bringt in Ungarn weitere Aerodynamik-Modifikationen an den Start, dazu gehört auch eine konventionellere Lösung für Fahrzeugnase und Frontflügel“, kommentierte Teamboss Frank Williams den Designwechsel nach zwei Dritteln der Saison kurz und knapp.

BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen macht das neuerliche Aerodynamik-Update jedenfalls Mut. „Williams und BMW kämpfen als ein Team“, erklärte der Motorenexperte. „Wir werden in den letzten sechs Rennen einige Verbesserungen sehen, und ich glaube wirklich, dass wir aufschließen können.“

„Deswegen möchte ich so schnell wie möglich zurückkommen und wieder Rennen gewinnen“, zeigt sich auch der zurzeit noch verletzte Stammpilot Ralf Schumacher zuversichtlich. „Das Auto wird besser werden“, kündigte der Toyota-Pilot in spe schon in Hockenheim Veränderungen an. „In der Fabrik werden viele Weiterentwicklungen vorangetrieben und es werden neue Teile kommen. Ich glaube, dass wir bei den letzten drei Rennen eine gute Chance auf Siege haben werden.“

Sollte dies tatsächlich so eintreffen, dann war das Opfern der extravaganten Schnauze wohl gerechtfertigt. Selbst wenn der weiß-blaue Nasenbär zumindest acht Monate lang mit einem Mythos der modernen „Königsklasse des Motorsports“ aufräumen konnte: Der sprichwörtlichen Weisheit, dass alle Formel-1-Autos gleich aussehen...

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