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Jaguar-Boss mit neuem Qualifying-Konzept

Tony Purnells Vorschlag: Zwei Zehn-Runden-Rennen an den Trainingstagen sollen für die Ermittlung der Startaufstellung herangezogen werden...

Der Freitag eines Grand-Prix-Wochenendes ist an sich bedeutungslos. Die Runden-zeiten sind zum einen nicht wichtig und zum anderen ohnehin nicht interpretierbar, weil die Teams unterschiedliche Arbeitsweisen und Strategien pflegen, und die Boliden mit verschiedenen Reifenmischungen und Sprit-ladungen unterwegs sind. Beim Qualifying ist der erste Lauf nur bedingt relevant, der zweite Heat ist dann zwar für die Start-aufstellung ausschlaggebend, doch auch hier weiß niemand, wieviel Sprit sich in den Autos befindet und welche Strategie das jeweilige Team verfolgt.

Kein Wunder also, wenn das Interesse an diesen beiden Tagen sinkt. Abseits der Drehkreuzfetischisten im Luxus-Fahrerlager wird das Problem erkannt, schrillen die Alarmglocken: Das Magazin Autosport hat in einer Umfrage erfasst, dass sage und schreibe 95 Prozent seiner Leser der Meinung sind, das gängige Qualifying-System funktioniere nicht. 95 Prozent – und das Beste ist: Fast alle Entscheidungsträger der Formel 1 haben in den letzten Wochen und Monaten durchblicken lassen, dass es ihnen mit dem aktuellen Qualifikationsmodus genauso geht. Deshalb wollte man ihn ja auch in Silverstone ändern – wegen der im Concorde-Abkommen verlangten Einstimmigkeit wurde jedoch ein geplantes neues Qualifying verhindert, weil eines oder zwei der Teams dagegen gestimmt haben. Und so schleppt man ein Quali-Format mit, welches keiner mag...

Doch es gibt Hoffnung: Jaguar-Chef Tony Purnell, dem Eindruck nach ein Mann mit Motorsportherz, hat gemeinsam mit dem Magazin F1Racing ein neues Qualifying-Format konzipiert, welches im Rahmen der Kampagne „Fax Max“ veröffentlicht wird. „Fax Max“ ist eine ebenso beherzte Aktion – die Fans können ihre Vorstellungen einer neuen und spannungsvolleren Formel 1 an FIA-Präsident Max Mosley schreiben. Dafür erntete F1Racing-Chefredakteur Matt Bishop Applaus von Renault-Techniker Pat Symonds: „Diese Kampagne ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ich habe schon immer gesagt: Wenn man wissen will, was zu tun ist, muss man das Publikum befragen.“

Der Qualifying-Vorschlag von Tony Purnell ist sensationell – und vom Kartsport her kennt man ihn bereits. Zwei Mini-Rennen über jeweils zehn Runden sollen für die Ermittlung der Startaufstellung herangezogen werden. Eines am Freitag, eines am Samstag. Die Startaufstellung für den ersten Lauf wird gelost – im zweiten Heat wird sie einfach umgedreht. Die Positionen aus den beiden Läufen werden addiert – und schon hat man die Startaufstellung für den Grand Prix.

Das von Purnell vorgeschlagene System wurde durchwegs mit Begeisterung angenommen! Ferrari-Stratege Ross Brawn bezeichnete das System als „aufregend”. Für Eddie Jordan ist es ein „brillantes Konzept“. Minardi-Rennfuchs Paul Stoddart sagte Purnell und Bishop seine „volle Unterstützung“ zu. Auch von Sauber-Techniker Willy Rampf gab es Applaus.

Große Begeisterung also bei einigen Team-Verantwortlichen. Eine wichtige Frage aber ist: Was sagt die FIA? Was sagt Max Mosley? Und siehe da: Der FIA-Präsident sprach von einer „sehr guten Idee“. Besteht also Hoffnung, dass die Formel 1 im nächsten Jahr an allen drei Tagen zündende Action liefert? Möglicherweise eine Action, wie sie noch nie zuvor gesehen wurde? Mit einem Minardi auf der Pole-Position? Mit einem sich von ganz hinten binnen zehn Runden nach vorne arbeitenden Michael Schumacher?

Matt Bishop sagte, er hätte in Budapest alle Teamchefs zu der Idee befragt, einige seien zwar unschlüssig gewesen, als schlecht hätte das System jedoch keiner der Bosse bezeichnet. Die Hoffnung besteht also – die aktuelle Krise und die hoffentlich zahlreichen E-Mails und Faxe an die FIA könnten einen wesentlichen Beitrag leisten. Denn letztlich ist allen Verantwortlichen klar: So kann es nicht weiter gehen.

Was könnte die Umsetzung des Purnell/Bishop-Modus' verhindern? Auf alle Fälle das Concorde-Abkommen und die darin verlangte Einstimmigkeit. Welche Argumente sprechen gegen ein solches System? Zum einen die Sicherheit. Weil bei drei Starts und drei Rennen einfach auch mehr passieren kann respektive durch die oftmals wild durchgemischte Startaufstellung heikle Situationen entstehen könnten. Die Kostenfrage kommt leider auch hinzu – bei den heftigen Zehnrundensprints könnte allerhand Schrott anfallen.

Doch letztlich muss man doch sagen: Ist es nicht gerade diese wilde Action, wonach sich die Mehrzahl der Fans sehnt? Wenn man die Autos zudem über die Reifen abbremst und per Aerodynamikreduktion das Überholen erleichtert, sollte die Verwirklichung dieser Idee möglich sein. Diese kleinen Rennen wären Racing pur – ohne Boxenstopps und ohne Schachbrett im Kopf. Das Überholen, und nicht taktische Überlegungen, würde in diesen zehn Runden im Vordergrund stehen. Wer in diesen kurzen Sprintläufen die Oberhand behält, hat die Pole Position sicher auch verdient. Und: Die Startaufstellung für den Grand Prix könnte endlich auch so durchgemischt werden, wie man das von dem gescheiterten Einzelrunden-Qualifying erwartet hatte...

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