Formel 1: News | 14.04.2004
Max Mosley: „Imola war ein böses Erwachen“
Der FIA-Präsident räumte ein, dass sich die Formel 1 vor zehn Jahren in falscher Sicherheit wähnte – mittlerweile tue sie das nicht mehr.
Imola 1994: das Horrorwochenende der Formel 1. Es begann mit einem schrecklichen Unfall des damaligen Jordan-Piloten Rubens Barrichello im freien Training. Dann der tödliche Unfall des Österreichers Roland Ratzenberger im unterlegenen Simtek. Und am nächsten Tag „fiel die Sonne vom Himmel“, wie es Gerhard Berger beschrieb. Der große Ayrton Senna raste in der damals pfeilschnellen Tamburello-Kurve mit 320 km/h in eine Betonwand. Die Ärzte kämpften vergeblich um das Leben des Brasilianers.
„Dabei haben wir vor 1994 zwölfeinhalb Jahre lang keinen Fahrer verloren“, erklärte der Dreifachweltmeister Jackie Stewart gegenüber reuters. „Das war damals eine eindrucksvolle Bilanz.“ Wobei der Schotte damit tödliche Unfälle an einem Grand-Prix-Wochenende gemeint hat: 1982 verstarb der Osella-Pilot Ricardo Paletti bei einem Startunfall zum GP von Kanada, vier Jahre später musste jedoch Elio de Angelis bei einem Brabham-Testunfall in Le Castellet sein Leben lassen.
Was Stewart gemeint hatte war, dass sich die Formel 1 vor dem Katastrophen-Wochenende in Imola 1994 recht sicher gefühlt hat. Das tut sie auch heute wieder. Stewart erwähnt, es würden heute mehr Leute beim Fischen sterben als in einem Formel-1-Auto. Aber: „Das bedeutet nicht, dass wir nicht morgen schon einen schrecklichen Unfall erleben könnten. Aber was in punkto Sicherheit getan wurde, ist schon immens.“
Auch FIA-Präsident Max Mosley findet, dass sich die Formel 1 vor zehn Jahren in apathischer Art und Weise in Sicherheit gewogen fühlte. „Das tut sie heute nicht mehr“, sagt der Brite. Das schreckliche Imola-Wochenende brachte weitreichende Konsequenzen – die FIA Safety Commision und die Research Group seien gewissermaßen das Erbe oder der Nachlass des Ayrton Senna.
Mosley: „Ich denke, Imola war ein böses Erwachen für die Formel 1. Es wurde die Ansicht geboren, dass man an das Thema Sicherheit wissenschaftlich und systematisch herangehen muss. Auf der Basis der kontinuierlichen Weiterentwicklung.“
Zehn Jahre nach Imola gibt es nun wieder erste Stimmen, die vor den immer schneller werdenden Formel-1-Boliden warnen. Es sind Stimmen von aktiven Piloten wie Alex Wurz, Marc Gené oder Jarno Trulli. Die FIA hat dazugelernt und untersucht nun, wie man die Formel-1-Raketen wieder ein wenig einbremsen könnte...