Formel 1: News | 19.10.2004
Prost übt Kritik
Laut Alain Prost schadet der Formel 1 nicht nur die Schumacher-Dominanz sondern auch das Regelwerk und die unberechenbare Politik...
Manche sagen: Michael Schumacher dominiert die Formel 1 zu Tode. Und wenn sie einen Grand Prix versäumt haben, fragen manche nicht mehr „Wer hat gewonnen?“ Es genügt dann ein Wort: „Schumacher?“ Doch ist es nur die Dominanz eines Mannes, der bereits als Dreijähriger nichts als das Rennfahren im Sinn hatte? Oder sind es auch andere Faktoren, welche die Formel 1 in der letzten Zeit bei vielen in Misskredit brachte?
Man denke an die erstarrte Formel 1-Politik, Stichwort Concorde-Abkommen. Man denke an die Selbstgefälligkeit und den Egoismus der Entscheidungsträger im elektronisch abgeriegelten Fahrerlager, an die unverschämt hohen Eintrittspreise und an vieles mehr....
Und so hat auch der vierfache Formel 1-Weltmeister Alain Prost seine schützende Hand über den siebenfachen Champion gelegt und gegenüber der französischen TV-Anstalt TF1 erklärt: „Die Dominanz von Michael Schumacher ist sicherlich einer der Faktoren, welche der Formel 1 zurzeit Schmerzen bereitet, aber zugleich ist das auch eine Ausrede. Es stimmt schon, dass es weniger aufregend ist, wenn die Leute einen Michael Schumacher sehen, der jeden Grand Prix gewinnt. Aber ich denke, es ist eine Ansammlung an verschiedenen Dingen – da gibt es zwei oder drei weitere Faktoren.“
Prost erzählt: „Ich habe mir den Grand Prix von Japan im TV angesehen und es war sehr interessant – die ersten 14 Runden lang. Aber dann kommen die Boxenstopps und niemand versteht dann noch, was los ist. Ich persönlich bin gegen das Nachtanken. Ein Formel 1-Auto mit wenig Sprit und neuen Reifen wird einfach immer eine Performance auf höchstem Niveau abliefern.“ Und dann, so scheint Prost zu schließen, trennt sich die Spreu vom Weizen, dann steigen, im Normalfall, die Abstände zwischen den Boliden – Prost sagt: „Daher müssen diese Regeln geändert werden, denn sie helfen nicht dabei, dem Zuschauer jene Art von Show zeigen zu können, die er gerne sehen würde.“ Immerhin gab es 2004 einige spannende Rennen zu sehen – meist auf Tilke-Rennstrecken...
Aber auch Alain Prost ist davon überzeugt, dass die zurzeit herrschende politische Lage der Königsklasse kein gutes Bild abgibt und diese die Nerven der F1-Fans strapaziert – Prost hatte bekanntlich immer schon gewisse Probleme im Bereich der heiklen und vom Egoismus getränkten, oftmals undurchsichtigen Formel 1-Politik – der Franzose ist sich sicher: „Diese ganzen politischen und finanziellen Dinge, die ständig vorkommen – hier dürften die Menschen einfach übersättigt sein. Und ich bin überzeugt davon, dass man all diese Dinge ändern wird müssen, anstatt immer nur Michael Schumacher als den Schuldigen hinzustellen.“
Dass diese Einsicht bald schon kommen könnte, scheint aber unwahrscheinlich. Derzeit gibt es bekanntlich nicht einmal ein klares Regelwerk für das kommende Jahr, einige Teams stehen ohne Motor da. Es gibt ein Qualifying, welches die Mehrzahl der Fans, aber auch der F1-Protagonisten, nicht wirklich wollen und welches lediglich deshalb mitgeschleppt wird, weil die Herren Entscheidungsträger nicht in der Lage sind, eine gemeinsame Entscheidung zu treffen....