Formel 1-WM: News | 03.02.2004
Inselflucht?
Sieben von zehn F1-Teams operieren von Großbritannien aus. Ein neues EU-Gesetz bringt große Probleme. Flüchten die Teams von der grünen Insel?
Großbritannien wird als das Mutterland des Motorsports und der Motorsportindustrie betrachtet. Nicht umsonst besitzen sieben der zehn F1-Rennställe ihre Basis auf der grünen Insel, in der Motorsportindustrie allgemein haben momentan 6.000 Menschen ihre Arbeit.
Doch nachdem zuletzt bereits der europäische Haftbefehl für Aufruhr in der Formel 1 und Beschwerden gegen die EU-Politiker heraufbeschworen hat, befürchtet FIA-Präsident Max Mosley nun eine neue Gefahr: „Die EU wird von unnötigen und überzogenen Regelungen stranguliert.“
Gemeint ist hierbei eine neue Richtlinie bezüglich der schon oft diskutierten Tabakwerbung. So soll laut Mosley eine 2005 einzuführende Richtlinie britische F1-Teams benachteiligen, da diese dann nicht nur bei bestimmten Rennen, sondern allgemein keine Tabakwerbung mehr verwenden dürften.
Entsprechend drohte British American Racing Teamboss David Richards bereits mit einem Umzug seines Teams ins Ausland: „Wenn BAT (BAR-Hauptsponsor, d. Red.) nicht genügend Zeit gegeben wird um mit mir zusammen eine Lösung zu finden, dann könnten wir innerhalb eines Jahres nach Japan gehen.“ Und 450 Jobs mit ins Land der aufgehenden Sonne nehmen…
„Wenn wir das britische Recht strikt interpretieren, dann müssten wir mit der Tabakwerbung im Juli des nächsten Jahres aufhören“, so Richards, der bei seinem Amtsantritt noch mit einem einheitlichen Tabakwerbeverbot Ende 2006 rechnete. „Ferrari ist das bestfinanzierte Team der F1, in Italien ansässig und hat einen amerikanischen Zigarettensponsor, weswegen sie in China werben dürften. Aber nur weil wir ein britisches Team mit einem britischen Sponsor sind, dürften wir, egal wo wir in der Welt fahren, keine Tabakwerbung auf den Autos haben. Da kommt ein Desaster auf uns zu.“
Unterstützung erhält Richards hierbei von Max Mosley: „Es gibt auch Länder außerhalb der EU, welche den Teams ein Angebot machen und ihnen die notwendigen Anlagen bieten könnten,“ malt der FIA-Präsident die große Flucht aus Großbritannien an die Wand. „Es ist nicht schwierig, sich dies vorzustellen. Wir haben 120 Länder in der FIA und es würde uns nicht stören, wenn ein F1-Team umziehen wollte...“