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"Ein Fehler und schon sitzt möglicherweise der andere im Auto"

Christian Klien ist froh, dass das geplante Cockpit-Rotations-Prinzip wieder verworfen wurde, der Vorarlberger fährt nun viel befreiter.

Red Bull-Pilot Christian Klien blickt auf einen anstrengenden, aber wenig lohnenden Brasilien-Grand Prix zurück. Der sensationelle sechste Startplatz - mit einem schwer betankten Auto wohlgemerkt - konnte leider nicht in WM-Punkte verwandelt werden.

Letztlich fehlten wenige Sekunden auf Platz 8. "Aber so ist eben der Rennsport", schreibt Klien auf seiner Website. "Es darf während des gesamten Rennens über neunzig Minuten nicht eine einzige Sekunde verloren gehen."

Klien lässt sein Rennen Revue passieren: "Der Start war sehr gut und ich bog auf Platz 6 liegend in die erste Linkskurve ein. Michael Schumacher im Ferrari war rechts neben mir und so konnte er mich in der darauf folgenden Rechtskurve überholen, ich kam auf Position 7 hinter Jenson Button aus der ersten Runde zurück."

Zwar hätte er zu diesem Zeitpunkt schneller als Button fahren können, doch "ich war nicht nahe genug an ihm dran, um ihn überholen zu können", schreibt Klien.

In Runde 24 dann der erste Boxenstopp - hier wurde für weitere 31 Runden Sprit getankt, weshalb der Stopp verhältnismäßig lange gedauert hat, der Hohenemser einige Positionen verlor und sich auf Rang 11 wieder einreihen musste.

"Bis zu meinem zweiten Stopp in Runde 55 konnte ich mich wieder auf Platz 8 vorarbeiten. Mein Rückstand auf Button betrug zu diesem Zeitpunkt 4,3 Sekunden, auf Ralf Schumacher hatte ich einen Vorsprung von 1,8 Sekunden. Ralf absolvierte seinen zweiten Stopp zwei Runden später, in Runde 57", rechnet Klien vor.

In diesen zwei Runden hätte Schumacher mit dem "fast leeren Toyota" schnellere Rundenzeiten als er in seinem schwer betankten Red Bull-Cosworth RB1 drehen können. "Dies ermöglichte es Ralf, dass er nach seinem Stopp unmittelbar vor mir wieder ins Rennen kam. Damit war für uns Platz 8 und ein möglicher WM-Punkt verloren gegangen", bedauert der Vorarlberger.

Mit diesem einen WM-Punkt hätte Christian Klien in der Fahrerwertung mit McLaren-Einspringer Alex Wurz, dem derzeit immer noch bestplatzierten Österreicher in der Tabelle, gleichziehen zu können. Aber noch hat Klien zweimal die Chance, weitere WM-Zähler einzufahren.

Mit seinem sechsten Startplatz - wie schon in Melbourne, beim Saisonauftakt - konnte Klien seinem Red Bull Racing-Team eindrucksvoll beweisen, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist, dem Österreicher für die letzten drei Saisonrennen das Renncockpit zu geben.

Eine satte Sekunde war Klien im Qualifying schneller als Nummer 1-Pilot David Coulthard, der für 2006 immer noch der einzige Fixstarter im Red Bull-Ferrari RB2 ist. Wer im kommenden Jahr neben dem Schotten sitzen wird, ist noch nicht entschieden.

Noch vor Weihnachten soll der erste Test mit dem neuen Boliden absolviert werden - dann könnte eventuell auch in Sachen Nr.2-Pilot eine Entscheidung fallen. Christian Klien werden jedenfalls große Chancen auf den Platz zugerechnet, während Tonio Liuzzi als Kandidat für den Junior-Sitz im ehemaligen Minardi-Stall gilt.

Das von Red Bull Racing eingeführte, in der Formel 1 bislang auf diese Art und Weise nicht angewandte und unter Formel 1-Experten umstrittene Rotations- oder Ersatzbank-Prinzip dürfte nach nur einem Jahr bald wieder Formel 1-Geschichte sein. Für 2006 dürften die roten Bullen höchstwahrscheinlich in beiden Rennställen eine Fixlösung in Betracht ziehen.

Christian Klien kann dem Prinzip wenig Positives abgewinnen - gegenüber der Kronen Zeitung antwortete er auf die Frage, ob er ohne der Rotation schon weiter gekommen wäre in seiner Formel 1-Karriere:

"Bestimmt. Weil du viel mehr Vertrauen zu dir selbst, zum Auto, zu den Strecken hast, wenn du nicht ständig fürchten musst: Ein Fehler - und schon sitzt womöglich der andere im Auto. Der mentale Stress war jedes Mal groß."

Klien fügte hinzu: "Nach den ersten drei Rennen hatte ich so viel Selbstvertrauen, dass ich mir als Ziel setzte: In zwei, drei Rennen packe ich den David Coulthard. Dann kamen die vier Grand Prix im dritten Auto, das Freitagfahren war kein Ersatz für den Einsatz an einem Rennwochende. Und als ich in Kanada wieder zurückkam, war mein ganzes Selbstvertrauen weg. Die ganze mentale Stärke. Du wirst unsicher, traust dich nicht richtig, bremst zu früh, verlierst auch in schnellen Kurven - eben weil du viel vorsichtiger bist."

Er habe sechs bis sieben Rennen gebraucht, bis er wieder so wie früher war, gab der Hohenemser offenherzig zu...

Am Samstag dann, im Qualifying auf der Buckelpiste von Interlagos, gelang ihm eine wahre Traumrunde. Teamchef Christian Horner gratulierte Klien: "Deine beste Runde des ganzen Jahres!" Die Gewissheit, bis zum Saisonende im Auto zu sitzen, hat Christian Klien wieder aufgelockert, den Druck von seinen Schultern genommen. "Ein riesengroßer Unterschied", sagt er...

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