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Das GP-Weekend des Safety Car-Piloten Bernd Mayländer

Teil 2 unseres exklusiven Gesprächs mit Bernd Mayländer. Wie sieht ein Grand Prix-Wochenende für den Safety Car-Fahrer aus, welche Abläufe und Regeln gibt es?

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Wolfgang Wilhelm, Photo 4

Wie läuft denn so ein Formel 1-Wochenende bei dir ab?

Bernd Mayländer: Am Donnerstag, so um die Mittagszeit, komme ich an und zwischen 14 Uhr und 15 Uhr habe ich meinen Tracktest. Da fahre ich um den Kurs, da werden die Reifen des Safety Cars gecheckt, aber auch die Zeitnahme wird überprüft und auch das Fernsehen checkt anhand des herumfahrenden Safety Cars die Kameraeinstellungen ab. Und auch die TV-Monitore im Fahrzeug werden justiert und geprüft.

Du siehst fern im Safety Car? Beim Fahren wohl eher nicht, frag ich mal vorsichtig?

Bernd Mayländer (lacht): Nein, da komme ich nicht wirklich dazu! Aber ich habe ja einen Beifahrer, denn vier Ohren hören mehr und vier Augen sehen bekanntlich mehr. Um 17 Uhr dann habe ich ein Meeting mit dem FIA-Rennleiter Charlie Whiting und ich bin auch beim Fahrer-Meeting der GP2 dabei. Am Freitag dann ein recht einfacher Tag, denn das Safety Car wird ja nur in den Rennen eingesetzt, nicht in den Trainingssitzungen - denn wenn da etwas passiert, wird die Session mit der roten Flagge abgebrochen. Da habe ich dann noch die Fahrerbesprechung mit den Formel 1-Piloten.

Werden da auch Fragen an dich gerichtet, von den Piloten?

Bernd Mayländer: Mitunter gibt es Fragen zum Safety Car, zum Ablauf in gewissen Fällen.

Am Freitag fährst du also nicht?

Bernd Mayländer: Nein, ich habe dann am Samstagmorgen wieder einen Tracktest, wo noch einmal alles überprüft wird, wo geschaut wird, ob alle Safety Car-Boards wirklich sichtbar sind.

Das sind diese SC-Schilder entlang der Strecke...

Bernd Mayländer: Ja, erst wenn alle Safety Car-Boards draußen sind, fährt das Safety Car auf die Strecke.

Und dann versucht man, sich möglichst vor dem Führenden wieder einzureihen?

Bernd Mayländer: Das wird zumindest angestrebt, damit es für die Zuschauer übersichtlich bleibt und damit das führende Fahrzeug vor der Safety Car-Phase auch das führende Fahrzeug nach der SC-Phase ist. Nur fahren halt manche Fahrer in dieser Phase an die Box, weshalb nicht immer der Führende hinter dem SC fährt, wie das ja schon öfter vorgekommen ist in diesem Jahr.

Triffst du autonome Entscheidungen?

Bernd Mayländer: Die Entscheidungen trifft die Race Control, also Rennleiter Charlie Whiting. Wir haben bei der Race Control ja weltweit einen einheitlichen Standard. Und es gibt natürlich Kommunikation in beide Richtungen. Ich gebe natürlich auch Informationen durch, zur Strecke und ihrer Beschaffenheit, zur Wetterlage und ähnlichen Dingen.

Wir waren beim Samstagmorgen, beim Tracktest.

Bernd Mayländer: Ja, da kommen dann die freien Trainingssitzungen der Formel 1 und danach das Qualifying. Während dem Qualifying bereite ich mich schon vor, da beginnt dann der aktive Part meiner Arbeit, das erste GP2-Rennen. Das ist genau wie in der Formel 1, die Abläufe sind die gleichen. Ich muss einen Rennoverall tragen, Rennschuhe und und so weiter, die volle Montur. Und das Safety Car muss eine vorgeschriebene Position einnehmen, die Fahrer wissen immer, wo das Safety Car steht. Das GP2-Rennen am Samstag ist dann ein gutes Warm Up für den Rennsonntag. Denn die Formel 1 ist doch irgendwie das große Highlight, obwohl der Einsatz natürlich immer der gleiche ist.

Am Sonntag, bei den Support-Rennen, bist du also auch dabei?

Bernd Mayländer: Ja, da gibt es das zweite GP2-Rennen, aber auch Supportveranstaltungen wie den Porsche Supercup.

Und dann sitzt du im Safety Car und bist bereit...

Bernd Mayländer: Ja, im Rennen ist man natürlich angespannt und man muss stets bereit sein, um raus zu fahren. Natürlich bin ich glücklich, wenn ich nicht raus muss, denn das bedeutet ja auch immer, dass nichts Schlimmes passiert ist. Das Harte an dem Job ist: Man kann sich nicht darauf vorbereiten - und es kann immer etwas passieren. Und dann muss man schnell und vor allem richtig handeln. Glücklicherweise sind die Sicherheitsstandards heute schon sehr hoch geworden, sodass es, wenn schon etwas passiert, meistens glimpflich ausgeht.

Was passiert eigentlich, wenn es einen technischen Defekt am Safety Car gibt?

Bernd Mayländer: Prinzipiell würde das zweite Safety Car zum Einsatz kommen. Aber man muss bedenken, dass hier ja auch sehr viel Vorarbeit geleistet wird. Ein Motorschaden ist beispielsweise in den letzten zehn Jahren noch nicht vorgekommen. Und es sind ja immer auch je zwei Safety Cars und auch zwei Medical Cars vor Ort. Wir fahren zwar mit einem ganz normalen Serienfahrzeug, das kommt auch wirklich aus der Serie, aber es wird sehr viel Testarbeit geleistet. Beispielweise in Sachen Kühlung und so weiter - das Auto ist wirklich top ausgerüstet.

Das spricht ja auch für Mercedes, dass zumindest das Safety Car standfest ist.

Bernd Mayländer: Wir fahren mit diesem Auto ja auch nicht Brötchen holen, sondern wir sind da ja auch recht zügig damit unterwegs.

Und wenn die Zielflagge in der Formel 1 geschwenkt wurde, am Renn-Sonntag, dann ist dein Weekend zu Ende?

Bernd Mayländer: Ja, da schaue ich noch einmal, ob es noch irgendwelche Fragen zu klären gibt - und wenn nicht, dann schaue ich, dass ich mich so schnell wie möglich aus dem Staub mache...


Im letzten Teil des Gesprächs mit Safety Car-Fahrer Bernd Mayländer erzählt der deutsche über seine Karriere und auch über skurrile Momente in seinem Job Als Safety Car-Pilot... - zu finden am Mittwoch, hier auf motorline.cc


Teile 1 des Gesprächs mit Bernd Mayländer finden Sie in der Navigation rechts.

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