Formel 1: Testfahrten | 24.08.2005
McLaren und Renault dominieren
Hochbetrieb im königlichen Park von Monza: Acht der zehn Formel-1-Teams waren im Einsatz, Montoya im McLaren drehte eine absolute Rekordrunde.
Hier finden Sie zahlreiche Fotos aus Monza.
In Monza begann am Dienstag das Ferrari-Comeback des Felipe Massa. Zusammen mit seinem künftigen Vorgänger Rubens Barrichello eröffnete er die Testwoche im königlichen Park. Die Bestzeit ging dabei in 1:22.506 Minuten an Barrichello, der insgesamt 94 Umläufe absolvierte.
Massa drehte nur 61 Runden im F2005 und war in 1:23.461 Minuten neun Zehntel langsamer. "Ich bin glücklich wieder für Ferrari zu fahren", freute sich der Brasilianer. "Am Morgen gewöhnte ich mich nur an das Auto und am Nachmittag arbeitete ich am Setup."
Am Mittwich stiegen auch die anderen Teams in den Monza-Test mit ein. Bei Sonnenschein und 29 Grad Celsius Lufttemperatur schärften acht Teams mit 16 Piloten ihre Boliden. Und weil der Italien GP das Rennen mit dem wenigsten Abtrieb im Kalender darstellt, präsentierten sich diese Boliden alle mit flachen Flügeln. Ebenfalls mehrfach zu sehen war die rote Ampel, welche den Beteiligten signalisiert, dass die Session wegen eines Zwischenfalls auf der Strecke unterbrochen ist.
"Die MP4-20 fahren mit dem Aerodynamik-Paket für Monza", klärt eine Presseaussendung des McLaren-Teams auf. Wer hätte das gedacht? Doch Ironie beiseite - die Silbernen waren mit allen vier Piloten im Einsatz. Der Fokus der "Fantastischen Vier" hieß: Renndistanzen absolvieren, Arbeiten am Setup und natürlich Reifentests für Michelin. Der Plan war, dass am Vormittag die beiden Testpiloten Alex Wurz und Pedro de la Rosa die Arbeit beginnen und am Nachmittag die Einsatzfahrer Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya übernehmen. So geschah es dann auch, doch in der Inlap seines letzten Stints am Vormittag drehte sich de la Rosa in das Kiesbett. Als die Mechaniker das Auto vom Schotter befreiten, entdeckten sie ein Problem mit dem Getriebegehäuse. Und weil das wiederum dauerte, konnte Istanbul-Sieger Räikkönen nur fünf Runden abspulen.
Am schnellsten war am Ende, nach 49 Umläufen, Juan Pablo Montoya mit einer Zeit von 1:19.880 Minuten - das bedeutet einen neuen inoffiziellen Rundenrekord in Monza. Der Kolumbianer war damit auch um eine volle Sekunde schneller als WM-Leader Fernando Alonso im Renault, obwohl der Spanier 50 Runden mehr als Montoya absolviert hat. Die Dominanz der Silberpfeile blüht also richtig auf - auch wenn Alonso und Fisichella – der rund 5/10 langsamer als sein Teamkollege war – die Plätze 2 und 3 belegen und somit drei McLaren-Piloten hinter sich lassen konnten. Renault-Cheftestingenieur Christian Silk erklärte: "Am ersten Tag ist es immer ein bisschen schwierig, da sich die Piloten erst an die Low-Downforce-Konfigurationen gewöhnen müssen und die Strecke immer recht schmutzig ist." Beide Einsatzfahrer hätten am Setup gearbeitet und die Evaluierung von Reifen-Komponenten und Konstruktionen vorgenommen, so Silk. Hinter Fisichella belegte die McLaren-Armada Wurz, de la Rosa und Räikkönen die Ränge 4, 5 und 6. Bezeichnend: Obwohl Kimi Räikkönen wie erwähnt nur fünf Runden abspulen konnte, war er in etwa so schnell wie de la Rosa, dem auf Wurz 2/10 und auf die Rekordrunde von Montoya 2,1 Sekunden fehlten.
Die Formel 1 ist also auf vier Performance-Ebenen verteilt: Ganz oben McLaren, dann Renault, dann der Rest, bis auf Jordan und Minardi. Schnellster Nicht-McLaren/Renault-Pilot war David Coulthard (Red Bull Racing), dem nach 55 Umläufen nur 1/10 auf Räikkönen fehlte. Neben Coulthard war Tonio Liuzzi für R·B·R im Einsatz - nach 35 Runden fand sich der Italiener auf Rang 14 wieder, Rückstand 3,3 Sekunden.
Auf Platz 8, nur 3/100 hinter dem Schotten, Ricardo Zonta im aktuellen Toyota TF105. Ralf Schumacher durfte in eine modifizierte Version des TF105 klettern, musste jedoch bald wieder rausklettern, da sich der Motor verabschiedete. Als dieser gewechselt wurde, flog Schumacher von der Strecke. Am Ende hatte er sieben Runden ohne gültige Rundenzeit absolviert. Olivier Panis arbeitete wieder mit dem V8-Hybrid von Toyota, absolvierte 78 Runden und lag am Ende 8,1 Sekunden zurück. Panis gegenüber Autosport: "Der V8 ist ein guter Motor, aber hier in Monza kannst du den Unterschied wirklich sehen und spüren - denn ich war so beunruhigt, habe ständig darauf geachtet, dass ich alle anderen überholen lasse."
Nicht ganz so langsam, aber auch nicht wirklich schnell, waren die roten Renner aus Maranello unterwegs. Rubens Barrichello übergab an Tester Luca Badoer, der mit 125 Runden am fleißigsten war - die Belohnung: Platz 9, Rückstand 2,5 Sekunden. Weniger als 1/10 langsamer, auf Rang 10, Felipe Massa, der wegen eines Mechanikproblems auf der Strecke ausrollte.
Vorsichtig war die Mannschaft von Williams am Werk. Technikdirektor Sam Michael: "Nach den Reifenschäden in Istanbul verbrachten wir den ersten Testtag damit, den Grund für das Problem zu suchen." Michael erklärte, man habe mit Michelin die technischen Parameter überprüft, diese seien in Ordnung, auch die Kerbs seien nicht die Ursache gewesen. Williams habe zudem daheim in Grove herauszufinden versucht, welcher Teil des Autos an den Reifen gerieben habe. "Wir werden im Laufe der Testfahrten viele Veränderungen durchführen, um ein neuerliches Auftreten dieses Problems zu verhindern", fügte der Technikchef hinzu. Mark Webber belegte nach 43 Runden Rang 11, Nico Rosberg vermochte zu überzeugen und war in der schnellsten seiner 50 Runden nur um eine halbe Sekunde langsamer als der Australier.
Sauber war mit Jacques Villeneuve unterwegs, der 98 problemlose Runden absolvierte und mit rund drei Sekunden Rückstand Platz 12 belegte. Villeneuve diktierte: "Ich habe heute beinahe zwei GP-Distanzen abgespult. Der Wagen war okay. Wir arbeiteten an mechanischen und aerodynamischen Setups und hatten dabei überhaupt keine Probleme. Aber es war sehr, sehr heiß, hier so viele Runden zu fahren, mit den hohen Randsteinen."
Jordan brachte einen Wagen für Tiago Monteiro, der damit achtundfünfzigmal den Kurs umkreiste und mit 4,8 Sekunden Rückstand Platz 14 unter 16 Teilnehmern verbuchen konnte. Hinter ihm nur noch der V8-Toyota von Panis und der zeitenlose Ralf Schumacher. Die Testfahrten in Monza werden am Donnerstag fortgesetzt, da sollen dann alle zehn Formel-1-Teams an die Arbeit gehen, also auch B·A·R, die entschieden hatten, den Mittwoch aufgrund des niedrigen Gripniveaus auszulassen, sowie das Minardi-Team.
Die Testzeiten aus Monza
1. Juan Pablo Montoya (McLaren) 1:19.826
2. Fernando Alonso (Renault) 1:20.867
3. Giancarlo Fischella (Renault) 1:21.304
4. Alex Wurz (McLaren) 1:21.706
5. De la Rosa (McLaren) 1:21.922
6. Kimi Räikkönen (McLaren) 1:21.971
7. David Coulthard (R·B·R) 1:22.004
8. Ricardo Zonta (Toyota) 1:22.007
9. Luca Badoer (Ferrari) 1:22.395
10. Felipe Massa (Ferrari) 1:22.423
11. Mark Webber (Williams) 1:22.491
12. Jacques Villeneuve (Sauber) 1:22.890
13. Nico Rosberg (Williams) 1:22.951
14. Tonio Liuzzi (R·B·R) 1:23.155
15. Tiago Monteiro (Jordan) 1:24.670
16. Olivier Panis (Toyota) 1:27.983
17. Ralf Schumacher (Toyota) -:--.---