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Tonio spricht Klartext

Scuderia Toro Rosso-Pilot Tonio Liuzzi hat eine eigene Meinung über die Formel 1 der Gegenwart und er hat kein Problem damit, diese auch auszusprechen.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Robert May (Rally & more / motorline.cc), Photo 4

"Hm...", antwortet der Fahrer der Scuderia Toro Rosso, namentlich Vitantonio Liuzzi, um danach einfach gar nichts zu sagen. Eine seltsame Antwort, könnte man glauben, aber wenn man die Frage weiß, ist sie wiederum verständlich. In einem F1Total-Interview wollte man lediglich eine seiner Schwächen erfahren, doch Liuzzi schwieg eisern und entgegnete nach Rückfrage nur lapidar: "Ich meine, niemand ist perfekt, aber ich denke schon, dass ich nicht allzu viele Schwächen habe, wenn ich das Visier runterklappe und auf die Strecke gehe."

Im Vorjahr kam Liuzzi als Seriensieger und letzter Formel 3000-Europameister in die Königsklasse - bei Red Bull Racing ergaben sich für ihn jedoch nur vier Renneinsätze. Und so konnte sich Liuzzi an den GP-Sams- und Sonntagen vermehrt den Medien zuwenden. Liuzzi absolvierte beispielsweise für den ORF-Vorlauf zur Grand Prix-Übertragung einen kulinarischen Test in Silverstone - er probierte alles, vom Kebab bis zum italienischen Espresso, und gab weniger fachgerechte als vielmehr unterhaltsame
"Urteile" ab. Liuzzi gilt als Paradiesvogel - für seine Kritiker ist das ein Nährboden für Aussagen wie jener, dass er ein "Partygänger" sei, der mit zu wenig Ernst an seine Arbeit herangehen würde.

"Die Formel 1 ist viel zu spießig!"

Diesen Vorwürfen begegnet Liuzzi mit entwaffnender Unaufgeregtheit: "Ich denke, dass die Leute die Leistung im Auto bewerten sollten und nicht wie oft ich lache!" Das Lachen lässt er sich zudem auch nicht nehmen: "Ich genieße mein Leben in der Formel 1 und finde, dass eine gute und entspannte Atmosphäre im Team sehr wichtig ist. Auch die Mechaniker haben dann viel mehr Freude an ihrer Arbeit."

"Sind wir doch mal ehrlich: Die Formel 1 ist ohnehin ein viel zu spießiges Business. Die Fans sollen doch Spaß haben, wenn sie uns zuschauen, und dann sollten wir uns wenigstens bemühen, dass wir wie Racer aussehen und nicht wie irgendwelche Bankangestellten mit einem braunen Sakko."

"Mit schwächeren Motoren gewinnen wir keine Fans zurück!"

Wenn man das gesamte Leben lang die Formel 1 als Ziel vor Augen hat, dieses dann erreicht, kann es passieren, dass man die eigene Meinung hintanstellt, sie zumindest hinter Allgemeinfloskeln verbirgt, um die Position nicht zu gefährden...

Tonio Liuzzi hat kein Problem damit, die Formel 1 der Gegenwart zu hinterfragen: "Die Autos werden immer langsamer, was ich nicht gut finde. Die Zuschauer sind interessiert an der Technik, also denke ich, dass die Formel 1 immer die stärksten und besten Autos haben muss. Jetzt versuchen sie, die Autos mit schwächeren Motoren einzubremsen, aber so gewinnen wir bestimmt keine Fans zurück. Ich finde sowieso, dass wir die Zuschauer besser unterhalten müssen."

"Wir sind mit dem V10 sicher nicht zu schnell!"

Harte, aber klare Worte. Tonio Liuzzi hat in dem Gespräch auch zu der aktuellen Debatte um die gedrosselten V10-Motoren seine Sichtweise dargelegt. Die Verantwortlichen streiten - die Restriktionsformel für die V10-Aggregate sei zu mild, die Drosselung zu wenig stark, so würde die Scuderia Toro Rosso einen Vorteil erlangen, wird befürchtet.

Liuzzi könnte man als STR-Pilot zwar als "befangen" hinterfragen, seine Worte jedoch wirken sehr direkt und auch unverblümt: "Ich schätze, dass da alle ein bisschen politisieren. Beim ersten Test in Barcelona konnte ich den anderen Autos nicht einmal im Windschatten folgen. Das war schon ein Rückschlag. Natürlich sagen die anderen Teams, dass der V10 zu schnell ist, aber ich kann ehrlich sagen, dass das nicht der Fall ist." Und: "Es stimmt, dass wir im unteren Drehzahlbereich sehr stark sind, aber dafür fehlt es uns massiv an Topspeed."

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