Formel 1: News | 20.01.2006
"Wir sollten alle V8-Motoren einsetzen!"
Toyota-Cheftechniker Mike Gascoyne hält wenig davon, dass die Scuderia Toro Rosso V10-Motoren einsetzt. Zudem müsse man ein eigenes Auto bauen.
Nach dem Verkauf des Minardi-Teams an Red Bull wird die Scuderia Toro Rosso mit gedrosselter V10-Power von Cosworth an den Start gehen, entsprechende Vereinbarung war schon vor dem Verkauf des Rennstalls getroffen worden. Auch die Konkurrenzteams mussten diese Ausnahmeregelung damals abnicken, nichts ahnend von der bevorstehenden Übernahme der Mannschaft aus Faenza.
Minardi hätte sich einen Umstieg auf V8-Motoren nicht leisten können - zumindest nicht im ersten Jahr des neuen Reglements. Grund hierfür ist die Tatsache, dass der kleine Rennstall mangels Budget immer auf alte Motoren zurückgreift. Diese Ausnahmeregelung trifft nun auf die Kritik der Konkurrenz, was nicht weiter verwunderlich ist, denn schließlich hat ein neuer Teambesitzer dieses Zugeständnis quasi "geerbt". Mit dem Hintergrund des Besitzers Red Bull hätte es diese Ausnahme wohl nicht gegeben.
Entspricht die Scuderia Toro Rosso dem Concorde-Abkommen?
In den Augen von Mike Gascoyne, dem Technischen Direktor Chassis von Toyota, ist es "nicht gut", dass die Scuderia Toro Rosso kommende Saison der einzige Rennstall sein wird, der auf einen Zehnzylinder setzen wird. Er sei sich "nicht sicher", ob das zweite Red Bull-Team, das erforderliche Kriterium - nicht ausreichend Geld - wirklich erfüllt: "Ich denke, dass es für alle besser wäre, wenn wir alle V8-Motoren verwenden würden und man keine Diskussionen über Restriktionen und alle diese Dinge führen würde", wird der Brite von 'Reuters' zitiert.
Nun fragen sich alle, wie gut das Team beim ersten Saisonrennen sein wird und ob der Automobilweltverband FIA die Restriktionen wirklich so gewählt hat, sodass dem Team kein Vorteil entsteht. Das Pikante an der ganzen Geschichte spricht Gascoyne an: "Sie verwenden einen Cosworth-Motor und die FIA hat die Gleichwertigkeitsformel angewandt, die von Cosworth vorgeschlagen wurde. Es haben wohl mehrere Hersteller ihr Erstaunen darüber zum Ausdruck gebracht, denn wenn wir diese Formel auf unseren V10 anwenden, dann zeigt dieser eine beträchtlich bessere Leistung, als der V8 sie haben wird."
Sportbehörde FIA ortet keinen Handlungsbedarf
Scheinbar traf Toyota, das zusammen mit MF1 Racing vor dem Jahreswechsel extra einen Vergleichstest zwischen V8- und gedrosseltem V10-Motor im baugleichen Auto in Silverstone durchgeführt hat, beim Automobilweltverband FIA auf taube Ohren: "Wir haben der FIA diese Frage gestellt, aber sie sagen, dass sie zufrieden sind mit dem, was Cosworth vorgeschlagen hat, doch für uns steht dahinter ein Fragezeichen."
Es sieht wohl danach aus, als müssten die Teams mindestens bis zum Saisonauftakt in Bahrain mit diesem Fragezeichen leben, erst dann könnte die FIA die Restriktionen verschärfen, sollte klar sein, dass das Team wirklich einen Vorteil genießt. Nur eine Sache ist klar: Das neue Chassis wurde für einen V10-Motor entwickelt. Würde man den Rennstall dazu zwingen, einen V8-Motor einzusetzen, wäre wieder nicht für Chancengleichheit gesorgt, da wieder eine Partei einen Nachteil hätte - die Scuderia Toro Rosso.
Die Chassis-Frage
Zudem warnte Gascoyne auch die Scuderia, das Concorde Abkommen würde vorschreiben, ein eigenes Auto zu konstruieren - einen modifizierten Red Bull-Cosworth RB1 sieht Gascoyne nicht als solchen: "Sie sollten nicht das letztjährige Chassis einsetzen."