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Gilles Villeneuve - ein Held für die Ewigkeit

Vor genau 25 Jahren lag der sonst so wilde, entschlossene, feurige Gilles Villeneuve wie eine Puppe am Streckenrand. Ein Schreckensbild, das sich einbrannte...

Michael Noir Trawniczek

Vor 25 Jahren, am 8. Mai 1982, wenige Minuten vor 14 Uhr, am Ende des Abschlusstrainings für den Grand Prix von Belgien in Zolder ist es passiert: Gilles Villeneuve ist in seinem Ferrari auf einer schnellen, einer so genannten "Chaos-Runde" unterwegs, trifft auf den langsam fahrenden March-Piloten Jochen Mass, Villeneuve will ihn überholen, doch just in dem Moment wechselt der Deutsche die Spur, um Villeneuve vorbeizulassen. Ein fatales Missverständnis. Mit vollem Karacho, etwa 270 km/h, wird der Ferrari vom linken Hinterreifen des weißen March hoch katapultiert, in die Luft geschleudert, schlägt mehrmals auf dem Boden auf - dabei wird Villeneuve samt Sitzschale aus dem Auto gerissen, prallt gegen einen Fangzaun.

Dieses Bild hat sich eingebrannt: Da lag er nun, leblos, wie eine Puppe - ausgerechnet er, Gilles Villeneuve, ein Energiebündel, ein Kämpfer, für manche sogar ein Wahnsinniger, immer am Limit, manchmal auch darüber hinaus. Dieser leblose Körper, der da in dieser Sitzschale lag, wirkte irreal, hatte nichts mehr mit dem Gilles Villeneuve zu tun, den man kannte. Villeneuves Körper wurde in die Universitätsklinik von Leuven transportiert, doch die Ärzte konnten den 32-jährigen Kanadier nicht mehr ins Leben zurückholen.

Bei Ferrari war man schockiert. Die Stimmung im Team war schon die Wochen zuvor angespannt. Villeneuve und sein Teamkollege Didier Pironi sprachen kein Wort mehr miteinander. Der Hintergrund: Beim Rennen zuvor, in Imola, welches wegen des Polit-Hickhacks zwischen FISA und FOCA nur mit wenigen Teams abgehalten wurde, überholte Pironi den führenden Villeneuve trotz anders lautender Stallorder. Villeneuve fühlte sich ausgetrickst, zudem hatte er den Verdacht, dass in der Scuderia gegen ihn gearbeitet wird. Pironi erlitt wenige Wochen später bei einem schweren Unfall im Freien Training für den GP von Deutschland so komplizierte Beinbrüche, dass er seine Formel 1-Karriere beenden musste. Fünf Jahre später verstarb er bei einem Unfall mit einem Rennboot.

Im Campingbus mit Kind und Kegel

Gilles Villeneuve begann seine professionelle Rennkarriere auch nicht mit Auto-, sondern mit Snowmobil-Rennen - wo er das nötige Geld verdienen konnte, um sich in der Jim Russell Rennfahrerschule einschreiben zu können. Seine ersten Formel Ford-Rennen waren erfolgreich, er wechselte 1974 in die Formel Atlantic, ins Team Ecurie Canada. Da war er bereits 24 Jahre alt, mit Joann verheiratet, Söhnchen Jacques war bereits vier Jahre alt.

Doch für sein Cockpit bei Ecurie Canada verkaufte Gilles sein Familienhaus und zog mit Frau und Kind in einen Campingbus. Doch dann verliefen die ersten Formel Atlantic-Rennen wenig zufriedenstellend, zur Saisonmitte zog sich Villeneuves einen doppelten Beinbruch zu. So verlor er das Cockpit, stellte jedoch ein eigenes Team auf die Beine, im Jahr darauf folgte der erste Sieg im Regenrennen von Gimli. So stieg seine Reputation, 1976 kehrte er zu Ecurie Canada zurück, die Familie begleitete ihn immer noch mit dem Wohnmobil.

Den Durchbruch schaffte Gilles Villeneuve, als er in einem Formel 2-Rennen jenen James Hunt schlug, der im selben Weltmeister werden sollte. Hunt erzählte dem McLaren-Management von dem "verrückten Kanadier", Villeneuve erhielt 1977 für ein paar Rennen einen dritten McLaren neben James Hunt und - Ironie des Schicksals - Jochen Mass.

Nach seinem GP-Debüt erhielt Villeneuve einen Anruf von Ferrari, dort fuhr er noch am Saisonende, in seinem zweiten Rennen für die Scuderia fabrizierte er einen Unfall, bei dem zwei Zuschauer starben. 1978 gewann er ausgerechnet beim Heimrennen in Montreal seinen ersten Grand Prix. Im Jahr 1979 fuhr er an der Seite von Jody Scheckter, den Ferrari als Teamleader angeworben hat - doch Villeneuve war als "Nr.1B" eine harte Nuss.

Dijon 1979 - das Duell Villeneuves gegen Arnoux

Im diesem Jahr 1979 erschaffte sich Gilles Villeneuve sein eigenes Denkmal - die Fans mochten seine kämpferische Art. Einer der Höhepunkte war der GP von Frankreich in Dijon, wo er rundenlang Rad an Rad mit Renault-Pilot René Arnoux um den zweiten Platz kämpfte. Dieses Duell ist in die Geschichte eingegangen, die beiden fuhren zum Teil auch in den Kurven nebeneinander, Villeneuve hat den Kampf gewonnen, zuvor eroberte er den Sieg in Kyalami und Long Beach.

In Zandvoort begeisterte er die Fans, als er auf drei Rädern um den Kurs fuhr, dann aber aufgeben musste. Eine typische Villeneuve-Aktion - aufgegeben wird erst, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Deshalb wird der Kanadier auch heute noch geliebt und verehrt.

Letztlich jedoch wurde dann doch Jody Scheckter in dem Jahr Weltmeister, sicher auch weil ihn Villeneuve unterstützte respektive unterstützen musste. 1980 war für Ferrari katastrophal, doch 1981, mit dem Turbo-befeuerten Ferrari 126CK, konnte Gilles Villeneuve wieder um Siege kämpfen, gewann in Monaco und Spanien, wo er vier Autos im Rückspiegel hatte, die wohl hätten schneller fahren können. Dann kam das Jahr 1982, das Unglücksjahr...

Einfach keine Angst

Zu diesem Zeitpunkt war Jacques Villeneuve bereits 12 Jahre alt. 1997 eroberte JV jenen Weltmeistertitel, der seinem Vater nicht vergönnt war. Jacques Villeneuve hat vieles von seinem Vater geerbt: Die Wildheit, die Konsequenz, den Mut zur Unbequemlichkeit -aber auch das Musische. Als Sohn eines Klavierstimmers beschäftigte sich der kleine Gilles zunächst mit der Musik, bevor er sich dem Rennsport zuwandte.

Was Vater und Sohn zudem gemeinsam hatten, war die fehlende Angst vor einem Unfall. Gilles Villeneuve hat einmal erklärt: "Ich habe überhaupt keine Angst vor einem Crash. Ich denke nie darüber nach, dass ich mich verletzen könnte. Es erscheint mir unmöglich, dass ich mir weh tun könnte..."

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