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Die Büchse der Pandoras - das Kasperltheater geht munter weiter

Das World Council richtet über den Spionagefall, in dem Renault angeklagt wird. Davor zeigten sich die F1-Protagonisten wieder einmal von ihrer "lustigen Seite".

Michael Noir Trawniczek, noir@motorline.cc

Die Formel 1 gibt sich wieder einmal der Lächerlichkeit preis - kurz vor dem neuerlichen Hearing vor dem World Council der Obersten Sportbehörde FIA, das am heutigen Donnerstag und auch am Freitag in Monaco abgehalten wird.

Die FIA forderte McLaren-Mercedes auf, einige Behauptungen in der neuen Spionageaffäre, in der Renault unter Verdacht seht, zu relativieren - McLaren kam der Aufforderung nach...

Demnach waren es nicht 18 Renault-Mitarbeiter, welche per Zeugenaussage zugegeben haben, vertrauliche McLaren-Daten angesehen zu haben, welche von dem ehemaligen McLaren-Mitarbeiter Phil Mackereth bei dessen Dienstantritt bei Renault eingeschleust wurden - sondern es waren 18 Zeugenaussagen von 13 Mitarbeitern und nur 9 gaben zu, die Daten betrachtet und darüber diskutiert zu haben. Außerdem seien die Daten bei Renault nicht auf 11 Computer gespielt worden, sondern es habe sich um 11 Disketten gehandelt - die Daten seien nur auf Mackereths Computer geladen und dort nur von einem Mitarbeiter betrachtet worden, sieben weitere Mitarbeiter gaben zu, die Daten als Ausdruck betrachtet zu haben. Schließlich würde es sich nicht um 780, sondern nur um 18 technische Zeichnungen handeln, alle Daten zusammen würden dafür 762 Seiten füllen. Und: Es handle sich nicht um sämtliche Daten der McLaren-Boliden der Jahre 2006 und 2007 sondern um "die technische Definition des fundamentalen Aufbaus des 2007er-McLaren-Autos und die technischen Details seiner innovativen und leistungssteigernden Systeme", hieß es in der von der FIA verlangten McLaren-Aussendung.

Wenig später folgte eine empörte Aussage von Renault-Teamchef Flavio Briatore - gegenüber dem Daily Express schimpfte er: "Viele sehr negative Dinge wurden in den vergangenen Wochen von McLaren über uns gesagt, sehr schädigende Dinge." Und dann fügte Briatore hinzu: "Wir werden freigesprochen - und sobald das Urteil verkündet ist, werden wir rechtliche Schritte in Erwägung ziehen. Unsere Reputation wurde diffamiert."

Natürlich - Renault wird freigesprochen, weil nur 9 statt 18 Mitarbeiter vertrauliche McLaren-Daten betrachtet haben und weil sie sich das Material nur auf Papier und nicht auf ihrem Monitor zu Gemüte geführt haben! Eine äußerst seltsame Verteidigungsstrategie.

In Wahrheit sind auch neun Mitarbeiter bereits mehr als im Fall McLaren-Mercedes je genannt wurden, insgesamt 762 Seiten sind auch nicht gerade wenig. Daher rechnet auch die Mehrheit der Experten mit einer ähnlich strengen Strafe wie im Fall McLaren - auch der Ausschluss aus der WM wäre durchaus denkbar. Dem World Council bleibt eigentlich nichts anderes übrig, will es nicht als ungerechnet oder parteiisch dastehen...

Dass damit der Formel 1 im Grunde nur geschadet wird, ist auch klar. Denn es könnte eine Lawine losgetreten werden mit weiteren Fällen. Der britische Starjournalist Nigel Roebuck schreibt auf Autosport: "Es wird künftig sehr schwierig sein, in ähnlichen Fällen nicht auch ähnlich hohe Strafen zu verhängen und nicht alle werden in der Lage sein, diese zu bezahlen. Wurde also die Büchse der Pandoras geöffnet? Ich befürchte fast, das ist der Fall."

Die Kollegen von Grandprix bieten einen Ausweg an: Eine Art von General-Amnestie, Freispruch für Renault, Zurücknahme der McLaren-Strafe. Die Kollegen schreiben: "Ferrari könnte einen Aufstand machen, doch da sie beide Weltmeisterschaften gewonnen haben (vorausgesetzt, dass die in Ungarn gestrichenen McLaren-Punkte von der Amnestie nicht betroffen bleiben), besteht weniger Grund dafür, dass eine solche Amnestie Probleme bereiten sollte. Das wäre wohl die weiseste Entscheidung und wenn die Teams gegeneinander auf zivilem Wege vorgehen wollen, bleibt ihnen diese Möglichkeit immer noch."

Eines muss klar sein: Es muss gleiches Maß für alle bestehen. Und es sollte dringend ein Weg gefunden werden, dass dieses Kasperltheater so bald wie möglich ein Ende findet.

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