
Formel 1: Hintergrund | 11.01.2008
Die "Formel Austria" zurzeit nur auf der Reservebank
Drei Österreicher im Formel 1-Umfeld - doch weder Wurz, noch Klien oder Zuber stehen in der Startaufstellung. Wer von den dreien könnte wann einen Grand Prix-Einsatz feiern?
Michael Noir Trawniczek
Der Donnerstag, der 10. Jänner 2008 stand auf eigenartige Art und Weise im Zeichen der so genannten "Formel Austria". An einem einzigen Tag standen jene drei Österreicher im Rampenlicht, welche in letzter Zeit in der Formel 1 vertreten waren: Alexander Wurz, Andreas Zuber und Christian Klien.
Drei Österreicher in der Formel 1 - da fällt einem unweigerlich der geschichtsträchtige Grand Prix von Italien des Jahres 1984 ein, als sich eben gleich drei Österreicher in den Top 6 klassifizieren konnten: Neben Sieger Niki Lauda belegten der selige Jo Gartner und der heutige Toro Rosso-Miteigner Gerhard Berger die Ränge fünf und sechs.
Drei Österreicher in einem Grand Prix - davon sind wir heute jedoch meilenweit entfernt: Man kann davon ausgehen, dass unter normalen Umständen kein einziger der drei aktuellen F1-Österreicher in der Startaufstellung stehen wird, wenn am 16. März in Melbourne die roten Lichter erlöschen werden.
Doch wie geht es weiter mit der aktuellen "Formel Austria"? Wann dürfen wir wieder einem Landsmann die Daumen drücken? Welche Chancen bestehen, doch noch in der kommenden Saison einen Österreicher in der Startaufstellung zu sehen?
Alex Wurz: Renneinsatz nicht unmöglich
Am Morgen des 10. Jänner 2008 sorgte Alex Wurz für die große Überraschung: Der vermeintliche "Formel 1-Pensionist", der im Vorjahr nach sechs Jahren als Testpilot endlich das ersehnte Grand Prix-Comeback geben konnte und im Herbst davon sprach, bereits seit dem Kanada-Grand Prix 2007 mit Rücktrittsgedanken zu spielen, gab seine Verpflichtung als offizieller Test- und Ersatzpilot des Honda F1 Racing-Teams bekannt.Somit ist Alex Wurz wieder derjenige Austro-Pilot, der zumindest in diesem Jahr die besten Chancen auf einen Renneinsatz hat. Schließlich muss er als Ersatzfahrer bei jedem Rennen vor Ort sein, um im Bedarfsfall für einen der beiden Einsatzpiloten einzuspringen. Ein solches Szenario ist ganz und gar nicht unmöglich: Jenson Button kämpfte bereits mehrmals mit Rückenproblemen, Rubens Barrichello könnte bei Fortsetzung der mäßigen Erfolge frühzeitig das Handtuch werfen. Und schließlich ist die viel zitierte Fischvergiftung niemals wirklich auszuschließen.
Man bedenke: Bei seinen Einsätzen als Ersatzpilot konnte Wurz 1997 und 2005 jeweils den dritten Platz belegen. Auch wenn Button und Barrichello natürlich beste Gesundheit zu wünschen ist - ein Renneinsatz für Alex Wurz ist durchaus möglich. Ja sogar ein Aufstieg als Einsatzpilot, im Jahr 2009, ist nicht völlig unmöglich - schließlich wird Rubens Barrichello nicht ewig im Auto sitzen. Unklar ist bislang jedoch, ob Alex Wurz überhaupt ein weiteres GP-Comeback anstrebt.
Andi Zuber: Mit einem Fuß in der F1-Tür
Die Formel 1-Welt ist klein, könnte man sagen - jedenfalls hat sich der Steirer Andreas Zuber Hoffnungen auf jenen Job gemacht, den nun Alex Wurz innehat. Im schneeweißen Honda RA107 durfte Zuber als einer von drei Junioren Ende 2007 erstmals einen aktuellen Formel 1-Boliden steuern. Bei den Evaluierungsfahrten war Zuber der Schnellste - deshalb macht er sich berechtigte Hoffnungen auf den Job des zweiten Testpiloten - vor allem dann, wenn jene Regel in Kraft treten sollte, wonach Rookie-Tester zusätzliche Testkilometer zugesprochen werden. So könnte Zuber wertvolle F1-Kilometer abspulen und jene Erfahrungen sammeln, die ihm später zugute kommen.Andi Zuber steht also bereits mit einem Bein in der F1-Türe. Wichtig wird sein Abschneiden in der GP2-Meistersachaft sein - im dritten Jahr darf durchaus auf den Meistertitel gehofft werden. Dass Zuber dafür das Zeug hat, konnte er bereits mehrmals beweisen. Bleibt zu hoffen, dass ihm Minardi Piquet ein schnelles, und vor allem aber zuverlässiges Auto zur Verfügung stellen kann. Sollte es Zuber 2008 schaffen, die GP2-Meisterschaft zu gewinnen oder zumindest groß aufzuzeigen, könnte er 2009 durchaus unser nächster Grand Prix-Pilot sein. Ob nun bei Honda, oder auch bei einem anderen Team. Laut einem inoffiziellen Merksatz von Bernie Ecclestone muss jeder GP2-Champion ein F1-Cockpit erhalten - also kann man nur eines sagen: Go, Andi, go!
Christian Klien: Auf Abruf bereit
Christian Klien scheint zurzeit jener Österreicher mit den schlechtesten Karten zu sein - er hat alles auf die Force India-Karte gesetzt und verloren - doch in der Formel 1 kann sich das Blatt sehr schnell wenden. Klien ist erst 24 Jahre alt und kann bereits über vier Jahre Formel 1-Erfahrung aufweisen - der Hohenemser wird damit stets eine Möglichkeit darstellen, wenn es um die Besetzung eines F1-Cockpits geht. Selbst im Laufe der Saison 2008 ist ein solches Szenario nicht völlig auszuschließen, sollte einer der aktuellen Einsatzpiloten vorübergehend ausfallen.Klien sprach nun von "interessanten Angeboten außerhalb der Formel 1". Welche das sind, ließ Klien offen. Mit ihren anspruchsvollen Rennen würde sich selbst die GP2-Meisterschaft anbieten - schließlich konnte Timo Glock eindrucksvoll beweisen, dass es aus der "kleinen Formel 1" einen Weg zurück gibt. Allerdings ist zu befürchten, dass die besten Cockpits für 2008 bereits vergeben sind. Klien erklärte mehrfach, dass er 2008 vor allem eines anstrebe: wieder Rennen zu fahren. Im Prinzip kann man in jeder Rennserie sein Talent und den Speed unter Beweis stellen - und wie gesagt: Mit 24 gehört man in punkto Formel 1 noch lange nicht zum alten Eisen.