
Formel 1: News | 04.12.2008
Totalrückzug ist möglich
Der Honda-Konzern steckt in einer schweren Krise – möglicherweise könnte das Formel 1-Team zum kompletten Ausstieg aus der „Königsklasse“ gezwungen sein.
In den Medien sind die wildesten Schlagzeilen zum Thema internationale Finanzmarktkrise längst Vergangenheit, doch die spürbaren Auswirkungen auf die Realwirtschaft fangen gerade erst an. Davon betroffen ist unter anderem auch die Automobilindustrie - so stellen sich einige Hersteller in den USA gerade um ein Hilfspaket an.
Erwischt hat es aber auch Honda, wie seit dieser Woche bekannt ist: Der japanische Konzern hat in den USA im November um 32 Prozent weniger Automobile verkauft als im November 2007. 76.233 verkaufte Einheiten bedeuten einen Rückfall auf das Absatzniveau des Jahres 2000. Die prozentuale Abnahme ist sogar die stärkste seit 1981 - eine mittlere Katastrophe. Auch der Aktienkurs brach angesichts dieser Hiobsbotschaft ein.
Konzernchef Takeo Fukui gab anschließend im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt, dass sich Honda dazu gezwungen sieht, Stellen abzubauen. Die Weltwirtschaft werde sich seiner Meinung nach nicht allzu schnell erholen und die Kernmärkte Nordamerika und Asien könnten sich 2009 besonders kritisch entwickeln. Die Finanzmarktkrise hat auch auf Großbritannien Auswirkungen, denn dort wurde ein Programm zur Frühverrentung eingeführt.
Parallel dazu erreichen uns Berichte über besorgniserregende Entwicklungen hinter den Kulissen von Hondas Formel-1-Team, das im britischen Brackley stationiert ist. Die wichtigste Meldung vorneweg: Shuhei Nakamoto, eine der Schlüsselfigurenfiguren hinter dem Projekt, wurde als Vizepräsident der Honda Racing Corporation (HRC) wieder zurück nach Japan geschickt und wird sich dort künftig um den Zweiradbereich kümmern.
Außerdem wurde von Geschäftsführer Nick Fry zuerst das traditionelle Galadinner für die Mitarbeiter des Teams abgesagt, anschließend auch ein Mittagessen für 40 geladene Medienvertreter - aus Kostengründen, wie es in der Begründung hieß.
Die Spatzen pfeifen von den Dächern, dass Hondas Formel-1-Team einen rigorosen Sparkurs einschlagen muss, wenn es überhaupt weitergeführt werden soll. Der Fokus des Sparens dürfte dabei auf nicht unbedingt notwendige Ausgaben wie den PR-Bereich gelegt werden. Die Kollegen von Grandprix rechnen sogar damit, dass Honda das Team noch vor Weihnachten verkaufen oder im schlimmsten Fall komplett einstampfen könnte...