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Ein Armutszeugnis!

Jetzt fordert der FIA-Präsident auch noch Einheits-Motoren, Getriebe und Aufhängungen! Mosley will die Formel 1 zur Einheits-Serie GP1 degradieren!

Michael Noir Trawniczek, noir@motorline.cc

Zuletzt gab es hinsichtlich der „Motoreneinfrierung“ böse Gerüchte, wonach Teams wie beispielsweise Ferrari unter dem Deckmantel von Zuverlässigkeitsproblemen ihre Triebwerke verbessert hätten. Angeblich soll Renault-Teamchef Flavio Briatore erheblichen Druck auf die FIA ausgeübt und eine Aufhebung der Reglementeinfrierung gefordert haben.

Jetzt hat FIA-Präsident Max Mosley auf seine Art reagiert, er hat die nächste Katze aus dem Sack gelassen: Mosley forderte allen Ernstes die Einführung eines Einheitsmotors. Das Schlimme daran ist: Unter den gegebenen Umständen hat Mosley nicht einmal Unrecht – denn im Prinzip bauen die weltgrößten Automobilhersteller bereits einen Einheitsmotor, da das Motorenreglement derart engmaschig ist, sodass sich die Aggregate nur im kleinsten Detail voneinander unterscheiden.

Mosley forderte in dem Gespräch mit der französischen L’Equipe die Formel 1-Teams auf, neben Einheitsmotoren auch einheitliche Radaufhängungen und Getriebe zu entwickeln. Neben den bereits vorhandenen Einheitsreifen und der Einheits-Elektronik bleiben dann also streng genommen nur noch zwei Bereiche, in welchen man eigene Ideen einbringen kann: Die Aerodynamik – die jedoch streng beschnitten werden muss, um das Überholen zu erleichtern. Und KERS, das Energierückgewinnungssystem.

Die weltgrößten Automobilhersteller sollen also keine eigenen Triebwerke mehr bauen und sogar ein einheitliches Fahrwerk einsetzen. Sie sollen also nur noch kleine KERS-Systeme entwickeln, um für rund sieben Sekunden rund 80 PS an Mehrleistung zu gewinnen? Und das soll die „Königsklasse des Automobilrennsports“ darstellen?

Max Mosley hat jetzt endgültig sein wahres Gesicht hergezeigt: Er will die Formel 1 zur Einheitsserie degradieren. Mosley scheint vom Spargedanken geradezu besessen zu sein – als ob sämtliche Automobilkonzerne kurz vor dem Hungertod stehen würden…

Ist es wirklich unmöglich, heutzutage eine Konstrukteurs-Weltmeisterschaft abzuhalten, in deren Vordergrund die Kreativität bei gleichzeitiger Budget-Limitierung steht? Ist es heutzutage wirklich unmöglich, die Formel 1 als einen Ideenwettbewerb abzuhalten? Ist es unmöglich, Windkanalstunden zu limitieren? Ist es wirklich nötig, dass in der Zukunft die „Formel Student“ mehr kreatives Potential aufweisen wird (nichts gegen diese Formel, ganz im Gegenteil!)?

Tragen die Automobilkonzerne diese Entscheidungen mit? Wollen sie, die zuletzt einen Windkanal nach dem anderen auf diesen Planeten gestellt haben, tatsächlich der Welt sagen: „Tut uns leid, die Formel 1 als Konstrukteurs-WM ist unmöglich geworden, sie kostet zu viel…“

Welch Armutszeugnis würde die Automobilindustrie damit abliefern! Jene Firmen, die für Automobile zuständig sind, würden der Welt mitteilen, dass sie nicht in der Lage sind, eine Rennserie für Konstrukteure abzuhalten, weil es ja völlig unmöglich sei, die Kosten zu limitieren. Das ist der Tod jeder Kreativität!

Kreativität in einem limitierten finanziellen Rahmen muss – in der heutigen Zeit – möglich sein! Und zwar in einem Rahmen, in dem es sogar Nicht-Konzernen respektive Privatiers wieder ermöglicht wird, als Konstrukteure an der Formel 1 teilzunehmen. Niemand kann mir einreden, dass eine Budgetlimitierung unmöglich ist! Und dass man deshalb die Formel 1 als Weltmeisterschaft der Konstrukteure zerstören respektive aufgeben muss.

Weg mit dem Einheitsbrei! Schluss mit dem Gejammer! Das ist ja erbärmlich! Wer keine Ideen mehr hat, sollte abtreten und den Sessel räumen!

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