Formel 1: News | 22.05.2008
Schwere Vorwürfe gegen McLaren
Marco Andretti, Sohn von Michael, Enkel von Mario, erhebt Sabotage-Vorwürfe gegen McLaren - das Team habe 1993 das Auto seines Vaters manipuliert...
Michael Noir Trawniczek
Das Formel 1-Gaststpiel von Michael Andretti wird gerne als ein Paradebeispiel für das Scheitern eines US-Piloten in der "Königsklasse" präsentiert. Der Sohn des italo-amerikanischen Formel 1-Weltmeisters Mario Andretti wechselte 1993 als IndyCar-Champion in die Formel 1 - als Teamkollege von Ayrton Senna bei McLaren-Ford. Die Ausbeute: Insgesamt nur mickrige sieben WM-Punkte, ein dritter Platz in Monza hat nicht gereicht - Andretti wurde vor den letzten drei Saisonrennen durch Mika Häkkinen ersetzt und kehrte vorzeitig in die USA zurück.
Jetzt hat Marco Andretti, der Sohn von Michael, der am Wochenende das legendäre Indy 500 bestreitet und bereits bei Honda erste Formel 1-Gehversuche unternommen hat, schwere Beschuldigungen gegenüber dem Rennstall von Ron Dennis geäußert. Der Associated Press erklärte Andretti Jr. am Mittwoch: "Wenn Sie mich fragen, war es Sabotage. Das war es tatsächlich. Sie wollten, dass er scheitert." Der 21-jährige fügte hinzu: "Die Realität sah so aus, dass sie Mika Häkkinen an der Hand hatten, der für viel weniger Gehalt zu haben war als mein Vater erhalten hatte - und darum ging es. Sie mussten ihn daher schlecht aussehen lassen."
Fahrverhalten elektronisch negativ beeinflusst?
Laut dem Andretti-Sprößling sei die "Sabotage" weit darüber hinaus gegangen, Ayrton Senna ein besseres Auto oder stärkere Motoren zu geben, was ihm angesichts seines Status als dreifacher Weltmeister womöglich zugestanden wäre. Andretti behauptet, man habe den Wagen seines Vaters dahingehend manipuliert, dass dieser sogar schwieriger zu fahren war. "Sie haben dafür gesorgt, dass der Wagen in den Kurven seltsame Dinge tat, auf elektronischem Wege - Dinge, die mein Vater nicht kontrollieren konnte."
Senna soll gesagt haben: "Gebt ihm mein Auto!"
Nach dem dritten Platz von Michael Andretti beim Grand Prix von Italien in Monza habe sich Ayrton Senna, der laut Andretti als einziger an seinen Vater geglaubt habe und von den Vorgängen gewusst haben könnte, dem Team gesagt: "Gebt ihm mein Auto - gebt ihm exakt was ich hatte." Doch Andretti wurde stattdessen entlassen.
Michael Andretti dementiert nicht
Laut dem Bericht der Associated Press wollte McLaren zunächst keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben. Michael Andretti wollte keine Details aus der Saison 1993 nennen, er hat jedoch die Ausführungen seines Sohnes nicht dementiert. "Sagen wir einfach: Es war keine erfreuliche Erfahrung. Ich war in eine Art politischen Streit geraten, wie es im Rennsport vorkommen kann." Dass sein Sohn diese schweren Vorwürfe äußert, kann Michael Andretti gut verstehen: "Wenn mein Vater so etwas erlebt hätte, dann würde ich die Geschichte auch erzählen." Aber es würde seltsam aussehen, wenn er selbst diese Dinge erzählen würde, fügte Michael Andretti hinzu.
Marco Andretti hat 2006 einen F1-Honda getestet - er möchte jedoch erst dann in die Formel 1 wechseln, falls ein siegfähiges Team Interesse zeigen sollte. 2006 trug sich Andretti auch als jüngster IRL-Sieger in die Geschichtsbücher ein. Das Indy 500 nimmt er von Startplatz 7 aus in Angriff.