
Formel 1: Exklusiv | 16.12.2009
Österreichs F1-Champion im Exklusivinterview
Österreich hat einen Formel 1-Weltmeister – Günther Alth holte in der Klasse A der hist. F1 den Titel. motorline.cc bat den Champion zum Interview.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Alth
Auch 2009 war der Wiener Radiologe Dr. Günther Alth wieder Österreichs einziger aktiver Formel 1-Pilot – nur er hat in diesem Jahr tatsächlich Formel 1-Rennen absolviert, in der Historischen F1-Weltmeisterschaft der FIA. Mit zwei Siegen in der Klasse A (bis Baujahr 1971) in Spa-Francorchamps und Paul Ricard konnte sich der 49-jährige den WM-Titel in der Klasse sichern. So wurde er am vergangenen Wochenende nach Monaco eingeladen, wo er wie auch Formel 1-Weltmeister Jenson Button seinen Pokal in Empfang nehmen durfte. motorline.cc bat Österreichs Formel 1-Welteister zum Interview.
Günther, ich gratuliere zum Weltmeistertitel in der Klasse A der historischen Formel 1. Dabei hat deine Saison ja recht schwierig begonnen, oder?
Vielen Dank. Ja, der Motor war am Saisonbeginn noch in Revision, das hat ziemlich lange gedauert. Da ist einfach einiges schief gelaufen. Wir haben ein paar Rennen ausgelassen. Im Grunde sind wir nur die beiden letzten Rennen in Spa-Francorchamps und Le Castellet gefahren. Doch da haben wir jedes Mal die Klasse gewonnen – und somit haben wir es mit einem Punkt Vorsprung geschafft, den Titel in der Klasse zu holen. Ich muss dazusagen: Die Amerikaner, die sonst meistens den Titel in dieser Klasse gewonnen haben, sind heuer nicht gekommen – möglicherweise wegen der Wirtschaftskrise. Ich habe halt meine Chancen genützt – aber ich habe es eigentlich gar nicht darauf angelegt. Der Titel ist ganz einfach passiert, muss ich ehrlich sagen. Im nächsten Jahr wird es sicher schwieriger – aber wir sind jetzt gut eingespielt und werden auf jeden Fall versuchen, weitere Erfolge einzufahren.
Du hast heuer erstmals mit dem früheren Motorrad-Ass Gustl Auinger zusammengearbeitet – und das war ja sehr fruchtbar, nicht wahr?
Ja, der Gustl ist nach wie vor ein absoluter Racer. Er war auch der erste, der das Auto mechanisch vollkommen beherrscht und durchdacht hat. Und er konnte alle Defekte, die aufgetreten sind reparieren. Das Nächste ist: Wenn der Fahrer einmal mental aus irgendwelchen Gründen ein bisschen schwächelt, dann kommt der Gustl her und redet mit dir – auf eine Art und Weise, dass er dich wieder total aufbaut und du ihm ganz einfach glaubst und du das dann auch machst. Und das stimmt dann auch. Der Gustl ist irrsinnig wertvoll für das gesamte Projekt.
Ihr werdet also auch im nächsten Jahr zusammenarbeiten?
Ja, also wir haben wirklich ein perfektes Verhältnis und ich denke, dass wir unbedingt zusammen weitermachen sollten.
Am letzten Wochenende war die große FIA-Preisverleihung – dort hast du deinen Pokal in Empfang genommen. Hast du dort auch mit anderen Weltmeistern geplaudert?
Das war ein großer Event, sehr turbulent. Ich habe ein paar Worte mit dem Gerhard Berger gewechselt und es gab ein Shakehands mit Jenson Button. Ich habe natürlich auch sehr viel mit den anderen historischen Piloten gesprochen – interessant war, wie viel Prominenz dort war, beginnend mit dem Fürst Albert und seiner Lebensgefährtin. Rechts neben dem Fürsten saß Gerhard Berger, der offenbar nach wie vor eine ausgezeichnete Freundschaft mit dem Fürsten hat. Der Tisch von Jenson Button war auch gleich in unserer Nähe. Es gab dort eine sehr lässige, gute Stimmung.
Und gab es auch quasi einen Austausch zwischen den jungen und den älteren Piloten?
Es wurden schon ein paar Worte gewechselt – aber die Zeit war einfach viel zu kurz, um tiefgehende Gespräche zu führen. Getroffen habe ich neben dem Gerhard Berger noch zwei weitere Österreicher, den Präsidenten des ÖAMTC und den OSK-Präsidenten, den Prof. Hertz. Mit denen habe ich mich ausgetauscht – die waren sehr froh, dass wenigstens ein Österreicher dabei war, bei dem wirklich ein „AUT“ hinter dem Namen gestanden ist.
Mit dem Formel 2-Champion Andy Soucek war noch ein Österreicher dabei, der halt die spanische und die österreichische Staatsbürgerschaft innehat…
Mit dem Andy Soucek habe ich leider nicht sprechen können. Es ist dann nach der Siegerehrung des Jenson Button, der im Formel 1 auf die Bühne gefahren ist und der mit James Bond-Musik aus dem Auto gestiegen ist – eine fantastische Show – ziemlich rund gegangen. Da ist das gesamte Publikum auf die Bühne gelaufen und es gab ein riesiges Durcheinander, Fotografen überall, man konnte überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich habe im Getümmel sogar meine Frau verloren. (lacht)
Wie sehen deine Pläne für die kommende Saison aus?
Nächstes Jahr möchte ich ganz sicher fahren in Hockenheim, im April - und dann in Monaco, eine Woche vor dem Formel 1-Grand Prix. Ich möchte so viel fahren, wie es beruflich und finanziell möglich ist. Das Auto ist fertig, das Team ist perfekt – jetzt habe ich das endlich so, wie ich es immer haben wollte. Und ich glaube, dass man in dieser Konstellation sehr wohl wieder gute Erfolge haben könnte.
Du trittst ja auch bei der Racingshow (6. und 7. Febrar 2010, Arena Nova, Wr. Neustadt) auf – dort können die Fans auch dein Auto bewundern…
Ja, ich finde es schön, dass der alte Formel 1-Bolide so viel Beachtung findet. Deshalb finde ich es auch gut, das Auto den Leuten näher zu bringen, auch den jungen Fans – die solche Autos gar nicht aus der Nähe kennen. Denn diese Generation an Formel 1-Autos sind meiner Meinung nach sehr schöne und spektakuläre Rennautos, die bei jung und alt durchaus Beachtung finden. Ich merke das auch bei den Rennen selbst, dass diese Autos aus den Siebzigerjahren sehr beliebt sind – denn das ist die glorreiche Jochen Rindt-Ära…