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Der seltsame 300-Millionen-Dollar-Deal

Die Formel-1-Holding hat alte Schulden in Höhe von 300 Millionen Dollar – rund 223 Millionen Euro – beglichen. Doch wohin ist das Geld geflossen?

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat jüngst bekanntgegeben, dass er einen 300-Millionen-Dollar-Kredit beglichen hat, der seit acht Jahren zu Buche stand. Im Grand-Prix-Zirkus sorgte diese Nachricht für Verwunderung, denn niemand kann bisher nachvollziehen, wohin die umgerechnet rund 223 Millionen Euro tatsächlich geflossen sind. Angeblich soll eine ominöse Firma in der Schweiz die hohe Zahlung verbucht haben.

Die Wurzeln dieses seltsamen Geschäfts liegen im Jahr 2001. Damals hat die Formel-1-Holding SLEC einen Kredit aufgenommen, um sich von der FIA die Rechte für 100 Jahre zu sichern. Die SLEC gehörte damals mehrheitlich der deutschen Kirch-Gruppe. Deren Formel Eins Beteiligungsgesellschaft (FEB) musste damals den Kredit in Höhe von rund 300 Millionen Dollar aufnehmen, um den Löwenanteil an der SLEC finanzieren zu können.

Die FEB lieh sich das Geld von der Credit Suisse, später wurden die Ansprüche aus diesem Finanzgeschäft mehrfach weiterverkauft. Sogar eine ominöse Geselllschaft aus Liechtenstein hatte sich zwischenzeitlich die ausstehenden Forderungen gesichert. Letztlich fiel das Geschäft dem schweizerischen Unternehmen Kamos in die Häne. Angeblich soll Kamos die 300-Millionen-Dollar-Forderung für gerade einmal fünf Millionen Dollar (umgerechnet rund 3,7 Millionen Euro) ersteigert haben.

Im Dezember 2005 forderte Kamos schließlich das Geld von der SLEC zurück. Diese jedoch hatte die Formel 1 kurz zuvor an die CVC verkauft und wollte urplötzlich mit den gesamten Transaktionen scheinbar nichts mehr zu tun haben. Erst als die Auseinandersetzung vor Gericht verhandelt wurde, lenkte die SLEC ein und kündigte die Rückzahlung an. Doch Geld ist nie geflossen, weder an Kamos noch an den damaligen Kirch-Insolvenzverwalter.

Erst im Mai 2008 sprach ein britisches Gericht Kamos die strittigen Gelder zu. Seither verlor man kein Wort mehr über die Geschichte. Erst jetzt erklärte Ecclestone kurz und knapp, die Sache sei "abgehakt, denn es ist bezahlt". Er halte die gesamten Transaktionen der Vergangenheit allerdings für "reichlich frech". Den Formel-1-Teams sind bei solchen Geschäften die Hände gebunden. Ausstehende Forderungen müssen beglichen werden. Für Verwirrung sorgte jedoch die Tatsache, dass man nicht weiß, wohin das Geld nun tatsächlich geflossen ist.

Kamos muss als Schweizer Unternehmen nicht öffentlich über die Geschäfte Rechenschaft ablegen. Man ließ sich in den vergangenen Jahren durch die britische Kanzlei Peters & Peters vertreten, doch auch dort hüllt man sich in Schweigen. Wer auch immer hinter Kamos steckt, hat für die Rückforderung des Geldes einen klugen Weg gewählt, denn die CVC muss als Nachfolger der SLEC für alle ausstehenden Forderungen aufkommen. So hat Kamos vermutlich aus fünf Millionen Dollar plötzlich 300 Millionen Dollar gemacht – eine Rendite, die selbst Ecclestone blass werden lässt.

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