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RB Racing eine Klasse für sich

Sebastian Vettels RB7 scheint derzeit das schnellste Auto der Formel 1 zu sein. Toro Rosso überraschend weit vorne, Probleme bei McLaren.

Man spürt langsam, dass der Trainingsauftakt in Melbourne nur noch 16 Tage entfernt ist: Bei den Testfahrten in Barcelona traten fast alle Teams mit stark überarbeiteten Paketen an – schließlich sollte möglichst jede Komponente vor ihrer Grand-Prix-Premiere auch auf der Strecke erprobt werden. Viele Updates werden aber so lange wie möglich geheim gehalten, um der Konkurrenz keine Anhaltspunkte zu liefern.

So wartete etwa Ferrari bis heute, ehe das finale Auspuffsystem erstmals öffentlich gezeigt wurde, und Mercedes hat vor, jeden Tag dieser Woche eine neue Ausbaustufe zu zünden. Heute war bei den Silberpfeilen der neue Auspuff dran, der jenem von Ferrari nicht unähnlich ist. Force India testet diese Woche erstmals mit KERS, und quer durch die Boxengasse wurden überall das Reifenwechseln und andere Abläufe geübt.

RB Racing die Nummer eins?

Die erzielten Rundenzeiten spielten wegen des Rätselratens, wer mit wie viel Benzin und mit welchen Pirelli-Reifen (soft oder hard) unterwegs war, nur eine Nebenrolle. Dennoch scheint sich immer stärker herauszukristallisieren, dass RB Racing derzeit die Nummer eins ist: Nach Mark Webber am Vortag fuhr nun auch Sebastian Vettel Bestzeit – und zwar in 1:21,865. Der Weltmeister war damit um knapp sieben Zehntelsekunden schneller als sein Teamkollege.

Die Konkurrenz kommt angesichts solcher Rundenzeiten ins Grübeln: "Die zeigen noch nicht einmal alles", vermutet Renault-Pilot Nick Heidfeld. "Wenn man sich die Sektorzeiten ansieht, dann erkennt man, dass sie noch ein Ass im Ärmel haben. Ich bin mir sicher, dass sie das Feld anführen." Sein früherer Teamchef Peter Sauber meint via Blick zustimmend: "Die drehen hier einsam ihre schnellen Runden. Ich sehe momentan keinen echten Gegner für Red Bull."

Vettels Bestzeit kam im Zuge eines Fünf-Runden-Runs. Ausgehend von 1:21,8 Minuten büßte er in der zweiten Runde eine halbe Sekunde, in der dritten eineinhalb, in der vierten 2,2 und in der fünften 2,9 Sekunden ein. Auch die Longruns sind konkurrenzfähig, wenngleich Ferraris Felipe Massa (5./+1,459) in dieser Disziplin zumindest gut mithalten kann. Nur: Auch Longrun ist nicht gleich Longrun, was die Benzinmenge im Tank angeht.

Grundsolide präsentierte sich indes einmal mehr das Renault-Team, erneut mit Vitaly Petrov am Steuer. Der Russe belegte mit 0,805 Sekunden Rückstand den dritten Platz. Vormittags standen für ihn Arbeiten an der Basisabstimmung sowie Runden mit neuen Reifen auf dem Programm, nachmittags Longruns. Das ging auch gut, bis Petrow praktisch mit dem Fallen der Zielflagge in Kurve sechs stehen blieb und mit einer roten Flagge das Ende vorzog.

KERS-Problem bei Williams

Die längste Wartezeit des Tages hatte Pastor Maldonado zu verkraften, der gegen zehn Uhr die erste von insgesamt fünf roten Flaggen verursachte. An seinem Williams ging das KERS kaputt, sodass die komplette Einheit gewechselt werden musste – allerdings erst nach stundenlanger Fehlersuche der Mechaniker. Fünfeinhalb Stunden später konnte Maldonado wieder ins Geschehen eingreifen. Ergebnis: 5,124 Sekunden Rückstand, Platz zehn.

Die zweite rote Flagge ging auf die Kappe von Paul di Resta, dessen Force-India-Team am Vormittag Qualifying-Runs und am Nachmittag eine komplette Renndistanz – auf dem Circuit de Catalunya sind das 66 Runden – simulierte. Di Resta büßte zweieinhalb Sekunden ein und kam nicht über Platz sechs hinaus. Allerdings sei erwähnt, dass er sein Qualifying-Potenzial am Vormittag wegen diverser Unterbrechungen nicht voll ausschöpfen konnte.

Rot Nummer drei verursachte Jérôme d'Ambrosio (11./+7,117) mit einem elektrischen Defekt an seinem Marussia-Virgin, der ebenfalls mehrere Stunden Fahrzeit kostete. Der vierte "Übeltäter" war Sébastien Buemi, der kurz vor 15 Uhr wegen eines Problems mit einem Gaspedalsensor langsamer wurde. Ansonsten erlebte der Schweizer aber einen Tag wie aus dem Bilderbuch: Die simulierten Boxenstopps bei Toro Rosso funktionierten wie am Schnürchen, und auch die Rundenzeiten stimmten.

Buemi blieb nur eine halbe Sekunde hinter Spitzenreiter Vettel zurück und sicherte sich damit den zweiten Platz unter elf Teilnehmern. Gut möglich, dass während des schnellsten Runs etwas weniger Benzin an Bord war als sonst, aber Toro Rosso scheint den Eindruck vieler Experten, dass der neue STR6 mit seinen unkonventionellen Seitenkästen ein gelungener Wurf sein könnte, zu bestätigen.

Wieder Probleme bei McLaren

Sorgenfalten hingegen bei McLaren: Nachdem Jenson Button am Dienstag positive Fortschritte registriert hatte, stand Lewis Hamilton (4.) diesmal mit einem Hydraulikleck lange an der Box. Nur eine Stunde später trat während einer Rennsimulation ein Problem mit dem Auspuff auf, das noch einmal Zeit kostete. Insgesamt kam der Weltmeister von 2008 nur auf 57 Runden. Zumindest verkürzte er seinen Rückstand auf die Spitze am Nachmittag noch auf eine Sekunde.

Das Lotus-Team konzentrierte sich zumindest am Nachmittag darauf, den Reifenverschleiß genau zu untersuchen. Jarno Trulli (9./+4,225)) wurde zu diesem Zweck auf einen 15-Runden-Run geschickt. Ergebnis: Nach elf Runden begann der Einbruch der Rundenzeiten, am Ende des Runs waren die Reifen kaum noch zu gebrauchen. Anschließend versuchte Lotus, dem hohen Verschleiß mit einer veränderten Hinterradaufhängung entgegenzusteuern.

Für Trullis Teamkollegen Heikki Kovalainen hatte der Testtag übrigens ungewöhnlich begonnen: "Ich wurde um 6:30 Uhr morgens vom Hotelpersonal angerufen, weil die Dopingkontrolleure da waren – eine schöne Art, in der Früh aufzuwachen! Es ging dann aber zumindest schnell und ohne Probleme. Ich finde es ja gut, dass wir getestet werden", grinst der Lotus-Pilot, der diese Woche noch einen Testtag vor sich hat.

Zum Abschluss noch eine kleine Randnotiz: Pirelli hat offiziell noch nicht bekannt gegeben, wie die beiden zur Verfügung stehenden Reifenmischungen an den Rennwochenenden künftig markiert werden sollen. Am Mittwoch waren jedoch manche Pneus mit weißem, manche mit grünem Pirelli-Logo beschriftet. Gut möglich, dass der italienische Pneushersteller dieses System auch während der Saison zur Unterscheidung zwischen weichen und harten Reifen verwenden wird.

Rundenzeiten:

 1.  Sebastian Vettel   RB Racing    1:21,865
2. Sébastien Buemi Toro Rosso 1:22,396
3. Vitaly Petrov Renault 1:22,670
4. Lewis Hamilton McLaren 1:22,888
5. Felipe Massa Ferrari 1:23,324
6. Paul di Resta Force India 1:24,334
7. Kamui Kobayashi Sauber 1:24,436
8. Nico Rosberg Mercedes 1:25,807
9. Jarno Trulli Lotus 1:26,090
10. Pastor Maldonado Williams 1:26,989
11. Jérôme d'Ambrosio Virgin 1:28,982

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