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Überraschende Bestzeit für Mercedes

Mercedes schlägt zurück: Neuer 2011er-Rekord durch Michael Schumacher, Nico Rosberg auf Platz drei; Vettel verursacht einen Abbruch.

Kaum glaubt man, das Kräfteverhältnis einigermaßen einschätzen zu können, da bringen die Wintertestfahrten die Hackordnung wieder komplett durcheinander. So geschehen am Freitag in Barcelona, denn am vorletzten Testtag vor dem Saisonauftakt in Melbourne stellte nicht etwa RB Racing oder Ferrari, sondern Mercedes einen neuen 2011er-Streckenrekord auf.

Dieser liegt auf dem Circuit de Catalunya nun bei 1:21,268 und wird von Michael Schumacher gehalten. Der Ex-Weltmeister absolvierte am Vormittag eine Qualifying-Simulation und schraubte dabei den gestrigen Bestwert von Sergio Perez (Sauber) um eine halbe Sekunde nach unten. Schumacher hatte eine weitere Ausbaustufe des Melbourne-Updates inklusive neuer Auspuffvariante zur Verfügung, das das Team nach vorne zu bringen scheint.

Haug tritt auf die Euphoriebremse

Norbert Haug relativiert die Euphorie aber: "Favoriten sind wir deshalb jetzt noch lange nicht. Ich sehe uns noch nicht als Siegesaspirant", so der Mercedes-Sportchef. Topfavorit Sebastian Vettel (RB Racing) reagiert ebenfalls gelassen und grinst: "Ich kann leider keine Vorstandszeiten fahren. Wir haben keine weichen Reifen mehr." Allerdings stellte Schumacher den neuen 2011er-Rekord nicht mit "Supersofts", sondern lediglich mit "Softs" auf.

Der zweitplatzierte Fernando Alonso (Ferrari/+0,346) war hingegen mit der weichsten Reifenmischung unterwegs, als er seine persönliche Bestzeit aufstellte. Dafür spulte der Spanier eine hochinteressante Rennsimulation mit vier Boxenstopps (Runde 10, 25, 39 und 51 von 66) ab. Alonso musste diese zwar wegen einer roten Flagge unterbrechen, doch seine Longrun-Zeiten waren konstant und um eineinhalb Sekunden schneller als etwa die Vergleichswerte von Sauber.

Kamui Kobayashi, der seine Rennsimulation fast gleichzeitig begonnen hatte, war es dann auch, der Alonso zum frühzeitigen Abbruch zwang. Der Japaner, ohnehin besorgt wegen des verheerenden Erdbebens in seiner Heimat, erlitt ein Problem mit der Antriebswelle und sorgte so kurz vor 16 Uhr für die erste Unterbrechung des Tages. An die Perez-Bestzeit vom Donnerstag konnte er nicht anknüpfen: Platz sechs, 1,047 Sekunden Rückstand auf Schumacher.

Unerwarteter Einsatz für Rosberg

Schumacher übergab seinen MGP W02 übrigens eine Stunde vor Schluss an Nico Rosberg (3./+0,520). Begründung des Mercedes-Teams: "Morgen soll es regnen, daher wollten wir Nico noch Fahrzeit im Trockenen einräumen." Sonst hätte Schumachers jüngerer Stallgefährte vor Melbourne keine Möglichkeit mehr gehabt, die finale Spezifikation für den Saisonauftakt auf trockener Fahrbahn zu testen, falls es am Samstag wirklich regnen sollte.

Während Mercedes überraschte, Ferrari mit 141 Runden wieder einmal den Zuverlässigkeitspreis abstaubte und RB Racing erst gar nicht auf Zeitenjagd ging, erlebte McLaren in Barcelona einen weiteren Rückschlag. Bei Jenson Button musste zwischendurch der Motor gewechselt werden – und auf die Spitze fehlten ihm am Ende viereinhalb Sekunden. Langsamer war nur Jérôme d'Ambrosio (Virgin/+6,107), auch wenn das nicht viel Aussagekraft hat.

Besser lief es für Nick Heidfeld, der seinen Renault mit 0,805 Sekunden Rückstand auf Platz vier stellte. Am Nachmittag stand er zwar lange tatenlos an der Box, weil das Team eigenen Angaben nach etwas aussortieren musste, doch alles in allem hinterließ Renault wieder einen soliden Eindruck – ebenso wie das britische Williams-Team, das den heutigen Tag zwischen den beiden Fahrern aufteilte.

Wieder Probleme bei Williams

Rubens Barrichello (5./+0,965) war der schnellere der beiden Williams-Südamerikaner, Pastor Maldonado (12.) war um fast zwei Sekunden langsamer. Williams war nach Problemen erneut ohne KERS unterwegs und baute tagsüber den dritten Cosworth-Motor der Wintertests ein. Allerdings handelte es sich dabei nicht um eine Routinemaßnahme, vielmehr wies der Motor, der dem Ende seiner Lebensdauer schon nahe war, ein Ölleck auf.

Hinter Jaime Alguersuari (7./Toro Rosso/+1,407) landete Sebastian Vettel nur auf dem achten Rang. Der regierende Weltmeister absolvierte 64 Runden, erlitt aber einen kleinen Rückschlag, als er wenige Minuten vor dem Ende der Session den zweiten Abbruch provozierte, als er in der Boxengasse ausrollte. Die Ursache dafür ist noch nicht bekannt. Heikki Kovalainen (Lotus/+2,169) und Paul di Resta (Force India/+2,385) komplettierten die Top 10.

Für sieben der zwölf Teams sind die Wintertestfahrten 2011 damit beendet. Lediglich McLaren, Ferrari, Mercedes, Williams und H·R·T werden auch am Samstag auf dem Circuit de Catalunya fahren – und hoffen, dass sich die Regenprognose nicht bewahrheitet. H·R·T wollte eigentlich die Jungfernfahrt mit dem neuen F111 absolvieren. Diese musste aber verschoben werden, weil die Stoßdämpfer noch im Zoll feststeckten ...

Rundenzeiten:

 1.  Michael Schumacher  Mercedes     1:21,249
2. Fernando Alonso Ferrari + 0,365
3. Nico Rosberg Mercedes + 0,539
4. Nick Heidfeld Renault + 0,824
5. Rubens Barrichello Williams + 0,984
6. Kamui Kobayashi Sauber + 1,066
7. Jaime Alguersuari Toro Rosso + 1,426
8. Sebastian Vettel RB Racing + 1,684
9. Heikki Kovalainen Lotus + 2,188
10. Paul di Resta Force India + 2,404
11. Adrian Sutil Force India + 2,672
12. Pastor Maldonado Williams + 2,859
13. Jenson Button McLaren + 4,588
14. Jérôme d'Ambrosio Virgin + 6,126

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