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Das Für und Wider der neuen Formel 1

Das neue Formel-1-Reglement erntet von ehemaligen Grand-Prix-Piloten sowohl Lob als auch Kritik; das Fuel Flow Meter sorgt für Wirbel.

Das neue technische Reglement der Formel 1 schlug schon vor dem Saisonauftakt in Melbourne hohe Wellen. Inzwischen sind zwei Rennwochenenden unter den neuen Rahmenbedingungen zurückgelegt – und an der "neuen" Formel 1 scheiden sich weiterhin die Geister. In Reihen ehemaliger Formel-1-Piloten gibt es sowohl Kritiker als auch Fürsprecher.

Ex-Formel-1-Pilot Karl Wendlinger stört sich beim Verfolgen eines Grands Prix anno 2014 vor allem daran, dass die einzigen Funksprüche, die es jetzt noch gebe, diejenigen seien, ob die Fahrer sich im Benzinfenster befänden oder nicht. Derartige Anweisungen von der Boxenmauer erinnern den Österreicher an die Zeit, als die Reifen die größte Sorge der Teams waren.

"Fahr wieder schnell, fahr wieder ein bisschen langsamer. Das ist ein bisschen so wie zu Beginn der vergangenen Saison als wir nur zu hören bekamen, dass die Reifen überhitzen", zieht Wendlinger bei ServusTV einen Vergleich und stellt heraus: "Das wollten wir nicht sehen. Pirelli hat die Reifen gewechselt, und es ist besser geworden."

Hans-Joachim Stuck, genau wie Wendlinger Ex-Formel-1-Pilot, spricht gegenüber ServusTV einen weiteren Punkt an und nimmt die Verantwortlichen der Königsklasse in die Pflicht: "Ich glaube, wir müssen grundsätzlich einmal das Ziel verlieren, jedes Jahr höher, schneller, weiter, sparsamer, umweltfreundlicher fahren müssen."

Stuck, der inzwischen das Amt des DMSB-Präsidenten bekleidet, will sich beim Thema Umweltverträglichkeit aber nicht missverstanden wissen: "Das Thema Umwelt ist ein sehr wichtiges Thema. Das kann man meines Erachtens aber auch anders regeln."

Konkret schwebt dem 63jährigen eine Neufassung des sportlichen Reglements vor. Dieses müsste einfacher, für den Zuschauer durchsichtiger verfasst werden. "Wann kommt der jetzt rein? Welche Reifen hat der jetzt drauf? Wie viel Benzin verbraucht der jetzt? Das macht ja keinen Spaß mehr. Die Leute schauen ja nicht mehr hin und das geht mir auch schon so", betont Stuck und bezeichnet den Grand Prix von Malaysia 2014 als richtig fades Rennen.

Heinz-Harald Frentzen gibt sich etwas pragmatischer. "Ich habe zum Beispiel in Imola gewonnen, weil ich Benzin gespart habe. Ich konnte eine Runde länger draußen bleiben", erinnert der Formel-1-Vizeweltmeister von 1997 bei ServusTV an seinen ersten Sieg beim Grand Prix von San Marino jenes Jahres.

In der Saison 2014 haben es die Teams anders als 1997 mit einem Durchflussmengensensor der FIA zu tun. Beim Weltmeisterteam RB Racing sorgte dieser Sensor am Malaysia-Wochenende erneut für Kopfzerbrechen: Zwei Wochen nachdem Daniel Ricciardo Platz zwei beim Grand Prix von Australien aufgrund einer zu hohen Benzindurchflussmenge aberkannt worden war, ging am RB10 des Australiers der Sensor komplett in die Knie.

So war RB Racing in Malaysia darauf angewiesen, die eigenen Durchflussberechnungen heranzuziehen. "Das zeigt doch deutlich, dass es Probleme mit diesen Sensoren gibt", poltert Teamchef Christian Horner. Anders als in Melbourne sah die FIA in Sepang darüber hinweg, dass RB Racing – notgedrungen – eigene Berechnungen anstellte. Allerdings kam Ricciardo diesmal – aus gänzlich anderen Gründen – ohnehin nicht ins Ziel.

Das Team aus Milton Keynes ist nicht das einzige, das sich mit derartigen Problemen herumschlägt. "Wir müssen uns das anschauen und verstehen", sagt Horner und hält fest: "Alle anderen scheinen mit dem Sensor zufrieden zu sein, doch bei Toro Rosso gab es an diesem Wochenende zwei Defekte. Das sind die einzigen Probleme, von denen wir wissen, doch die Situation ist ganz sicher keine, die nur Red Bull betrifft."

Geht es nach Hans-Joachim Stuck, dann hätte man in der Formel 1 auch anders reagieren können, um effizient unterwegs zu sein. Der ehemalige Formel-1-Pilot, Le-Mans-Sieger und DTM-Champion kritisiert, dass es in der "Königsklasse" bis heute keine Katalysatoren gibt. "Warum hat die Formel 1 nicht schon vor Jahren mal einen Kat eingebaut. In anderen Rennserien – DTM, GT Masters – fährt man mit Kat. Die Formel 1 hat lange keinen Kat gefahren und fährt auch jetzt noch keinen", schüttelt Stuck den Kopf.

Frentzen zeigt mehr Verständnis für die "neue" Formel 1 und bricht eine Lanze für die Königsklasse: "Es ist einfach eine neue Formel. Natürlich gibt es da Anfangsschwierigkeiten." Nach Ansicht des dreimaligen Grand-Prix-Siegers müsse es darum gehen, die Millionen ab sofort in nachhaltige Technik zu investieren, anstatt wie bisher nur in Bereiche wie die Aerodynamik. Unter diesem Aspekt betrachtet sieht Frentzen die Formel 1 auf seinem sehr guten Weg.

Stuck hält dennoch dagegen: "Ich bin einfach der Meinung, dass wir im normalen Leben gut daran tun, uns auf Entwicklungen wie emissionsfreie Zonen, E-Mobilität und alternative Antriebe zu konzentrieren. Der Motorsport sollte aber im Grundgedanken schon noch Motorsport bleiben." Auch auf der Rennstrecke sei der Umweltgedanke wichtig, es dürfe aber nicht ganz so extrem sein wie es jetzt der Fall sei, kritisiert der DMSB-Präsident technische Neuerungen wie das komplexe Energierückgewinnungssystem oder eben den Durchflussmengensensor für die Benzinmenge.

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