
Formel 1: Interview | 22.10.2015
Mansell: "DRS ist ein Irrsinn!"
Nigel Mansell, Formel-1-Weltmeister 1992, wünscht sich umfassende Regeländerungen – der Fahrer soll wieder im Mittelpunkt stehen.
Nigel Mansell ist eine Motorsportlegende. In der Formel 1 absolvierte der Brite insgesamt 187 Starts, feierte 31 Siege und fuhr für die Traditionsteams Lotus, Williams, Ferrari und McLaren. 1992 krönte sich der heute 62jährige zum ersten britischen Champion seit James Hunt 1976 und machte sich damit in seiner Heimat unsterblich. Mit dem aktuellen Zustand der Formel 1 ist er allerdings überhaupt nicht glücklich.
"Ich sage schon seit Jahren, dass sie die Regeln ändern müssen", holt er in der italienischen Gazzetta dello Sport zum Rundumschlag gegen die "Königsklasse" aus. Ihm stößt es vor allem sauer auf, dass der Fahrer in der heutigen Zeit nicht mehr im Mittelpunkt steht. "In meiner Ära hattest du Glück, wenn du drei Ingenieure hattest. Heute gibt es in der Box 30", erklärt Mansell.
"Die Reifen waren breiter, aber wir sind um die Kurven gerutscht. So konnten die Piloten ihren Stil demonstrieren. Heute sind die Autos einfach zu fahren, denn die Box sagt dir die ganze Zeit alles. So können die Fahrer ihre Fähigkeiten nicht mehr zeigen", ärgert sich der Brite und ergänzt: "Wenn du aggressiv fährst, machst du die Reifen kaputt, also musst du langsamer fahren."
Auch die Überholhilfe DRS ist dem Ex-Champion ein Dorn im Auge. Er erklärt: "Solche Dinge wie DRS sind ein Irrsinn! Welche Fähigkeiten erfordert ein Überholmanöver dann noch?" Als Beleg für seine These, dass die heutigen Piloten es im Cockpit zu leicht haben, führt er den 18jährigen Max Verstappen an. "Es ist klar, dass er talentiert ist, aber er ist ein perfektes Beispiel dafür, wie sich die Piloten heute entwickeln", so Mansell.
"Es ist überraschend, dass er auf einer Strecke so schnell ist, auf der er nie zuvor gefahren ist. Das verdankt er dem Simulator. Er muss das Auto gar nicht kennen, denn darum kümmern sich die Ingenieure", erklärt Mansell und ergänzt: "Außerdem hat er eine Sorge weniger, denn die Sicherheit hat sich verbessert. Seinen Unfall in Monaco hätte er in der Vergangenheit teuer bezahlt. Nach solchen Unfällen mussten viele ihre Karriere beenden."
Außerdem wünscht sich der Brite, dass der Alleingang von Mercedes und Lewis Hamilton an der Spitze des Feldes bald ein Ende hat. "Man braucht einen größeren Wettbewerb und einen Ferrari, der näher an der Mercedes-Performance dran ist, damit die Dinge wieder so sind wie zu meiner Zeit, als Senna, Prost, Piquet und ich immer gegeneinander gekämpft haben", erklärt der Brite, der sich 1992 selbst schon nach elf der 16 Saisonrennen zum Champion krönte.