
Formel 1: News | 11.01.2015
„Insbesondere die DTM ist ein Makel“
Wegen einer Unterbewertung ihrer hauseigenen Nachwuchsklassen wollen die Franzosen auf die Barrikaden gehen.
Dass sich grünschnäblige Teenager vom Schlage eines Max Verstappen in der Formel 1 versuchen dürfen, missfällt Fans und Experten. Allerdings hat auch der Vorstoß der FIA, solche Personalien mit einem neuen Punktesystem zur Vergabe der Superlizenz zu unterbinden, nicht nur Freunde gefunden. Renault fühlt sich als Ausrichter der Renault-World-Series (WSbR) übergangen und benachteiligt, Ex-McLaren-Testpilot Gary Paffett glaubt an eine Fehlbewertung "seiner" DTM und fordert Umdenken.
Grund für den Groll des französischen Automobil-Herstellers soll laut Autosport die Einstufung der hauseigenen Talentschmieden sein. Die WSbR, die sich als direkter Unterbau zur Königsklasse versteht und zuletzt Kevin Magnussen sowie Carlos Sainz jun. herausbrachte, wird im System mit weniger Zählern bewertet als die GP2 und sogar als die Formel-3-EM. Die Formel Renault, eine europaweit ausgetragene Zweiliter-Formelklasse für Monoposto-Einsteiger, muss sich hinter der neuen Formel 4 anstellen.
Außerdem soll Renault bemängeln, dass im Vorfeld von der FIA angekündigte Gespräche mit den Veranstaltern der Nachwuchsklassen nicht stattgefunden hätten. In einem Autosport zugespielten Schreiben an seine Kundenteams kündigt der Konzern an, "die Gelegenheit wahrzunehmen, unsere Serien zu verteidigen". Die in der WSbR engagierten Mannschaften demonstrieren hingegen Gelassenheit, schließlich punktet die Klasse noch mit einem im Vergleich zur GP2 kleinerem Budgetaufwand.
Fehlbewertung der DTM?
In der Szene wird auch von einer gezielten Aktion gemunkelt, um das gewünschte Ausdünnen der Monoposto-Serien zu beschleunigen. Als Vorsitzender der entsprechenden FIA-Kommission ist hier Ex-Ferrari-Rennleiter Stefano Domenicali am Ruder. Andere Gründe muss es dafür geben, dass die DTM (genau wie die Tourenwagen- und die Rallye-WM) gar nicht berücksichtigt wird. Erkennen will Paffett diese bei Reuters nicht: "Bestimmte Serien einfach auszuschließen, insbesondere die DTM, ist ein Makel."Der Brite, der bis vor wenigen Wochen als ewiger Testpilot bei McLaren unter Vertrag stand, befürwortet jedoch das Prinzip eines Punktesystems für den Formel-1-Führerschein, ist mit dem aktuellen Vorschlag aber nicht einverstanden: "Da braucht es noch eine Menge Arbeit und ziemlich viel Überdenken." Paffett selbst hätte die nötige 40-Zähler-Marke nach drei Jahren im Tourenwagen nicht geknackt, als er sich 2005 zum DTM-Champion krönte und damals kurz vor einem Sprung ins McLaren-Einsatzcockpit stand.
Obwohl außer Paul di Resta - der nach seinem Titel ebenfalls nicht genügend Punkte für die Superlizenz gehabt hätte - in jüngster Vergangenheit kein DTM-Pilot als Einsatzfahrer den Schritt in die Formel 1 ging, lobt Paffett die Serie als Sprungbrett. "Sie ist eine großartige Lehrerfahrung für die Piloten. Man repräsentiert einen Hersteller und fährt Rennautos auf sehr hohem Leistungsniveau, mit viel Abtrieb und Power, gegen Gegner von hoher Qualität", erklärt der Mercedes-Routinier.