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Formel 1: News

„Logik und Menschenverstand“

In einer ähnlichen Situation wie jener in Monaco werden die Mercedes-Strategen künftig nicht mehr auf Daten, sondern auf den Menschenverstand setzen.

Nach dem Strategiefehler von Monaco hat Mercedes die Ereignisse, die WM-Leader Lewis Hamilton den Sieg im Fürstentum gekostet haben, genau analysiert: Am Dienstag fand in Brackley eine Krisensitzung statt, bei der beschlossen wurde, in Zukunft in so engen Situationen auf den gesunden Menschenverstand zu setzen.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff erklärt gegenüber Bild: "Wir haben noch einmal alle Daten verglichen und sind alle Möglichkeiten durchgegangen und zu folgendem Ergebnis gekommen: Wenn künftig wieder eine solche oder ähnliche Situation wie in Monaco eintreten sollte, entscheiden nicht die Daten auf dem Computer, sondern die Logik und der Menschenverstand."

Hamilton hatte 19,3 Sekunden vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg geführt, ehe Max Verstappen crashte und in der 63. Runde eine Safety-Car-Phase herausforderte. Zunächst entschied sich die Rennleitung für das Virtual Safety-Car - das bedeutet, dass die Piloten die Delta-Zeit von 130 Prozent des durchschnittlichen Renntempos nicht unterschreiten dürfen.

Warum die Strategen patzten

Da Hamilton später an einem Posten vorbeifuhr, wo das Signal gezeigt wurde, als seine Verfolger, wuchs sein Vorsprung auf Rosberg sogar auf 27,1 Sekunden an. Der Brite klagte über sinkenden Reifendruck, weshalb sich das Team dazu entschloss, den Leader an die Box zu holen. Was man nicht bedachte: Als dann doch Safety-Car-Pilot Bernd Mayländer auf die Strecke geschickt wurde, bremste er Hamilton so herunter, dass seine Verfolger deutlich näher kamen - und zwar um rund elf Sekunden.

Das konnte für einen Boxenstopp gar nicht reichen, wenn man in Führung bleiben will. Als Hamilton auf Höhe des bis dahin Drittplatzierten Sebastian Vettel wieder aus der Box kam, war der Grand Prix für ihn so gut wie verloren, denn auf dem winkeligen Kurs an der Cote d'Azur ist Überholen nur möglich, wenn der Vordermann einen Fehler macht.

Der Aufsichtsratsvorsitzende von Mercedes, Niki Lauda, der als eine Art Überwacher eingesetzt wird, kritisierte die Entscheidungsfindung am Kommandostand nach dem Rennen gegenüber RTL scharf: "Da reden sehr viele Ingenieure und Oberstrategen, wie man das Rennen zu fahren hat. Es wird vor und zurück diskutiert. Es muss da oben einer sitzen, wenn alle Strategen sich zu Tode reden. Und der muss dann eine logische Entscheidung treffen. Das fehlt mir bei uns."

Coulthard glaubt: "Hamilton wird misstrauisch sein"

Trotz der neuen Maßnahmen bei Mercedes glaubt Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard, dass es eine Zeitlang dauern wird, bis Hamilton seinem Rennstall bei Strategieentscheidungen wieder voll vertrauen wird. "Das nächste Mal, wenn Mercedes Lewis Hamilton anfunken wird, um an die Box zu kommen, dann wird er voraussichtlich in seiner Reaktion mehr als misstrauisch sein - und das zurecht", sagt der Schotte gegenüber dem 'Telegraph'.

Er glaubt, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Hamilton und dem Team durch den Fauxpas einen großen Dämpfer erlitten hat: "Es wird extrem schwierig werden, damit umzugehen. Eine Anweisung des Teams muss vom Fahrer nicht notwendigerweise befolgt werden, aber wenn man als Fahrer jede Entscheidung hinterfragt, dann geht das an die Substanz."

Coulthard lobt allerdings die Reaktion des zweimaligen Weltmeisters, nachdem er trotz des sicher geglaubten Sieges nur Dritter wurde. "Der Lewis aus dem Jahr 2011 hätte das Team wahrscheinlich ziemlich zusammengestaucht", glaubt er. "Das hätte vielleicht große Schlagzeilen gemacht, aber diesmal hat er sich als professioneller Sportler erwiesen, der viel Geld verdient. Selbst nach diesen Ereignissen, die man durchaus als Tragödie bezeichnen kann, da selbst Nico Rosberg anerkannt hat, dass der falsche gewonnen hat, zeigte Lewis, wie stark er gereift ist."

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