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Formel 1: Interview

Verstappen kritisiert 22 Rennen pro Saison

Die Formel-1-Piloten sind wenig begeistert über den Rennkalender 2020: 22 Rennen seien vor allem für die Mechaniker "am Limit", Familie sei unmöglich.

Der Formel-1-Kalender wächst 2020 auf eine Rekordanzahl von 22 Grands Prix an. Das werde zu Scheidungen führen, kommentiert Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Die Fahrer sind sich einig, dass 22 die Obergrenze darstellt. Sie haben Mitleid vor allem mit den Mechanikern der Teams.

Mit dem Abschied aus Hockenheim und der Neuverpflichtungen von Hanoi und Zandvoort wird die Formel-1-Saison noch einmal ausgeweitet. 22 Rennwochenenden werden die Teammitglieder nicht zu Hause sein. Verstappen sorgt sich vor allem um seine Crew.

"Ich finde 22 Rennen im Jahr nicht gut. Wir sollten die besten Strecken rauspicken", fordert er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Ich weiß, sie wollen Geld machen, aber sie müssen auch an die Mechaniker denken", betont der 21-Jährige. Er hofft, dass der Formel-1-Rechteinhaber Liberty Media zur Vernunft kommt.

Perez: 22 Rennen sind "über dem Limit"

Während die Piloten nur von Donnerstag bis Sonntag arbeiten müssen, sind die Mechaniker mit Auf- und Abbau bereits ab Montag oder Dienstag vor einem Rennwochenende beschäftigt. "Die Bosse lassen sich am Samstag oder erst Sonntagmorgen einfliegen und verlassen die Strecke noch vor Rennende", kritisiert er.

"Für die ist das freilich kein Problem, die können auch 30 Rennwochenenden durchhalten, denn sie sind maximal für drei Tage vor Ort." Die Mechaniker allerdings sind fünf oder sechs Tage beschäftigt. "Ich beschwere mich ja gar nicht aus Fahrersicht, aber es geht um die Mechaniker."

"Die können gleich die Scheidung beantragen, wenn sie noch mehr Rennen veranstalten." Auch Racing-Point-Pilot Sergio Perez muss Verstappen beipflichten. "Es gibt so viel Action, nicht nur für die Fahrer. Wir lieben Racing natürlich, aber es gilt an jedem Wochenende viele Verpflichtungen wahrzunehmen."

Schließlich seien die Piloten oftmals nicht nur zum Fahren engagiert worden. "Wir haben Simulator- und Sponsorenarbeit zu erledigen, außerdem müssen wir auf Events und uns fit halten. Da kommt vieles zusammen - es ist über dem Limit", fasst der Mexikaner zusammen.

Ist das Pensum der Fahrer erschöpft, so wird jenes der Mechaniker überstrapaziert, glaubt Perez. "Die sind seit Montag im Einsatz und verlassen die Strecke am Dienstag. Ich glaube, es sind alle schon am Anschlag im Team."

Als zweifacher Vater wird es für Perez nicht einfacher, Beruf- und Privatleben zu vereinen. "Ja, mal schauen, ob ich Scheidungspapiere zugestellt bekomme!", scherzt er. "Ich habe begonnen, da gab es 19 Rennen. Das ist schon viel." Aber auch er sorgt sich am meisten um seine Arbeitskollegen.

Von 8,4 auf 19,6 Rennen pro Saison

"Die werden sich sicherlich Gedanken machen. Ich zweifle daran, dass die nebenbei auch ein Familienleben führen können. Das ist sehr schwierig. Es wird wohl sogar soweit gehen, dass wir zwei Crews brauchen, die sich aufteilen."

Sollte Liberty Media weitere neue Rennen anstreben - die Rede ist von 25 pro Jahr - dann hofft Perez auf mehr Rennen in Europa. Das sei für alle einfacher erreichbar und die Fahrer könnten so ebenfalls bereits früher anreisen. Dem stimmt auch Alfa-Romeo-Pilot Kimi Räikkönen zu.

"Wenn wir mehr Rennen in Europa fahren, hätte ich nichts dagegen. Das ist für alle einfacher. Es ist immer schön, auf neuen Strecken zu fahren, aber die sollten auch gutes Racing bieten", meint der Routinier im Feld. Als Räikkönen 2001 sein Debüt gegeben hat, wurden im Durchschnitt 17,4 Rennen pro Saison ausgetragen.

Im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends waren es bereits 19,6 Rennen pro Saison. Im Vergleich dazu: In den 1990er-Jahren wurden im Durchschnitt pro Saison 16,2 Grands Prix ausgetragen, in den Anfängen der 1950er-Jahre überhaupt nur 8,4 Rennen.

"Die einzelnen Rennen werden durch 22 Grands Prix abgewertet", glaubt Haas-Pilot Kevin Magnussen. Daher meint Mercedes-Kollege Valtteri Bottas, dass es an einem gewissen Punkt "ein Limit" geben wird müssen. Lance Stroll merkt an: "Aber so wie ich das verstanden habe, wird dafür weniger getestet." Tatsächlich wurden die Testtage im kommenden Jahr gekürzt. "Ich fahre lieber Rennen als Tests", begrüßt er die Einschränkung.

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