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Scharfe Kritik an Aston Martins Safety-Car Hinter dem Safety-Car von Aston Martin fiel die Reifentemperatur in den Keller
Motorsport Images

Scharfe Kritik an Aston Martins Safety-Car: "Wie eine Schildkröte"

Beim Neustart in Runde 27 hätte Charles Leclerc beinahe die Führung verloren, und das lag auch am Safety-Car von Aston Martin, das nun in der Kritik steht

Das Safety-Car von Aston Martin steht nach dem Grand Prix von Australien in der Kritik. "Wie eine Schildkröte" sei es unterwegs gewesen, moniert etwa Max Verstappen - und das lag nicht an Fahrer Bernd Mayländer, sondern am grünen Aston Martin Vantage, der in Melbourne seinen ersten Einsatz in der Formel-1-Saison 2022 hatte.

Hauptkritikpunkt: Weil der Vantage langsamer ist als der Mercedes-AMG GT Black Series, geht während einer Safety-Car-Phase Reifentemperatur verloren, und das führt zu Situationen wie im Rennen am Sonntag, als Charles Leclerc in die letzte Kurve untersteuerte und so beinahe seine Führung verloren hätte.

"Das Safety-Car war so langsam, wie eine Schildkröte. Unglaublich", kritisiert Verstappen. "Wir sind auf der Gegengeraden 140 gefahren, obwohl dort nicht einmal ein beschädigtes Auto stand. Ich verstehe nicht, warum wir so langsam fahren. Das müssen wir untersuchen."

"Das Mercedes-Safety-Car ist eindeutig schneller, weil es mehr Aero hat. Dieser Aston Martin ist wirklich langsam. Der braucht mehr Grip, denn unsere Reifen waren kalt wie Stein", sagt der Red-Bull-Pilot und ergänzt: "Es ist ziemlich furchtbar, wie wir im Moment hinter dem Safety-Car fahren."

195 PS weniger als das Mercedes-Pendant

Dabei ist der Vantage in den Augen von Otto Normalverbraucher ein imposanter Sportwagen. 535 PS liefert der Vierliter-V8-Biturbo bei einem maximalen Drehmoment von 685 Newtonmetern. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 314 km/h, und den Sprint von null auf 100 schafft er in 3,6 Sekunden.

Zum Vergleich: Der Mercedes-AMG GT Black Series, 2022 ein neues Modell für die Formel 1, beschleunigt in nur 3,2 Sekunden von null auf 100, und mit 730 PS ist die Systemleistung, die Mayländer zur Verfügung steht, deutlich höher.

"Mit dem Mercedes-AMG-Safety-Car haben wir das Problem nicht", sagt George Russell. "Jetzt mal ganz im Ernst: Der AMG ist fünf Sekunden schneller als der Aston Martin. Das ist schon ziemlich signifikant." Eine unerwartet klare Aussage von einem Mercedes-Fahrer, schließlich ist der Mercedes-Konzern als Aktionär an Aston Martin Lagonda (AML) beteiligt.

Lawrence Stroll, dem Vorstandsvorsitzenden von AML, wird die Diskussion nach dem Rennen mutmaßlich nicht gefallen haben. Zumal sich auch Leclerc die Gelegenheit nicht nehmen ließ, öffentlichkeitswirksam auf Aston Martin einzuprügeln: "Nehmen wir doch einen Ferrari, dann sind wir gleich um fünf Sekunden schneller!"

Warum Neustarts für den Ferrari ein Problem sind

Stein des Anstoßes war die Safety-Car-Phase nach dem Crash von Sebastian Vettel in Runde 24. Diese endete in Runde 27, und Leclerc tat sich sichtlich schwer damit, Temperatur in seine Reifen zu bekommen. Der Ferrari gilt 2022 als "Reifenflüsterer". Das ist auf die Renndistanz gesehen ein Vorteil - macht es aber komplexer, nach einer Gelbphase sofort auf Betriebstemperatur zu sein.

Hinter dem Safety-Car fühle sich das Tempo "immer zu langsam" an, meint Leclerc, "denn mit den Formel-1-Autos haben wir so viel Grip. Wenn wir dann auch noch die harten Reifen drauf haben, dann ist es richtig, richtig schwierig. Ich hatte massive Probleme, Temperatur in meine Reifen zu bekommen."

"Ehrlich gesagt wollte ich mich fast schon am Funk beschweren, aber dann sah ich, wie stark das Safety-Car in den Kurven rutschte. Da wurde mir klar, dass es einfach nicht schneller geht, und ich wollte nicht noch mehr Druck machen. Ist halt so. Aber ja, man muss schon sagen, mit den neuen Autos ist es extrem schwierig, die Temperatur in den Reifen zu halten", findet der Ferrari-Fahrer.

Ausgangs Kurve 2: Leclerc nochmal in Gefahr

Das Safety-Car war der eine Faktor, warum Leclerc seine Führung beim Neustart beinahe verloren hätte. Der andere war das Untersteuern in der letzten Kurve vor Start und Ziel, wodurch sich Verstappen in den Windschatten saugen konnte. Es war Leclercs Glück, dass DRS zu dem Zeitpunkt noch nicht freigegeben war, sonst wäre P1 nicht zu halten gewesen.

"Ich habe versucht, die letzte Kurve so gut wie möglich vorzubereiten, also blieb ich auf der linken Seite der Fahrbahn. Dadurch habe ich ziemlich viel Dreck auf den Reifen eingesammelt", analysiert Leclerc. "So hatte ich starkes Untersteuern durch die letzte Kurve und dachte: 'Boah, das wird schwierig, die Führung zu verteidigen.' Aber nach zwei oder drei Kurven war der Grip wieder da."

Leclerc geriet ausgangs Kurve 2 nochmal in Gefahr, weil er sich bei der Anfahrt zu Kurve 1 verteidigen musste und Verstappen linientechnisch besser aus der Kurve rauskam. Doch weil der Red-Bull-Pilot einen minimalen Quersteher korrigieren musste, mutmaßlich ebenfalls wegen kalter Reifen, hatte er zu Kurve 3 hin nicht genug Schwung für eine ernsthafte Attacke.

Übrigens: Dass die neue Safety-Car-Regel, dass man beim Neustart nicht mehr Seite an Seite mit dem Vordermann sein darf, gerade Verstappen ein Dorn im Auge ist, sollte man meinen - ist aber nicht so. Der Weltmeister sagt: "Ich kenne beides, Seite an Seite und dahinter. Unterm Strich ist es kein großer Unterschied. Und es ist für alle gleich."

Motorsport-Total.com

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