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Thema Formel 1 liegt bei Porsche auf Eis Porsche-Chef Oliver Blume bat Fritz Enzinger zum Abschied auf die Bühne
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Nach Abschied von Fritz Enzinger: Thema Formel 1 liegt bei Porsche auf Eis

Gänsehaut beim Abschied von Fritz Enzinger: Sein Gang in die Rente ist ein Indiz dafür, dass das Thema Formel 1 bei Porsche derzeit auf Eis liegt

Seit dem Platzen der Verhandlungen mit Red Bull liegt das Thema Formel 1 bei Porsche auf Eis. Derzeit wird mit keinen Teams über einen Einstieg gesprochen. Und auch bei der "Night of Champions", die am vergangenen Samstag im Betriebscasino in Weissach stattgefunden hat, war die Formel 1 kein zentrales Thema.

Im Mittelpunkt stand die Ehrung diverser Porsche-Champions und eine sportliche Bilanz des Motorsportjahres 2022. Vor rund 400 geladenen Gästen äußerte sich Oliver Blume, der Vorstandsvorsitzende von Porsche (und gleichzeitig Vorstandsvorsitzende des Volkswagen-Konzerns), dann aber doch zumindest kurz zu den gescheiterten Verhandlungen mit Red Bull.

"Die Gespräche liefen sehr gut", zitiert 'Speedweek' aus seiner Rede auf der Bühne. "Eine Beteiligung am Team war mit Handschlag ausgemacht, wurde aber im letzten Moment nicht vollzogen. Wir wollten ein gleichwertiger Partner sein. Es muss jeder selbst entscheiden, ob er Anteile verkaufen will. Das ist okay für uns. Wir haben uns fair verhalten."

Es ist das erste öffentliche Statement des Porsche-Chefs seit dem Scheitern der Verhandlungen mit Red Bull, und es ist ein Statement ohne verbales Nachtreten - wenngleich es zwischen den Zeilen Interpretationsspielraum dahingehend lässt, dass nicht Porsche, sondern Red Bull auf dem letzten Meter des Verhandlungsmarathons den unerwarteten Rückzieher gemacht hat.

Enzinger-Abschied: Liegt die Formel 1 jetzt auf Eis?

Die offizielle Porsche-Sprachregelung zum Thema Formel 1 lautet indes unverändert, dass die Rennserie "ein attraktives Umfeld" bleibt, "das weiterhin beobachtet wird". Doch derzeit gibt es keine wirklich konkreten Bemühungen, einen baldigen Einstieg in die Königsklasse des Motorsports zu realisieren.

Ein Indiz dafür ist auch die Verabschiedung des langjährigen Porsche-Motorsportchefs Fritz Enzinger (2011 bis 2021) im Rahmen der "Night of Champions". Denn Enzinger war als Leiter Konzern-Motorsport bei Volkswagen die treibende Kraft hinter der Vision, ab 2026 womöglich sogar zwei Konzernmarken in die Formel 1 zu bringen. Was mit Audi ja auch gelungen ist.

Doch jetzt, wo sich das Thema Formel 1 für Enzingers Herzensmarke Porsche zumindest vorerst zerschlagen hat, legt er planmäßig alle Funktionen nieder. "Ab 1. Januar bin ich Rentner", verrät er. Zwar hat er auch nach dem Platzen des Red-Bull-Deals weiter Möglichkeiten sondiert, Porsche in die Formel 1 zu bringen.

Doch jetzt köchelt dieses Thema nur noch auf Sparflamme. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt: Hätte sich ein konkretes Szenario abgezeichnet, dass Porsche doch in die Formel 1 einsteigen könnte, hätte es sich Enzinger nicht nehmen lassen, dem Projekt in der Aufbauphase beratend zur Seite zu stehen.

Standing Ovations zum Abschied von Enzinger

Zum Abschied gab's für Enzinger (66) in Weissach einen echten Gänsehautmoment. Während der Gala wurde er von Porsche-Chef Oliver Blume auf die Bühne gebeten und für seine großen Verdienste für Porsche und im Volkswagen-Konzern geehrt.

Enzinger war ein Motorsportmacher, der stets mehr aus dem Hintergrund operiert hat und selten für eine breite Öffentlichkeit greifbar war. Das war schon in seiner Formel-1-Zeit bei BMW so, wo er im Sog von Mario Theissen und Gerhard Berger im Teammanagement die Fäden gezogen hat; und später dann auch bei Porsche.

Den deutschen Sportwagenhersteller führte Enzinger zu drei Gesamtsiegen bei den 24 Stunden von Le Mans und acht WM-Titeln auf der Langstrecke. Als Leiter des LMP1-Programms baute er eins der erfolgreichsten Motorsportprogramme der jüngeren Vergangenheit praktisch aus dem Nichts auf. Und hatte dabei mit Andreas Seidl einen Helfer, der später in der Formel 1 Karriere machen sollte.

Enzinger: Erfolgreicher Manager mit Herz

Blume betonte in seiner emotionalen Rede aber nicht nur Enzingers sportliche Verdienste, sondern auch seine Menschlichkeit. Es gibt kaum einen Motorsportmacher mit so viel Einfluss, der trotz aller Erfolge so nahbar geblieben ist. Das spürten Medienvertreter genauso wie die hunderten Porsche-Mitarbeiter, die er mit seinem ansteckenden Engagement mitgerissen hat.

Als Enzinger von Blume auf die Bühne gebeten wurde, gab es stehende Ovationen vom Publikum in Weissach - auch vom versammelten Topmanagement von Porsche (unter anderem Entwicklungsvorstand Michael Steiner und Vertriebsvorstand Detlev von Platen) und prominenten Porsche-Partnern wie dem US-Motorsportmacher Roger Penske, der eigens für die "Night of Champions" angereist war.

Enzinger erklärte noch auf der Bühne augenzwinkernd, dass er jetzt als Rentner endlich mehr Zeit habe, sich um seine Enkelkinder zu kümmern. Ansonsten habe er "keinen unmittelbaren Plan", wie er seine Rente jetzt gestalten will: "Das lasse ich komplett auf mich zukommen." Und: "Es waren elf wunderschöne Jahre bei Porsche. Und ich möchte davon keinen einzigen Tag missen."

Motorsport-Total.com

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