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F1-Rennen Barcelona: Schlussbericht Max Verstappens Sieg in Barcelona war zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr
Motorsport Images

F1-Rennen Barcelona: Verstappen gewinnt, aber Mercedes überrascht!

Doppelpodium für Mercedes: Lewis Hamilton und George Russell zeigen beim Grand Prix von Spanien eine starke Leistung, doch Max Verstappen sichert sich den Sieg

Max Verstappen (Red Bull) hat beim Grand Prix von Spanien 2023 in Barcelona einen souveränen Start-Ziel-Sieg gefeiert. Zweiter wurde aber nicht Lokalmatador Carlos Sainz (Ferrari), der am Start fast in Führung gegangen wäre; sondern das Mercedes-Team belegte mit Lewis Hamilton und George Russell nach einer starken Performance die Plätze 2 und 3.

Es hingen dunkle Wolken über Barcelona, doch zum von den Verstappen-Gegnern erhofften Regenschauer kam es nicht, sodass der WM-Leader nie ernsthaft in Gefahr geriet.

Nur wegen der Tracklimits musste er aufpassen, denn nach zwei Verstößen in Kurve 9 und Kurve 5 ermahnte ihn Renningenieur Gianpiero Lambiase, nicht unnötig eine Verwarnung zu riskieren. Zu der kam es dann trotzdem: In Runde 58 gab's die Warnflagge der Rennleitung, weil Verstappen in Kurve 10 ein drittes Mal über die Tracklimits gefahren war.

"Passiert manchmal", sagt Verstappen. "Ich hatte mit den harten Reifen ein bisschen Probleme, und da bin ich dreimal über die weiße Linie gekommen. War nicht wirklich ein Thema."

Sein Teamkollege Sergio Perez startete nach seinem Q2-Aus am Samstag eine Aufholjagd und legte vor allem nach seinem letzten Boxenstopp beeindruckenden Rundenzeiten hin. Das reichte noch, um Sainz zu überholen; mehr als Platz 4 war aber nicht mehr drin.

Sainz wurde Fünfter, vor Lance Stroll, Fernando Alonso (beide Aston Martin), Esteban Ocon (Alpine), Guanyu Zhou (Alfa Romeo) und Pierre Gasly (Alpine).

Eigentlich war Yuki Tsunoda (AlphaTauri) als Neunter über die Ziellinie gefahren. Der Japaner fiel aber wegen einer Fünfsekundenstrafe (wegen Abdrängens von Zhou) auf Rang 12 zurück.

Charles Leclerc (Ferrari) kam, aus der Boxengasse gestartet, auf Platz 11 ins Ziel. Und Nico Hülkenberg (Haas) wurde 15. Wie befürchtet trat die Prognose ein, dass der Haas im Renntrimm aufgrund des hohen Reifenverschleißes deutlich zurückfiel.

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Wie überlegen war Red Bull wirklich?

Verstappen konnte nahtlos an die herausragende Performance im Qualifying anknüpfen. Nach den ersten zehn von 66 Runden hatte er - obwohl auf dem härteren Medium gestartet - bereits 5,3 Sekunden Vorsprung auf Sainz und 7,0 auf Hamilton. Perez lag zu dem Zeitpunkt mit 15,0 Sekunden Rückstand auf Platz 8.

Es waren die kleinen Details, die die Überlegenheit von Red Bull zum Ausdruck brachten. Etwa das Überholmanöver von Perez in Runde 9, als er vor der ersten Kurve an Zhou vorbeiging, obwohl der in einem DRS-Zug war und selbst auch den Flügel aufgeklappt hatte. Perez konnte trotzdem ein sauberes Überholmanöver vortragen, und das sogar außen!

Bei der Zieldurchfahrt nach 66 Runden hatte Verstappen mehr als 20 Sekunden Vorsprung.

Was war der bevorzugte Startreifen?

16 von 20 Fahrern gingen mit dem Soft ins Rennen. Nur vier Fahrer trafen eine davon abweichende Entscheidung: Die beiden Red-Bull-Piloten sowie Logan Sargeant (20./Williams), der aus der Boxengasse kam, starteten auf Medium. Und Leclerc, nach Wechsel des kompletten Antriebsstrangs ebenfalls aus der Boxengasse kommend, sogar auf Hard.

Hatte Verstappen dadurch am Start einen Nachteil?

In der Theorie bietet ein weicherer Reifen im Beschleunigungsrennen hin zur ersten Kurve mehr Grip. Und tatsächlich kam Sainz von der Linie besser weg als Verstappen, obwohl er auf der schlechteren Seite startete. Beim Anbremsen der ersten Kurve hatte er auf der Außenbahn die Nase leicht voran. Letztendlich fehlte ihm aber der Mut, es drauf ankommen zu lassen.

So ging Verstappen in Führung, und der fuhr auf und davon. Nach der ersten Runde hatte er Sainz mit 1,1 Sekunden Abstand aus dem DRS-Fenster abgeschüttelt, nach zwei Runden waren es 1,4 Sekunden.

Der große Sieger des Starts war Aston Martin. Stroll verbesserte sich vom fünften auf den dritten Platz, Alonso vom achten auf den siebten. Und weil Lando Norris (17./McLaren) nach einer Berührung mit Hamilton in Kurve zwei den Frontflügel tauschen musste, rückte Alonso sogar auf P6 auf.

Hat Ferrari Sainz' ersten Boxenstopp verpatzt?

In der TV-Regie wurde unmittelbar nach Sainz' Boxenstopp in Runde 15 ein Funkspruch des Spaniers ausgestrahlt: "Warum?" Da ärgerten sich viele Tifosi vor den Fernsehschirmen, dass die Strategen schon wieder nicht auf ihre Fahrer hören.

Doch das war missverständlich. Der Funkspruch wurde von der TV-Regie verzögert ausgestrahlt. Tatsächlich hatte Sainz' Renningenieur bereits vor dem Boxenstopp erklärt, dass man beim Boxenstopp von Soft auf Medium wechseln werde. Darauf reagierte Sainz mit der Frage: "Warum?" Erst danach kam er rein, sodass sich sein Funkspruch nur auf die Reifenmischung bezog und nicht auf den Boxenstopp an sich.

Sainz konnte sich bis Runde 28 auf Kurs zu Platz 2 halten. Dann verlor er aber sang- und klanglos eine Position gegen Hamilton. Der Mercedes kam immer besser in Schuss, je länger das Rennen dauerte. Und hatte zu dem Zeitpunkt die um neun Runden frischeren Reifen als Sainz. Letztendlich kam er als Fünfter ins Ziel.

Verwunderung herrschte indes über den ersten Boxenstopp von Leclerc. Obwohl auf harten Reifen gestartet, mutmaßlich um einen langen ersten Stint zu fahren, kam er schon in Runde 17 rein (Wechsel auf Soft). Also deutlich früher als etwa Hamilton, der sogar auf Soft 24 Runden im ersten Stint fuhr, oder Russell, der in Runde 25 von Soft auf Medium umsteckte.

Wer war hinter Verstappen "Best of the Rest"?

Toto Wolff hatte schon nach dem Qualifying gesagt, dass für Hamilton eigentlich Platz 2 möglich gewesen wäre. Im Rennen arbeiteten sich die Mercedes-Fahrer dann dank einer hervorragenden Pace immer weiter nach vorn. Hamilton schnappte sich in Runde 8 Stroll und in Runde 28 Sainz und war damit erster Verstappen-Verfolger.

Auch Russell konnte ein vergleichbares Tempo gehen. Nachdem er sich in Runde 35 Sainz geschnappt hatte, lagen erstmals beide Mercedes auf Podiumskurs.

Unruhe am Boxenfunk kam nur einmal auf, als Russell Regen in Kurve 5 meldete. Das sorgte am Kommandostand für Stirnrunzeln, denn Kurve 5 liegt im Infield und kann somit eigentlich gar nicht der Punkt sein, an dem es zuerst zu regnen beginnt.

Später musste sich Russell dann korrigieren: Er schwitze so stark, dadurch habe er Schweißtropfen am Visier als Regen fehlinterpretiert.

Glück hatte Russell übrigens in der ersten Runde, als er von der Strecke abkam. Das zog eine Untersuchung wegen "leaving the track and gaining an advantage" nach sich. Die Rennkommissare sprachen dafür aber keine Strafe aus.

15 Runden vor Schluss hatten dann alle ihre Boxenstopps absolviert. Jetzt bahnte sich ein Vierkampf um die zwei Podestplätze an: Hamilton lag auf Rang 5,1 Sekunden vor Russell, 13,8 vor Sainz und 16,3 vor Perez. Hamilton und Perez hatten die frischesten Reifen fürs Finish, Sainz die ältesten.

Perez schnappte sich zwar noch Sainz. Die beiden Mercedes brachten ihre Positionen aber sicher ins Ziel.

Russell freut sich: "Wenn man die Rundenzeiten mit denen um uns rum vergleicht, den Astons und Ferraris, dann waren wir schneller. Wir haben mehr Downforce gebracht, und jetzt sind wir in einem besseren Fenster. Wir freuen uns sehr über dieses Podium."

Wer holte den Punkt für die schnellste Rennrunde?

In Runde 61 von 66 wurde Verstappen offenbar langweilig. Er erkundigte sich am Boxenfunk, was die schnellste Rennrunde sei. "16.6. Das war die erste Runde auf frischen Softs von 'Checo', mit DRS. Mach dir darüber keine Gedanken", ermahnte ihn das Team. Und: "Wir haben die schwarz-weiße Flagge gesehen. Wir können uns nichts leisten."

Verstappen ignorierte die Warnungen seines Teams, legte 1:16.330 Minuten vor und sicherte sich damit den Bonuspunkt, gut drei Zehntelsekunden vor Perez, der von seinem Renningenieur am Ende auch nochmal aufgefordert wurde, alles zu geben. Aber er konnte Verstappens Zeit nicht replizieren.

Als Verstappen seine schnelle Runde gedreht hatte, grummelte sein Renningenieur: "Okay. Kannst du es jetzt bitte innerhalb der weißen Linien nach Hause bringen? Danke."

Helmut Marko nahm's gelassen: "Das kannst du ihm nicht austreiben."

Wann und wo gibt's die Rennanalyse?

Wenn die TV-Broadcaster aus ihren Übertragungen aussteigen, stehen in Barcelona die Medienrunden von Teamchefs und Fahrern an, die nicht live gezeigt werden. Was dort gesagt wurde, darüber sprechen am Sonntagabend ab 21:30 Uhr auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll, mit Einordnungen und Thesen zum Rennen.

Wie geht's in der Formel-1-WM 2023 weiter?

Barcelona war das siebte von 22 geplanten Rennwochenenenden der Saison 2023 . Das nächste steht in zwei Wochen in Montreal, Kanada auf dem Programm. Danach sind wieder zwei Wochen Pause bis zum Grand Prix von Österreich in Spielberg.

Motorsport-Total.com

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