Fernando Alonso zum Duell um P2 | 04.04.2023
Fernando Alonso: "War mir ziemlich sicher, dass ich Zweiter werden kann"
Fernando Alonso steckte in Melbourne fast das ganze Rennen hinter Lewis Hamilton fest - Warum er sich eigentlich sicher war, am Ende noch Zweiter werden zu können
Drittes Saisonrennen, drittes Podium. Zum ersten Mal seit September 2013, also seit fast zehn Jahren, stand Fernando Alonso zu Beginn der Formel-1-Saison 2023 wieder in drei aufeinanderfolgenden Rennen auf dem Treppchen.
Nachdem der Spanier zuvor zweimal Dritter hinter den beiden Red-Bull-Piloten geworden war, duellierte er sich am vergangenen Wochenende in Melbourne mit seinem alten Rivalen Lewis Hamilton um den zweiten Platz hinter Max Verstappen.
"Ich habe versucht, etwas Druck zu machen, aber er ist ein unglaubliches Rennen gefahren, hat überhaupt keine Fehler gemacht - wie man es von einem Champion wie ihm wohl erwarten würde", lobt Alonso seinen ehemaligen Teamkollegen.
"Ich glaube, er hatte in 58 Runden nur einen Verbremser in Kurve 13", berichtet Alonso und erklärt, er sei zwar "sehr nah" an Hamilton dran gewesen. "Aber jedes Mal, wenn ich versucht habe, näher zu kommen, schien er die Pace etwas anzuziehen."
Alonso bekommt zwei Plätze geschenkt
Ausgangspunkt des Duells der beiden Weltmeister war gleich der Start. Hamilton und Alonso nahmen das Rennen Seite an Seite aus der zweiten Reihe auf. In Kurve 2 war der Spanier dabei bereits kurzzeitig neben dem Mercedes.
Doch weil ihm dann der Platz ausging, verlor er letztendlich sogar eine Position an Carlos Sainz und lag zunächst nur auf Rang fünf. "Am Anfang hatten wir natürlich Glück mit der ersten roten Flagge, weil George [Russell] und Carlos an die Box kamen", gesteht er.
"Davon haben wir profitiert", weiß der Spanier, der durch die Unterbrechung zwei Plätze geschenkt bekam und das Rennen beim Neustart von Startplatz drei wiederaufnehmen durfte. Hamilton lag da sogar auf Platz eins vor Verstappen.
Weil der Niederländer aber kurze Zeit später an Hamilton vorbeiging und sich einen Vorsprung herausfahren konnte, entwickelte sich danach das Duell zwischen den beiden ehemaligen McLaren-Teamkollegen um den zweiten Platz.
Nie nah genug dran für eine Attacke
"Mercedes war sehr schnell und Lewis hat heute einen unglaublichen Job gemacht", berichtet Alonso, während Hamilton behauptet, dass der Aston Martin eigentlich das schnellere Auto gewesen sei. Eine These, die Alonso "vermutlich" mitgeht.
"Wenn man 50 Runden innerhalb von zwei Sekunden hinter dem Auto vor einem liegt, ist es normal, dass man etwas schneller fahren könnte. Bei freier Fahrt könnte man vermutlich zwei oder drei Zehntel pro Runde schneller sein", erklärt der Spanier.
"Aber letztendlich kam ich nicht näher als das heran. Ich denke also, dass unsere Pace sehr ähnlich war", so Alonso. Denn selbst wenn er minimal schneller als Hamilton gewesen sein sollte, reichte es nie, um ins DRS-Fenster des Briten zu kommen.
Zudem betont Alonso, dass er nach dem Neustart "einige Zweifel" gehabt habe, ob die Reifen bis zum Rennende halten, "weil wir in FT2 die Longruns und alles verpasst hatten." Am Freitagnachmittag hatte es in Melbourne geregnet.
Neustart wird statt "Möglichkeit" fast zur Katastrophe
Beim Neustart hatten fast alle Fahrer die harten Reifen aufgezogen, um damit bis zum Schluss durchzufahren. Am Ende sei der Zustand der Pneus dann auch "besser als erwartet" gewesen, so Alonso. Doch das war während des Rennens noch unklar.
Und ohnehin spielten die Reifen am Ende keine Rolle mehr, weil nach dem Unfall von Kevin Magnussen ein weiteres Mal die rote Flagge gezeigt wurde. Alonso verrät, dass er den zweiten Neustart als "Möglichkeit" gesehen habe, Hamilton doch noch zu überholen.
"Ich war mir beim letzten Start um ehrlich zu sein ziemlich sicher, dass ich Zweiter werden kann, weil unsere Starts sehr stark waren. Und auch das war wieder ein guter Start, ich war in Kurve 1 schon daneben", berichtet Alonso.
Doch anstatt Hamilton noch zu attackieren, wurde er von Landsmann Sainz getroffen und drehte sich. So hatte er letztendlich Glück, dass der Start für das Endergebnis gar keine Rolle mehr spielte, weil kurz danach ein drittes Mal die rote Flagge gezeigt wurde.
Rote Flagge: Alonsos "Achterbahnfahrt der Gefühle"
"Wir hatten heute eine Achterbahnfahrt der Gefühle", gesteht Alonso, der kurzzeitig befürchtete, dass er sein Podium durch den Sainz-Zwischenfall verloren hatte. "In der letzten halben Stunde war es schwierig, zu verstehen, was passierte", gesteht er.
Die Rennleitung entschied sich schließlich dazu, nach der dritten roten Flagge auf die Reihenfolge beim vorherigen Neustart zurückzugreifen. Damit behielt Alonso seinen dritten Platz, denn die letzte Rennrunde wurde nur noch hinter dem Safety-Car zu Ende gefahren.
"Das Rennen selbst war in Sachen Pace gut für uns", resümiert Alonso - auch wenn er Hamilton letztendlich nicht mehr knacken konnte. Denn das Rennen sei auch wegen der zahlreichen Unterbrechungen "nicht einfach" gewesen.
Auf die Frage, was nach drei dritten Plätzen sein Ziel für die nächsten Rennen sei, antwortet der Spanier mit einem Grinsen: "Ein bisschen höher auf dem Podium zu stehen!" Er wolle nun "mindestens" einmal Zweiter werden.
Krack witzelt: Hätten alle Rennen gewinnen müssen!
Auch Teamchef Mike Krack ist nach dem Rennen in Melbourne bestens gelaunt und antwortet im Spaß auf die Frage, ob Alonso die Erwartungen von Aston Martin bislang erfüllt habe: "Nein, er hätte alle drei [Rennen] gewinnen sollen!"
Wieder ernst erklärt er: "Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass wir nach den ersten drei Rennen drei Podestplätze haben würden, dann hätte ich das auch nicht geglaubt. Aber es zeigt auch, was für einen Champion wir da haben. Er ist einfach unglaublich."
Vor allem Alonsos "Konstanz" lobt der Teamchef und erklärt: "Wenn man sich alle Sessions in diesem Jahr anschaut, dann war er immer da, in jeder einzelnen Session, in jedem FT1 und FT2. Er ist immer vorne dabei und pusht die ganze Zeit am Maximum."
Der Spanier sei bislang "fantastisch" gefahren, so Krack. Seinen bislang letzten Formel-1-Sieg holte Alonso am 12. Mai 2013 in Barcelona. Auch das ist inzwischen fast zehn Jahre her ...